Neurosen sind dazu da, um überwunden zu werden. Ich beispielsweise habe die Eigenart, mir Klebriges sofort von den Händen waschen zu müssen. Habe ich auch nur einen Bonbon angefasst, gehe ich zur nächstbesten Wasserquelle und wasche mir die Hände. Auch die Berührungen durch andere Menschen sind mir häufig unangenehm, Herzlichkeit muss meines Erachtens nicht durch das Aneinanderreiben von Körpern ausgedrückt werden. So kann das nicht mehr weitergehen, ich muss mich endlich in die Gesellschaft integrieren! Hier kommt die Trainings-Software, meine Zwänge und Ängste ein für allemal zu überwinden: Mount Your Friends!
In Mount Your Friends übernehme ich die Kontrolle über einen oder mehrere Kletterkünstler, die lediglich einen Tanga am Leib tragen. Im normalen Einspielermodus besteigt der erste Kletterer zunächst eine Ziege. Der zweite besteigt sodann den ersten und der dritte den zweiten Kerl. Im Laufe des Spiels entsteht so ein imposanter Turm aus halbnackten Männern, deren Gemächt schwungvoll umherschaukelt. Für jeden Kletterversuch stehen 60 Sekunden zur Verfügung – läuft diese Zeit ab, bevor die aktuelle Höhe des Fleischturms zumindest geringfügig überschritten wurde, endet die Partie.
Der eigentliche Reiz an Mount Your Friends liegt in der Steuerung. Eine Taste oder ein Button aktiviert jeweils die Kontrolle über eine Extremität, die dann per Maus oder Analogstick durch die Gegend gezerrt werden kann. Anfangs geht das nur leidlich flüssig vonstatten, ich habe mich dann aber doch erstaunlich schnell daran gewöhnt. Nach ein paar Minuten gelingen erste Manöver und ich schaffe es, den Intimbereich meines Nacktkletterers mit Schwung auf dem Kopf des Herren unter ihm zu platzieren. Ein erhebendes Gefühl.
Zum avantgardistischen Partyspaß wird Mount Your Friends im Mehrspielermodus. Hier steuert jeder Spieler jeweils ein Team von Kletterern. Wer es nicht schafft, seine Figur auf dem Gipfel des Mt. Mann zu platzieren, scheidet aus bis am Ende nur noch ein Spieler übrig bleibt. Auch ein solches Spielprinzip könnte schnell langweilig werden, hätte Entwickler Daniel Steger nicht daran gedacht, viele unterschiedliche Spielmodi und Modifikationsmöglichkeiten einzubauen. So ist es möglich, nicht nur nach oben zu bauen, sondern auch nach rechts oder links. In anderen Variationen geht es darum, mit einer einzelnen Figur innerhalb eines bestimmten Zeitlimits so weit wie möglich nach oben zu klettern wie nur möglich oder Münzen einzusammeln.
Ich gebe zu: Von meinen Neurosen hat mich Mount Your Friends bislang noch nicht geheilt. Allerdings habe ich durch das Spiel gelernt, dass echter Spielspaß nicht von einer ausgefeilten Story, interessanten Charakteren oder komplexen Spielmechaniken kommen muss. In Momenten, in denen ich mich nach Zerstreuung sehne, kann es auch reichen, einfach ein paar nackte Typen aufeinander zu stapeln und mich an ihren umherwedelnden Geschlechtsmerkmalen zu erfreuen.
http://img4.wikia.nocookie.net/__cb20140501150431/walkingdead/images/3/3d/Wat.jpeg
Ich möchte mich gerade sehr intensiv an Markus reiben. Aus therapeutischen Gründen versteht sich.