Derrick the Deathfin
Ich schreibe diesen Text, während ich Derrick The Deathfin spiele. Leider gibt mir der PSN-Titel dafür genügend Gelegenheiten, denn ein Level lässt sich meist in unter einer Minute beenden, und danach wartet eine Ladepause auf mich. Diese sind kurz und durchaus erheiternd. So belehrt mich ein kleiner kluger Fisch, dass die angezeigten Hinweise nur zur Überbrückung der Ladezeit eingeblendet würden. Danke dafür. Zurück im Hauptmenü wird der nächste Abschnitt ausgewählt und wieder gewartet. Durch die Kürze der Level hatte ich in meinen bisherigen 90 Spielminuten das Gefühl, mehr Zeit in Menüs und Ladebildschirmen verbracht zu haben, als in der bunten und extravaganten Wasserwelt von Derrick.
Derrick ist ein kleiner Hai. Seine Eltern wurden von den Menschen gefangen, getötet und in handliche Fischdosen verpackt. Dieses traumatische Erlebnis muss natürlich gerächt werden. In rasender Geschwindigkeit frisst sich der hungrige Hai durch die Ozeane, verschlingt Fische, Möwen, Taucher, Krabben und nichtsahnende Badegäste. Hin und wieder sprengt er auch ganze Ölbohrtürme oder zerstörte andere menschliche Bauwerke, die das ökologische Meeresklima gefährden. Ohne Futternachschub schwimmt Derrick in wenigen Sekunden mit dem Bauch nach oben im Wasser, und die Völlerei beginnt wieder von vorn. Trotz kleiner Variationen in den gestellten Aufgaben, läuft es für den Spieler meist darauf hinaus möglichst schnell von links nach rechts zu schwimmen, die Lebensanzeige im Auge zu behalten, dementsprechend Futternachschub zu finden und das ein oder andere Sammelobjekt aufzuschnappen.
Ich steuerte also den flinken Hai durch die kunterbunte Papierwelt und erfreute mich an der ungewöhnlichen Schönheit der 2D-Darstellung. Aber nie für lange, denn entweder war die Unterwassershow in 29,6 Sekunden vorbei oder ich an irgendeinem Korallenriff hängen geblieben und ohne neue Energie durch frische Beute elendig verendet. Ebenso schnell versickerte bei mir der Spielspaß im Sande. Man könnte gar sagen, er vertrocknete wie ein Tropfen Wasser auf dem heißen Stein. Ja, wenn ihr es genau wissen wollt, dann brach die Spielspaßkurve so jäh ein wie die Verkaufsauflage der Printmedien.
Jetzt sitze ich hier mit einem halb beendeten, lustigen und mit viel Herzblut erstellten Videospiel über einen Hai aus Papier, der durch eine Papierwelt schwimmt und andere Papierfiguren frisst. Wie kann man ein solches Spiel nicht lieben? Aber dann nehme ich zum dritten Mal den Controller in die Hand, lade das nächste 40-Sekunden-Level, habe 30 Sekunden Spaß und versuche weitere 5 Sekunden, im richtigen Winkel über eine Insel zu springen. Die ungenaue Steuerung legt mir einen Stein vor die Flossen und so verhungere ich mal wieder kurz vor dem Ziel.
Derrick the Deathfin ist brillante Arcade-Kaugummi-Action. Farben, Formen und Musik springen einen an und verkleben die Sinnesnerven kurzzeitig mit purer Freude, nur um nach dem zweiten Kauen den Geschmack zu verlieren. Schade.
3 Kommentare zu “Derrick the Deathfin”
Kommentare sind geschlossen.
ARGH DABEI SIEHT DAS DOCH ALLES SO TOLL AUS. schade.
Ich finde die Pappfiguren ganz großartig, habe das Video aber nun mehrmals geschaut und noch immer nichts verstanden.
Das Ergebnis sieht so furchtbar nach 3D-Engine aus und es wird ja auch mit einem 3D-Programm hantiert. Warum wird vorher also so akribisch mit Pappe gehandwerkt?
Oder kam das CAD-Programm nur zum Einsatz um die Schnittmuster zu erstellen, das Spiel selbst besteht aber aus gefilmten Pappmodellen?
Bei “the Neverhood” und “Plapytus” wurde ja an Plastilin herumgefummelt und das Ergebnis ist dann auch ganz wundersam analog geworden.
Wie verhält es sich aber bei Derrick?
Zu hülf
Florian
Ich glaube die Papierversionen haben sie nur gebaut, um die richtige Inspiration zu bekommen und die 3D-Modelle im Spiel daran anzupassen. Im Spiel selbst sind es komplett animierte Modelle mit ein paar Linien drauf um das Gefühl von gefaltetem Papier zu erzeugen.