Hundreds

“IF THEY TOUCH WHEN RED THEN YOU ARE DEAD”

Beim Blick auf meine Twitter-Timeline erscheint es mir sehr wahrscheinlich bis sicher, dass der durchschnittliche Besitzer eines iOS-Geräts und zweier Daumen in den letzten Tagen vom „Spiel mit den Kreisen und den Zahlen” gehört hat.

Der minimalistische Puzzler Hundreds ist eine Kollaboration von Adam Saltsman, seiner Schmiede Semi Secret Software (die bereits mit Canabalt und Gravity Hook iOS-Können bewies) und dem Gasketball-Macher Greg Wohlwend. Letzterer veröffentliche bereits 2010 ein Flashgame, das der mobilen Portierung zugrunde liegt und ihre wesentliche Mechanik erklärt – Kreise zu vergrößern.

Schwebende Blasen, mit Ziffern versehen, müssen durch Berührung aufgepumpt werden bis sie die Summe 100 ergeben. Der Haken: Berührt man eine Blase, färbt sie sich rot. Kollidiert sie nun im aktiven, wachsenden Zustand mit einer weiteren Blase (oder irgendeinem anderen Element), ist die Runde verloren. Das Prinzip ist genau so einfach wie es klingt und blüht nach dem Transport vom Flashgame auf dem Touchscreen voll auf.

Hundreds ist das Produkt hervorragender Design-Arbeit. Einfarbige, glatte Flächen treffen auf Schweizer Typographie und können sich stets sehen lassen, überlassen dem Spielgeschehen aber den Vortritt, ohne die Gestaltung unnötig in den Vordergrund zu rücken. Auch das Menü ist aufs Minimum reduziert, erinnert ans ebenso simplifizierte Letterpress und bündelt die 100 Level sehr hübsch.

Seine Qualitäten schmeicheln allerdings nicht nur dem Auge: Hundreds kommt dank seiner perfekten Lernkurve ganz ohne Tutorial oder erklärende Texte aus. Stattdessen geleitet es den Spieler von der kleinsten Hürde, einem einsamen grauen Fleckchen mit einer Null in der Mitte des Bildschirms, zu immer größeren Herausforderungen. Bläschen, die sich mit dem Finger aufplatzen lassen, gefährliche Kreissägen oder Verbindungslinien, die den Einsatz beider Daumen erfordern… Nach und nach werden neue Elemente hinzu gemischt, die die glorreiche 100 mal schwieriger, mal einfacher, in jedem Fall aber anders erreichbar machen.

Es mag sein, dass ich bloß eine seltsame Vorliebe für befriedigende Klickgeräusche wie beim Durchblättern des Xbox-Dashboards oder bei der Benutzung eines iPod-Clickwheels habe (hat das einen Namen? Geht es nur mir so?), doch lohnt es sich in jedem Fall, mit eingeschaltetem Ton zu spielen.

Meine erste Sitzung Hundreds hat mich gute zwei Stunden ans iPhone gefesselt und wurde durch einen leeren Akku zwangsunterbrochen – alle Anzeichen sprechen also dafür, dass es gerade zu Recht in aller Munde ist und in den iOS-Verkaufslisten sämtliche Angry Birds, grüne Schweinchen und zynga-Verbrechen in den Schatten stellt. Wie ein kleiner Kreis, der immer und immer größer wird. Ich empfehle Hundreds hiermit ausdrücklich allen Puzzle-Freunden, Casual-Typen und U-Bahn-Fahrern. Wer bis zum 10. Januar zuschlägt, erhält es zum Sparpreis von 2,69 EUR für iPhone und iPad im iTunes Store.