Guten Appetit!
Langsam breitet der vermummte Fremde die Karten vor mir auf dem Tisch aus. Ich setze meine Spielfigur auf die erste Karte, umgedreht zeigt sie eine Schlucht. Die Augen des Kartenlegers ziehen sich zusammen, als würde er grinsen — denn er weiß, was nun folgt: Natürlich entscheide ich mich fürs Durchqueren der Schlucht. Er hält mir vier Karten entgegen, auf drei von ihnen befindet sich ein Totenkopf. Langsam mischt der Fremde die Karten und fordert mich auf, ein von ihnen zu ziehen…
Hand of Fate ist ein klassisches Rollenspiel, in dem ich immer bessere Waffen und Rüstungen sammle und meinen Helden mit neuen Fähigkeiten für den Kampf gegen Monster, Banditen und heimtückische Fallen ausstatte. Hand of Fate ist ein Roguelike, denn mein Held verfügt nur über ein einziges Leben auf dem Abenteuer durch den zufällig erstellten Pfad aus verlassenen Kerkern, verfluchten Dörfern und verwunschenen Wäldern. Stirbt er dabei, beginnt eine neue Geschichte. Hand of Fate ist ein Actionspiel, bei dem ich in Third-Person-Perspektive Goblins, Skeletten und anderen Schurken ordentlich die Fresse poliere. Hand of Fate ist ein Kartenspiel, denn für jede gemeisterte Herausforderung landen neue Karten in meinem Deck, aus dem ich später eigene Abenteuer zusammenstellen kann.
Aber eigentlich ist Hand of Fate ein “Choose your own Adventure”. Die erlebten Abenteuer sind Teil eines Tabletop-Rollenspiel im Spiel. Die meiste Zeit blicke ich dabei dem Erzähler in die Augen, mehr kann ich von seinem vermummten Gesicht nicht sehen. Womöglich lächelt er hinter dem Schal verschmitzt, während er mir neue Hindernisse in den Weg wirft. Umso befriedigender ist sein eingeschnappter Kommentar, wenn ich die Todesschlucht sicher überwinde, selbst wenn die Chancen schlecht standen. Nur noch eine Runde. Und dieses Mal zeig ich’s diesem elenden Hütchenspieler mit seinen billigen Tricks so richtig.
Hand of Fate ist wie ein gut durchgekochter Eintopf: Alle möglichen Zutaten kommen in einen großen Kessel und werden so lange umgerührt und gewürzt, bis eine leckere Mahlzeit dabei entsteht. Obwohl so viele verschiedene Genres in Hand of Fate stecken, ist es kein beliebiges Durcheinander geworden, sondern ein überraschend stimmiges und kurzweiliges Rollenspiel… oder Actionspiel… oder Adventure. Naja, ein leckerer Eintopf eben.