Freewaregame: The Art of Dying
Eigentlich bin ich ein sehr ruhiger Mensch. Ich neige nicht zu Wutausbrüchen, manchmal passieren sie aber einfach. Zum Beispiel, wenn ich etwas spiele und mich ungerecht behandelt fühle. Am schlimmsten sind aber Spiele, die mir verdeutlichen, dass nicht sie das Problem sind, sondern ich. Ich mache Fehler, nicht das Spiel. Das aber permanent. In The Art of Dying verkörpere ich einen maskulinen Superbullen mit Ninjaschwert, dessen zerfetzten Körper ich schon dermaßen oft über den Bildschirm habe fliegen sehen, dass es dafür wahrscheinlich keine Worte mehr gibt.
Der Schwierigkeitsgrad in The Art of Dying ist so jenseitig, dass meine Wutanfälle nach kurzer Zeit tatsächlich ausbleiben, stattdessen obsiegt hysterisches Lachen. In diesem Plattformer mache ich zwei bis drei Sprünge, schon sehe ich meine Gedärme über den Bildschirm fliegen. Sanftmütig bewege ich mich zweidimensional vorwärts, schon kommen tödliche Stacheln aus dem Boden. All das macht Spaß. Außerdem empfinde ich nach rund zwei Stunden, die ich im immer gleichen Level verbringe, so etwas wie Liebhaberei für den grandiosen Chiptunes-Soundtrack.
Kommt Zeit, kommt Rat. Während ich The Art of Dying spiele, fühle ich mich zwangsläufig an das NES zurückerinnert. Nicht, dass das etwas Neues wäre. In diesem Fall sind es jedoch nicht nur Pixelgrafik und Soundtrack, die mich vereinnahmen. Es sind der Schwierigkeitsgrad und der schiere Drang, es nochmal zu versuchen. Nochmal, nochmal, nochmal. (Übrigens komme ich über das zweite Level bislang nicht hinaus.)