Home
Wenn ein Horror-Adventure mir als erste Anweisungen Wear headphones und Turn off the light zukommen lässt, dann weiß ich, dass mir dutzende Herzattacken bevorstehen. So auch bei Home.
Doch irgendwas ist anders. Home scheint keinem Klischee zu folgen, sondern bietet tatsächlich ein einmaliges Spielerlebnis. Hier gibt es keine keuchenden, aus dem Nichts auftauchenden Monster oder sonstige plumpe Überraschungseffekte. Es ist ein sehr subtiler Horror, der sich aus zwei Punkten speist: Einerseits aus dem klar gesetzten, hervorragend inszenierten Sound-Design, andererseits aus der nur in Bruchstücke erzählten Geschichte des erinnerungsarmen Protagonisten.
Der kurze Aufschrei einer Katze in dem unbekannten Raum, die rauschenden Rohre im Wasserturm, dieses beständige Summen. Schlimmer als jede realistische Grafik wirkt auf mich die realistische auditive Ebene. Irgendwann habe ich es einfach nicht mehr ausgehalten. Den rechten Plug meiner MP3-Player-Kopfhörer nahm ich heraus, da ich in der Spielmitte fürchtete, dass mir alles zu viel wird. Mit jedem neuen Raum wurde die Geräuschkulisse zu einem immer mächtiger werdenden Gegner.
Eigentlich erkundet man in Home nur. Aber die Art der Erkundung ist so schrecklich aufregend und gut. Der Protagonist wacht ahnungs- und erinnerungslos in einem dunklen Raum auf und stolpert in kürzester Zeit über eine Leiche. Das Gebäude kann er so schnell nicht verlassen, ohne auf weitere Spuren eines Massenmörders zu treffen. Er findet nur langsam einen Ausweg und will nur noch zurück zu seiner Ehefrau Rachel. Doch jeder Schritt in der Spielwelt scheint mit einer quälenden Erkenntnis verbunden, die jedoch nie ausgesprochen wird.
Home ist kein Spiel mit einem eindeutigen Ende, da es sich aus der subjektiven Perspektive und dem Verhalten der SpielerInnen zusammensetzt. Es macht kleine, aber elementare Unterschiede, ob ich das blutige Messer oder ein Schwarz-Weiß-Foto an mich nehme oder nicht. Ich fühle mich an das Ludum Dare 23-Erzeugnis Memento XII zurückerinnert, indem ebenfalls die Geschichte nur fragmentarisch erzählt wurde. Jeder Gegenstand erzählt mir etwas, wenn auch nicht sofort.
Mit dem niedrigen Kaufpreis kann ich Home jeder Person ans Herz legen, die den eigenen Herzschlag mal wieder auf elegantere Weise als durch Monstermassenabschlachterei hochtreiben will. Denn auch wenn alles im Endeffekt Interpretationssache bleibt, so verbindet jeder neue Durchlauf eine Sache: Der subtile Horror.
Weitere Informationen gibt’s auf der offiziellen Webseite.
4 Kommentare zu “Home”
Ein Trackback zu “Home”
Kommentare sind geschlossen.
ANGSTHASE!
Habe tatsächlich bisher “Home” mit “Lone Survivor” verwechselt und umgekehrt. Abgesehen von dem Horror-Genre und der Pixel-Optik haben die beiden nicht viel gemein, oder?
Absolut nichts. :)
lone survivor war zwar nett, aber nicht die 10 dollar wert (imho). dieses soll auch nur zwei kosten….mhmhm mal sehen