Es gibt Spiele, die sind so ambitioniert und sympathisch und einzigartig, dass man sie einfach um jeden Preis mögen möchte. DeioS ist eines davon. Das kleine Kunstspiel, von seinem australischen Entwickler als „Game Album Glitchventure“ bezeichnet, weckte hohe Erwartungen bei mir, nachdem ich den optisch wie musikalisch beeindruckenden Trailer gesehen hatte. Einem Spiel, das so wundervoll aussieht und klingt, gebe ich automatisch einen Vorschuss an Wohlwollen. Bei DeioS reichte dieser Vorschuss leider nur bis zum Ende des ersten Spielversuchs.
Nach einem pyschedelisch-abstrakten Retro-Vorspann laufe ich durch eine zweidimensionale Küstenlandschaft auf eine Tür zu. Die Szene wirkt surreal und zugleich merkwürdig natürlich. Verschobene, in Ebenen angeordnete Pixelflächen entwickeln eine moosartige Plastizität, während im Meer eindimensionale, pastellfarbene Wellen wogen. Nachdem ich durch die Tür getreten bin, erscheinen flackernde, kunstvoll gestörte Bildschirme mit seltsamen Texten. Philosophische Statements über Schöpfungsmythen und Gottheiten, zufallsgenerierte Störungen auf dem Bildschirm und hochatmosphärische Musik: DeioS ist retro und avantgardistisch zugleich und könnte auch als Videoinstallation in einem Museum bestehen.
DeioS ist aber keine Installation, sondern ein Spiel. Und, wie sich zeigt, ein wenig friedvolles. Nach ein paar Sätzen über Conways Spiel des Lebens und irgendwas mit Gott lande ich in einem Waffenkonfigurator, mit dem ich aus einer Vielzahl von Einzelteilen meine Waffe baue. Die Beschreibung der Komponenten reicht von informativ bis absurd. Ich bin mir sehr unsicher, was ich mit Sätzen wie „Are you enviromentally frienship? A perfect for you“ anfangen soll und vermute, ich verstehe den Witz nicht.
Zufriedenstellend bewaffnet betrete ich die Kampfarena, in der mich ein Gegner erwartet, der mit Feuerbällen wirft. Meine Aufgabe: Ausweichen und ohne Pause auf ihn schießen. Doch selbst unter Dauerbeschuss schmilzt sein großzügiger Lebensbalken so langsam, dass der Kampf zur Geduldsprobe wird. Spaß macht das leider nicht, zu sehen gibt es auch nicht viel – nur der beständig großartige Soundtrack tröstet mich ein wenig. Nachdem mein Gegner endlich erledigt ist, verhöhnt mich das Spiel mit dem Hinweis „Feels good doesnt it“, eine Feststellung, die kaum weniger wahr sein könnte, und konfrontiert mich mit Gegner Nummer zwei. Und hier endet meine Spielerfahrung schon wieder, denn diesen Gegner habe ich nicht ein einziges Mal besiegt. Er verfolgt mich mit unberechenbaren Riesensprüngen, und berührt er mich auch nur ein Mal, ist der Kampf verloren – und damit das ganze Spiel. Heißt: Ich „darf“ mir erneut eine Waffe konfigurieren und mich um den Schnarchgegner aus der ersten Runde kümmern. Permadeath at its worst. Ich quäle mich durch etliche Anläufe, kapituliere aber schließlich – die Langeweile obsiegt, mein Herz ist schwer. Was spielerisch, grafisch und musikalisch noch alles in DeioS steckt, bleibt mir leider verborgen.
3 Kommentare zu “DeioS: Vorsicht, glitchig!”
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Hier wackelt ja alles. Jetzt habe ich Lust auf Wackelpudding.
Ging mir recht ähnlich, Sonja. Ich sah die Seite und wollte das Spiel lieben. Also warf ich 5$ in den Topf, … um 5 -- 10 Minuten später Deios verwirrt-gelangweilt wieder zu deinstallieren. Schade.
ich hätte da eher ein point and glitch adventure erwartet. doofe ballerei immer.