The Nightmare Cooperative: Vom Schicksal zusammengeschweißt
In Rollenspielen, in denen ich eine Party kommandiere, fühle ich mich manchmal wie ein überforderter Diktator. Die Spielfiguren sind der tumbe Pöbel und ich bin auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, sie zusammen in die Schlacht zu führen und dafür zu sorgen, dass sie sich nicht gegenseitig im Weg rumstehen. In Spielen wie Dragon Age muss ich zu allem Überfluss auch noch dafür sorgen, dass sie sich nicht streiten. Ich fühle mich dann immer wie der Kitt, der nötig ist, um diese Leute zusammenzuhalten. Mit The Nightmare Cooperative haben die Entwickler von Lucky Frame ein Spiel programmiert, das sich anschickt, mir diesen Leidensdruck abzunehmen.
Meine Party bewegt sich hier immer gleichförmig. Geht einer nach rechts, gehen alle nach rechts. Führt einer eine Aktion aus, führen alle eine Aktion aus, die dazu gerade in der Lage sind. Blöd nur, dass die Charaktere selbst nicht so gleichförmig sind. Es gibt Kämpfer, die nahegelegene Gegner angreifen können, Bogenschützen, die Fernkampfangriffe durchführen, Heiler, Priester und sogar Minenarbeiter. Alle befinden sich an verschiedenen Orten des Levels, was bedeutet, dass ich als Spieler stets die Situation eines Jeden im Blick haben muss. Stößt eine Figur gegen einen Block, geht’s nicht weiter, bis ich die Richtung ändere – das wiederum betrifft aber auch wieder alle anderen Charaktere. Ich fühle mich schon wieder ein bisschen wie der Diktator, diesmal eher wie ein missverstandener. Ein Hoch auf besagten Minenarbeiter, der störende Blöcke einfach aus dem Weg schaffen kann.
Spieldiktatur hin oder her. The Nightmare Cooperative ist eine reizvolle Mischung aus Puzzlespiel und Roguelike – schon jetzt, denn das Spiel ist im Moment lediglich zu rund 20 Prozent fertiggestellt. In der aktuell verfügbaren Demoversion gibt es zehn Levels, in denen ich immer wieder Tränke aufsammeln kann um weiterhin Spezialfähigkeiten zu benutzen, mit Herzen kann ich dagegen meine Lebensenergie wieder aufladen, immer wieder finde ich auch bewusstlose Mitstreiter, die ich für meine vom Schicksal zusammengeschweißte Party rekrutieren kann – ich muss aber nicht und kann mich stattdessen auch auf direktem Weg zur Tür begeben. Dann bin ich allerdings im nächsten Level vielleicht zu schwach. So wäge ich also ständig ab, was für meine Helden wohl am besten ist. Wenn im siebten Level der letzte von ihnen ins Gras beißt, fühle ich mich nicht mehr wie ein überforderter oder missverstandener, sondern wie ein gescheiterter Diktator.