Journey und FTL sind die großen Gewinner der IGF und Game Developers Choice Awards. Was bedeutet das für Spieleindustrie und -kultur?
Es hat eine Weile gedauert, es war nicht immer einfach und es gab zwischendrin ziemlich viel Blödsinn — aber es ist soweit: Indiegames haben gewonnen. Double Fine-Superheld Tim Schafer und Monaco-Entwickler Andy Schatz moderierten letzten Abend eine Preisverleihung, die vermehrt zeigte, dass die Grenzen zwischen der Bedeutung von AAA und Indie zunehmend verschwimmen.
Die Gewinner der wichtigsten IGF-Awards haben wunderbar aufgezeigt, wie populär Indiespiele inzwischen sind. Drei Preise (Nuovo, Excellence in Narrative, Grand Prize) gingen an Richard Hofmeiers deprimierenden Armutssimulator Cart Life. Zwei Preise (Audience Award, Excellence in Design) an die Raumschiffzeitraubmaschine FTL. Beides sind Spiele, die letztes Jahr immense Popularität erlangt haben. Cart Life wurde auf dem Electron Dance Blog entdeckt und über unzählige Artikel ins Rampenlicht der intellektuellen, ernsten Seite von Indie gezogen. FTL begann als Kickstarter-Projekt und endete als eines der meistgespielten Titel des Jahres.
“We’re not The Clash anymore, we’re Greenday.”
– Andy Schatz
Auf der weitaus größeren, für die Spieleindustrie bedeutenderen Seite der Game Developers Choice Awards waren Spiele, die in der Indie-Community genauso zuhause sind wie in der großen, weiten AAA-Welt. Journey gewann gleich sechs Awards (Innovation, Audio, Downloadable Game, Visual Arts, Game Design, Game of the Year). Die FTL-Entwickler Justin Ma und Mathew Davis bekamen den Preis fürs beste Debüt und Indie-Rätselspiel The Room wurde zum besten Handheldtitel gekürt. Der Preis für die beste Narration ging (verdient) an The Walking Dead. Die einzigen beiden Preise, die “große” Spiele ausgezeichnet haben, war Best Technology für Far Cry 3 und der Publikumspreis für Dishonored. Man muss sich das noch mal vor Augen führen: Ein 10 Euro-Downloadtitel für das Playstation Network wird von Spieleentwicklern aus allen Bereichen der Industrie als bedeutender angesehen als die Fortsetzungen unendlich beliebter Spielereihen.
Und das spiegelt sich auch wider in Verkaufszahlen und Studioschließungen. Während kleine, agile Teams aus cleveren Entwicklern und Marketing-Menschen Erfolg haben, straucheln große Studios trotz Millionenverkäufen. Der aktuelle Status Quo der AAA-Entwicklung scheint kaum mehr haltbar zu sein. Währenddessen überleben Indies problemlos in einer Welt, die geprägt ist von Downloads auf Steam und dem Dialog auf sozialen Netzwerken. Und große Publisher bewegen sich immer mehr auf kleine Studios zu. Wenn es ein Gesprächsthema unter Indie-Entwicklern auf der GDC gab, es war Sony, die aktuell versuchen, so viele Entwickler wie möglich auf Vita und PSN zu kriegen. Spelunky und Hotline Miami, sie werden auf der Vita sein.
“We’re not counterculture anymore, we’re culture.”
Die IGF-und die Game Developers Choice Awards markieren die Anerkennung einer völlig veränderten, unglaublich spannenden Spielelandschaft. Was als nächstes kommt, kommen muss, ist es, das nach Außen zu tragen. Zu zeigen, wie spannend und unterschiedlich und fantastisch Spiele zur Zeit sind und wie sehr sie nicht mehr über Halo und Call of Duty definiert werden. Was Indies angeht: Die schiere Popularität der Gewinner hat gezeigt, dass Indies im Mainstream angekommen sind. Sie müssen nicht mehr um Anerkennung kämpfen, sie haben längst unser Gehör. Dass sie es zum Guten einsetzen und nicht zu einem statischen, von starren Genre-Titeln dominiertem Mainstream werden, ist die nächste, große Herausforderung.
2013 Independent Games Festival Winners
Best Student Game:
Zineth – Arcane Kids
Technical Excellence:
Little Inferno – Tomorrow Corporation
Excellence In Design:
FTL: Faster Than Light – Subset Games
Excellence In Visual Art:
Kentucky Route Zero – Cardboard Computer
Excellence In Audio:
140 – Jeppe Carlsen
Audience Award:
FTL: Faster Than Light – Subset Games
Excellence in Narrative:
Cart Life – Richard Hofmeier
Nuovo Award:
Cart Life – Richard Hofmeier
Seumas McNally Grand Prize:
Cart Life – Richard Hofmeier
13th Annual Game Developers Choice Awards
Lifetime Achievement:
Dr. Ray Muzyka and Dr. Greg Zeschuk – Bioware
Pioneer Award:
Steve Russell (Spacewar!)
Ambassador Award:
Chris Melissinos (Ausstellung ‘The Art of Video Games’, Smithonian)
Audience Award:
Dishonored – Arcane Studios
Game of the Year:
Journey – Thatgamecompany
Innovation Award:
Journey – Thatgamecompany
Best Audio:
Journey – Thatgamecompany
Best Downloadable Game:
Journey – Thatgamecompany
Best Game Design:
Journey – Thatgamecompany
Best Visual Arts:
Journey – Thatgamecompany
Best Debut:
FTL: Faster Than Light – Subset Games
Best Handheld/Mobile Game:
The Room – Fireproof Games
Best Narrative:
The Walking Dead – Telltale Games
Best Technology:
Far Cry 3 – Ubisoft
3 Kommentare zu “GDC 2013: IGF und Game Developers Choice Awards”
3 Trackbacks zu “GDC 2013: IGF und Game Developers Choice Awards”
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Tolle Entwicklung, schöner Artikel. :-)
<3
Ich finde ja das Video zum Broken Age Teaser bei den Awards auch sehr genial.
http://www.gametrailers.com/videos/c9rf9p/broken-age-the-reveal—part-4