Age of Barbarian oder: Ein Review aus der Hölle
“Was lange währt, wird weird.”
Es gibt diese Spiele, bei denen man wenige Sekunden nach dem Betrachten der ersten Ankündigung mit 100%iger Sicherheit sagen kann, dass das fertige Produkt eine schmerzvolle Erfahrung sein wird. Im Kopf gehen alle möglichen Warnsignale an, die einen davon abhalten wollen, Lebenszeit oder gar Geld in etwas zu investieren, das zum Scheitern verurteilt ist. Und dann plötzlich wird alle Vernunft und Rationalität von einem düsteren Verlangen überlagert, sich der zu erwartenen Folter dennoch auszusetzen. Man will, nein, muss den Schmerz am eigenen Leib erfahren. So erging es mir mit Age of Barbarian, einem Wust aus Geschmacklosigkeit, der direkt aus der Hölle empor stieg, um die Menschheit für all ihre Gräueltaten der letzten 1.000 Jahre zu bestrafen.
“In a world where reality blends with dreams, an ancient revolting and unmentionable evil has woken up, bringing with it death and chaos. Only courage, force and steel can bring back order.”
Aus irgendeinem Grund landete Age of Barbarian während des letzten Monate in unregelmäßigen Abständen auf meinem Radar. Jedesmal machten sich Ekel und Faszination in mir breit. Vor wenigen Tagen gab der italiensche Entwickler Crian Soft nun die Fertigstellung bekannt. Ein lähmender Blitz schoss durch mein Hirn und wie in Trance begab ich mich auf die Seite. Der Höllenschlund forderte ein Opfer in Höhe von 9,99 EUR und wer bin ich schon, dem Fürsten der Dunkelheit den Zugang zu meinem PayPal-Account zu untersagen?! Also warf ich das Geld ins Feuer, um in einer automatisierten E-Mail zu erfahren, irgendwann binnen 72 Stunden einen Downloadlink inklusive Seriennummer zu erhalten. Womöglich nur eine Verzögerungstaktik, um mich auf die Folter zu spannen?
Zwei Tage später traf besagte E-Mail ein und ich klickte entschlossen auf den Downloadlink, um möglichst rasch enttäuscht werden zu können. Dann der erste Schreck: Die Dateigröße betrug 2,5 GB (ich erwartete etwa 1/10 davon) und der Server ermöglichte rasante 80 KB/s, was letztlich zu einer Downloadzeit von etwa acht Stunden führte. Aber was sind schon acht Stunden, wenn man danach als Powerfrau im ledernen String-Tanga feuerspeiende Monster enthaupten kann, hm? Mit dieser erotisierenden Fantasie rieb ich mich in einen mehrstündigen Dämmerschlaf, um meiner inneren Unruhe Herr zu werden.
Nun war es endlich soweit. Die Installation verging wie im Fluge, also startete ich Age of Barbarian, … um dann zu erfahren, erneut die Seriennummer eingeben zu müssen (das musste ich bereits während der Installation). Kein Problem. Ich gebe die Nummer also ein und klicke noch rasch auf den Controller-Button, um mein Joypad zu konfigurieren. Leider wurde es nicht erkannt, also begab ich mich zurück ins Hauptmenü, wo ich dann erneut die Seriennummer eingeben durfte. Also nochmal. Nur noch der Klick auf Start trennten mich vom Abenteuer.
Wenige Augenblicke später ruckelte eine kurze Intro an meinen Augen vorbei und ich befand mich im Hauptmenü des Spiels. Ich wollte dem Controller noch eine Chance geben, also begab ich mich erneut in die Konfiguration. Das Eingabegerät wurde jetzt erkannt, ich belegte diverse Knöpfe und wollte entschlossen in den Kampf ziehen — doch leider legte sich mir ein großer OK-Button in den Weg, der auf keinen meiner Klicks reagierte. Auch das Einhämmern auf meine Tastatur erwies sich als nutzlos, also sah ich mich gezwungen, das Spiel über den Task-Manager zu beenden. Va a fare in culo!
Neustart. Ich erwartete natürlich die erneute Eingabe der Seriennummer, doch Crian Soft ließ Gnade walten und merkte sich zum Glück DENV-ERFI-CKTE-NSCH-EISS. Ja, Zorn stieg in mir auf. Ich war bereit und wollte töten. Wenn schon nicht die Entwickler, dann doch zumindest ein paar Polygonschurken. Doch anstatt einfach mit dem Spiel zu beginnen, begab ich mich zuvor aus unerfindlichen Gründen zum Menüpunkt Add-On. Dort erwartete mich dann ein ‘comming soon’ inklusive erneuter Sackgasse, dem Task-Manager und einem Blutdruck jenseits von Eden. Iglio m di puttana!
Neustart. Ich klickte auf Story, es folgen die Auswahloptionen New und Load. Nun war es endlich soweit. Nur noch ein Tastendruck trennte mich von … der nächsten Sackgasse, denn das Spiel ließ mich keine der beiden Optionen durch die Eingabetaste oder sonstige Mittel und Wege bestätigen. Ich hämmerte wie wild auf alle möglichen Tasten in meiner und angrenzenden Wohnungen ein, aber nichts sollte passieren. Age of Barbarian verweigerte sich mir. Wütend sprang ich auf, hob meine Fäuste und fluchte wild gestikulierend gen Süden.
Ma va a cacare!
7 Kommentare zu “Age of Barbarian oder: Ein Review aus der Hölle”
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Klingt gut. Ich glaub ich kauf mir das auch.
Harhar!
Gibt es dafür schon einen Nacktpatch? Ich will die Eier des Drachen sehen!
GOTY.
Ach hör doch auf ist das geil.
Also einmal der Artikel! Hab mich 5 Jahre älter gelacht. Danke dafür. Besonders, weil es mir als altem Sword & Sorcery-Fantasy Fan ganz genau so gegangen wäre. Die erste Hoffnung bei Erwähnung so eines prmitiven und blutigen Halbnackt-Kloppers mit Monstern und Enthauptungen. Der Kauf entgegen aller Warnungen. Und dann der Bluthochdruck bei den Errors. In meiner Geschichet wären vermutlich auch noch Leichen vorgekommen… ^^
Und das Game…. der Trailer ist so hypnotisch! Ich meine, klar, die Animationen sind so REUDIG, aber das Game, die Atmosphäre, dieser wunderbare Trash! Och MANN, wieso kann so etwas nicht mal jemand mit guten Proggern und Budget machen? Eines Tages…
Ich dachte mir, wenn man schon mit dem Spiel keinen Spaß hat, dann doch zumindest mit dem Artikel zum Spiel. ;-)
Bild ich mir das ein oder ist das die Original Choreografie von Arnold schwarzenegger aus Conan?