The Note
Guten Tag, Brigitte Klößling mein Name. Ich bin 48 Jahre alt, Sternzeichen Widder, meine Lieblingsfarbe ist Schaumolweiß und nachts träume ich von Sexorgien mit Schrebergärtnern. Der Rest meines Daseins allerdings ist ein großes Mysterium.
Vergleichbar geheimnisvoll präsentiert sich The Note, das Erstlingswerk des Istanbuler Studios Motamot. Angedacht als Kunstwerk und emotionsstimulierendes Erlebnis, das weniger Wort als Tat sein soll, wird es in seinem Profil bei Steam Greenlight doch ganz banal als „sidescroller, platformer“ präsentiert. Was vermutlich in erster Linie werbewirksamer und eingängiger sein soll, als der polarisierende Begriff „notgame“, trifft letztendlich ins Schwarze, denn obschon The Note sicherlich deutliche, experimentelle Anklänge aufweist, lässt sich die Spielmechanik auf einen geradlinigen Pfad und dessen Beschreiten von links nach rechts oder rechts nach links herunterbrechen. In der Gestalt eines Menschen mit unbekannter Biografie, durchquere ich denn ein Hafengebiet und lese derweil Zeilen aus Rabindranath Tagores Gedicht „Peace, My Heart“, die frei schwebend über dem Terrain erscheinen. Angesichts dessen erscheint der Vorsatz, „storytelling without words“ zu erzielen, reichlich merkwürdig, bilden doch gerade die Buchstabenbausätze die primäre Erzählkomponente, während das interaktive Rahmengeschehen zwar eine zusätzliche Erzähl- und Bedeutungsebene bietet, aber bei weitem nicht so bedeutungsschwanger daherkommt, wie er es den Ankündigungen zufolge sein sollte.
The Note ist ein optisch und atmosphärisch interessantes Erlebnis — nicht mehr und nicht weniger. Die vorab geschürten, hohen Erwartungen hingegen erfüllt es nicht.