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Trash TV: Fernsehen macht dumm

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Harald Schmidt kokettierte, als er noch relevant war, gerne mit dem Begriff “Unterschichtenfernsehen” und spielte damit auf die vermeintliche Verdummung an, die übermäßiger TV-Konsum mit sich führen sollte. Natürlich ironisch, denn seine Sendung lief ja selbst auf dem mit dem Ruf eher zweifelhafter Qualität belegten Privatsender Sat1. Die Harald Schmidt Show war vermutlich auch das letzte Mal, dass ich selbst wirklich fern sah. Mehrere Umzüge kosteten mich erst den Kabelanschluss, bis später auch mein treuer Röhrenfernseher auf dem Müll landete.

Trash TV ist die Geschichte dieses Fernsehers. Ein Fernseher, der auf dem Müll landet. Der kleine Schrottkasten wird jedoch von schwebenden, RGB-farbenen Pixeln wiederbelebt und bekommt eine Chance, seinem Schicksal auf dem Elektroschrott zu entgehen. Fortan kämpft er sich durch die Müllverbrennungsanlage, vorbei an Schmelzkesseln und Metallpressen. Es gibt Abgründe und Hindernisse zu überwinden, ebenso wie andere, Amok laufende Haushaltsgeräte. Zum Glück hat er dabei ein Arsenal an Schusswaffen zur Hand.

Mit der dem Fernsehen (und mitunter auch Videospielen) nachgesagten Verdummung hat Trash TV allerdings nichts zu tun. Jeder Bildschirmabschnitt in Trash TV ist ein Rätsel, dessen Lösung Spielenden eine Mischung aus Grübeln und Geschicklichkeit abverlangt. Die Waffen reichen von im John-Woo-Stil beidhändig getragenen Maschinenpistolen bis hin zu Raketenwerfern und dienen weniger dazu, sich gegen feindselige Elektrogeräte zur Wehr zu setzen, als im richtigen Timing die Umgebung zu manipulieren. Etwa um zwei Kisten gleichzeitig mit Uzis von der Aufzugplattform aus zu zerschießen, damit diese dann auf die darunter liegenden Hebel fallen und die Tür öffnen.

Die Puzzles verlangen den Hirnwindungen niemals Unmögliches ab. Manche sind etwas kniffliger als andere, aber durch ein bisschen “Trial and Error” lässt sich immer schnell auf die Lösung schließen. Dass das so gut funktioniert, liegt vor allem an der eleganten Lernkurve. Auf ein Rätsel, dessen Lösung offensichtlich ist oder sich beiläufig entdecken lässt, folgt eines, in dem das zuvor erlernte geschickt angewandt werden muss. Und noch eins. Und so weiter.

Trash TV

Die Geschichte des kleinen Fernsehers findet selbst auf einem Fernseher statt. Stirbt die kastenförmige Spielfigur, wird wie auf einer VHS-Kassette zum letzten Checkpoint zurückgespult und das Bild selbst ist vom schwarzen Plastikrand eines Fernsehbildschirms umgeben. Und es gibt noch mehr liebevolle Details in der Schrottpresse zu entdecken: Dem Fernseher erscheint ab und zu ein kleines Herz über dem Kopf, wenn er auf dem richtigen Weg ist und zwischen den Holzkisten, die für das Lösen von Rätseln benötigt werden, befindet sich ab und zu auch ein alter Toaster.

Trash TV spielt sich wie ein Metroidvanian Puzzle Shooter. Von einem zentralen Hub aus wird die Welt erkundet. Neu gefundene Waffen helfen dabei, neue Abschnitte freizuschalten, in denen es wieder neue Waffen gibt – und so weiter. Trash TV ist ein kurzweiliges, abwechslungsreiches und gut durchdachtes Puzzlespiel, das seine eigentlich ziemlich düstere Welt charmant und humorvoll präsentiert. Und es ist auf jeden Fall besser, als den ganzen Tag nur in die Röhre zu schauen.

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