Press fire to respawn – Serious Sam 3: BFE

Serious Sam 3: BFE

Serious Sam 3: BFE schickt sich an, Shooter mit Explosionen und Blödsinn wieder aus dem Terrortrott wachzurütteln. Diesmal stehen allerdings nicht bloß namenlose Weltraumkolonien auf dem Spiel: Im neuesten Abenteuer des muskulösen Sonnenbrillenfanatikers muss die Erde selbst vor allerlei Aliens beschützt werden. Dennis und Dom haben das ganze im Koop getestet, konsequenterweise folgt hier ein Koop-Review. AaaaaaaaAAAAAAAAH!

Dennis

Shooter werden aus mir völlig unerklärlichen Gründen immer “realistischer”, aber ich will ja gar nicht immer Michael Bay in der Egoperspektive nachspielen, ich will mit einem Raktenwerfer auf Dinge schießen und dann gibt es Explosionen und ein kopfloser Kamikazecyborg macht aaaaAAAAAAH und dann werden Bullet Bills in meine Richung geschossen und…

Leider ist Serious Sam 3 nicht das Spiel, das mir diesen Wunsch erfüllt. Es macht stattdessen auf Kriegsshooter, schickt erst stundenlang kleine Gruppen langweiliger Cyborgs mit Schrotflinten gegen Sam und zwingt mich dann noch ständig durch enge Katakomben zu sprinten. Mit der Taschenlampe! Erst nach mehreren Stunden fängt Serious Sam an, Serious Sam zu sein.

Das ist schade. Hier ist ein Spiel, das großartig eine Sache kann – hunderte Gegner gleichzeitig gegen den Spieler schicken – sie aber nur selten macht. Dom, wir haben Serious Sam 3 eine Weile im Koop gespielt, macht es das besser?

Dom

Machen wir uns nichts vor. Zu zweit ist in einem ohnehin von schmalen Tunneln durchsiebten Level doppelt so wenig Platz. Wie soll es dann erst zugehen, wenn 16 Koop-Spieler durch meterbreite Korridore jagen? Selbst bei ausgeknipstem Licht und Zombiegeknurre bleibt Spannung aus, dafür gibt’s dann klaustrophobischen Wahnsinn und breiige Überreste der Gegner bis zu den Knöcheln. Klar, ein Serious Sam gemeinsam zu erleben sorgt für Spielspaßsteigerung. Ich kann mir nichts schöneres für LAN-Parties vorstellen, als riesigen Skorpionmutanten mit einem Dutzend Mitstreitern das Gesicht wegzuschroten.

Nein, es ist niemals zu dunkel für Sonnenbrillen.Rückblickend hallten laute Verzweiflungsschreie in hoher Frequenz durch den Sprach-Chat. Wir suchten eine halbe Stunde lang Schlüsselkarten, die wir schon längst eingesammelt hatten, machten uns darüber lustig, dass trotz unserer Disco- und Stuntman-Skins noch immer Sam selbst in den Zwischensequenzen zu sehen war und wurden aus Dummheit zwischen Aufzugtüren getrennt. Doch selbst wenn vieles auf kleine Fehler im Spiel zurückzuführen ist: Das war echt lustig.

Was das Frustlevel angeht, reiht sich Serious Sam 3: BFE nahtlos bei den Vorgängern ein, sieht dabei aber ein ganzes Stück besser aus. Ob es grafisch jedoch mit anderen zeitgenössischen Shootern mithalten kann, ist eine ganz andere Frage.

STOP! Hammer time!

Dennis

Ich hatte zeitweise das Gefühl, dass es irgendwie versucht, näher an moderne Shooter heran zu reichen, als es ihm gut tut. Es kann toll aussehen, keine Frage, aber statt riesige Felder, Hügel und Wüstenlandschaften zu inszenieren, gibt es wieder zerbombte Metropolen und den Versuch, mit ganz viel Blut und detaillierten Texturen die Monsterbrigade “realistischer” zu machen. Das ist ungefähr so erschreckend wie “realistische” Simpsons (ein bisschen also schon).

Ich will aber gar keine graubraunen Städte, ich will Dschungel und Eiswelten und bunt! Zwischen den (fantastischen!) Momenten, in denen Serious Sam einfach Serious Sam sein darf, muss das Spiel als Versuch herhalten, jeden Shooter zu übertrumpfen: Realistischere Kriegsgebiete als Battlefield 3, krassere Gewalt als Duke Nukem Forever, dämlichere Story als Call of Duty und schrecklichere Tunnel als Doom. Und das klappt nicht. Vielleicht habe ich mir aber auch einfach viel zu viel von Devolvers meisterhafter Marketingkampagne versprochen.

Dom

Es kann kein Zufall sein, dass keine Sprache existiert, in der der Ausdruck “so realistisch wie Serious Sam” geläufig ist. Serious Sam ist unrealistisch. Ziemlich sogar. Man könnte fast meinen, dass bei den Vorgängern Wert darauf gelegt wurde, nichts als völlig wahnsinnigen Schwachsinn zu verbauen. Ein Setting in greifbar naher Zukunft sorgt für einen Hauch von Realität, macht das Spiel aber nicht besser. Das soll nicht heißen, dass BFE der totale Reinfall ist – Ganz im Gegenteil, es steht ja noch immer “Serious Sam” auf dem Cover.

Fürs nächste Mal fordern wir dennoch:

- ein kürzeres, prägnanteres Spiel
- mehr Arenen, die bis zum Rand mit Gegnern gefüllt sind
- Waffen mit mehr KAPOW und RATATATATAT
- mehr Abwechselung bei den Gebieten
- mehr Power-Ups
- weniger feige Cyborgs, die unausweichliche Projektile abfeuern
- weniger Zeit, die man mit einer langweiligen Pistole verbringt
- "Fabus Space-Orgien"-DLC
- Crafting
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Summe: das perfekte Serious Sam.
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Serious Sam 3: BFE ist entweder über Steam oder hübsch verpackt im Einzelhandel erhältlich. Wer sich von urbanen Schlachten im Stil moderner Kriegsshooter fernhalten will, probiert vielleicht eines der tollen Spin-Offs (Double D, Vlambeers Random Encounter und Kamikaze Attack für iOS und Android) aus… oder installiert noch mal die Klassiker.