Half-Life 2: Update – Munter ans Werk, Mr. Freeman
Nach über einem Jahrzehnt des Schweigens möchte ich ein Geständnis ablegen: Ich habe nie Half-Life 2 gespielt. Bis vor kurzem jedenfalls. Denn als ich eben jenes Geständnis kürzlich semi-öffentlich ablegte, schenkten mir zwei Menschen gleichzeitig das Spiel. Ein wenig, als fehlte mir etwas Entscheidendes im Leben und als sei das so traurig, dass Hilfe unbedingt nötig sei. Zugegeben: Der Anlass war nicht nur, dass ich nie Half-Life 2 gespielt habe, sondern das vor kurzem ein kostenloses Update für das Spiel erschien, das die Grafik um ein paar Licht- und Nebeleffekte bereichern sowie einige Fehler beseitigen soll. Ursprünglich wurden die Neuerungen von Fans entworfen, Valve gab aber seinen Segen, als dass es nun über Steam an die Massen verteilt werde. Der perfekte Moment also, Half-Life 2 kennenzulernen.
Das Erste, was mich an Half-Life 2 beeindruckt hat, war die Grafik. Kann es sein, dass ein Spiel, das vor elf Jahren erschienen ist, so gut gealtert ist? Könnte am Update liegen, dachte ich mir – allerdings offenbart ein Blick in die Originalfassung, dass sich so viel eigentlich gar nicht geändert hat. Hier ein hübscher Nebeleffekt, da ein wenig dynamische Beleuchtung – viel mehr Unterschied mochten meine Augen nicht auszumachen. Klar, die Charaktermodelle wirken ab und an ein wenig kantig und einige Texturen sind verschwommen, die Welt wirkt insgesamt relativ steril. Tatsächlich habe ich beim ersten Versuch aus Versehen die Originalfassung des Spiels konsumiert und nicht bemerkt, dass ich das Update noch nicht einmal heruntergeladen hatte. Nach gut einer Stunde Spielzeit musste ich dann noch einmal von vorn beginnen, weil die Spielstände nicht ohne Bugs übertragbar waren. Ärgerlich. So oder so – Half-Life 2 ist hervorragend gealtert und sorgt auch heute nicht für das sonst beim Nachholen alter Spiele so typische visuelle Abwehrverhalten im Kopf.
Darüber hinaus spielt sich Half-Life 2 auch heute noch außerordentlich flüssig. Während die Protagonisten zeitgenössischer Computerspiele sich teils schwerfällig durch die Welt bewegen, reagiert Gordon Freeman sofort auf jeden Tastendruck, fast wie bei einem guten Plattformer. Zwischensequenzen im klassischen Sinne gibt es nicht, das Spiel wird lediglich hin und wieder durch einen Ladebildschirm unterbrochen. Das mag für alle, die Half-Life 2 ohnehin kennen, ein alter Hut sein, ich jedoch bin vom Spiel zum ersten Mal restlos begeistert. Und das, obwohl mich die Story zumindest auf den ersten Blick ratlos zurücklässt. Als Gordon Freeman kämpfe ich in einer besetzten Stadt namens City 17 gegen Aliens namens Combine? Und die wollen die Menschheit unfruchtbar machen? Warum? Ich habe keine Ahnung. Denn auch den ersten Teil von Half-Life habe ich nie gespielt.
Es ist nicht so, dass ich mich nicht erinnere, wie es war, als Half-Life 2 erschien. Ich lebte damals in einer Wohngemeinschaft mit zwei Kommilitonen und einer davon war schon Monate vor Erscheinen des Spiels absolut überhyped, denn er hatte schon den ersten Teil mit Begeisterung gespielt. Dann sickerte irgendwann durch, dass Half-Life 2 an Steam gebunden sei und dass zum Spielen eine permanente Internetverbindung benötigt würde. Das sorgte für Kopfzerbrechen, denn unsere Internetleitung war damals alles andere als stabil – teils trug daran unser Online-Anbieter die Schuld, teils aber auch wir, die wir viel zu spät dessen Rechnungen bezahlten. Half-Life 2 war ein Phänomen: Mit dem Erscheinen des Spiels begann sich unsere Zahlungsmoral schlagartig zu ändern. Das Internet musste ab sofort funktionieren, weil Steam sonst nicht funktionierte, weil Half-Life 2 sonst nicht funktionierte.
Half-Life 2 ist es absolut wert, auch heute noch gespielt zu werden. Mit seinen Physikpuzzles, seiner Gravitron-Waffe und dem Verzicht auf automatische Heilungsfunktion unterscheidet es sich deutlich von den Ego-Shootern unseres Jahrzehnts. Trotzdem benötigt es keinerlei Eingewöhnung, die Steuerung geht sofort in Fleisch und Blut über, die Soundkulisse wirkt auch heute noch bedrohlich und animiert zum Weiterspielen. Ein Traum. Vielleicht gibt es da draußen ja Menschen wie mich, die auch noch nie Half-Life 2 gespielt haben. Tut es mir gleich und lasst es euch von gütigen Menschen aus eurem Umfeld schenken. Spielt Half-Life 2! Das kostenlose Update ist die perfekte Gelegenheit dazu. Da ich diese Wissenslücke nun geschlossen habe, werde ich als nächstes God of War spielen. Das kenne ich nämlich auch noch nicht. Keinen einzigen Teil.
und nach God of War Half Life 1 !
Soweit ich mich erinnern kann, musste man aber nicht ‚always on‘ sein, oder? War zum Spielen nicht lediglich eine einmalige Aktivierung via Steam nötig?
Ich glaube auch, dass HL2 keine permanente Internetverbindung benötigte. Man musste es aber einmal online aktivieren, um zusätzliche Dateien zu ziehen. Aber danach ging es auch im Offline-Modus von Steam wenn ich mich nicht komplette täusche.
Ich hab das in der Tat anders in Erinnerung. So nämlich, dass Steam zumindest bei jedem Start online sein musste. Ich kann mich aber täuschen. In diesem Fall haben wir seinerzeit praktisch völlig umsonst regelmäßig unsere Internetrechnung bezahlt.
Wer die Grafik (heute wie damals) als schön betitelt, sollte wirklich zum Augenarzt gehen. Aber klar, den meisten (PClern) genügen anscheinend hochaufgelöste Texturen.
Den meisten Pclern? Sind Sie etwa KonsolenSpieler? Lassen Sie mich raten..PS4 was.. Schonmal was von 4k gehört? Oder Mods? Nein? Kann ich mir auch nicht vorstellen,..
Ein Troll? Gut, von Trier ist auch einer, passt.
ich hatte damals die demo gespielt und fand es langweilig. HL2 ist für mich der Startschuß für das Genre der Schlauchshooter. Das fand ich schon damals scheiße. HL1 war zwar auch einer, aber erst bei HL2 ists mir negativ aufgefallen, weil in der Oberwelt :D
Ich musste gut schmunzeln bei dem Artikel. Besser spät als nie – so eine Gaming-Perle bisher nicht gespielt zu haben, ist normalerweise einen riesen NoGo unter Zockern. ;D