Die OUYA wollte sowas wie der revolutionäre
Indie-Volkswagen unter den Konsolen werden.
Hoffen wir mal, dass wenigstens die Airbags funktionieren.
Die Indie-Konsole OUYA war eine Kickstarter-Erfolgsstory par excellance: August 2012 konnte das Projekt über 8.500.000 US-Dollar dank Spenden akquirieren, seit Ende Juni befindet sie sich offiziell im Handel. Dabei hat sie sich auch schon richtig im Konsolenkrieg positioniert: Während Microsofts Xbox One und Sonys Playstation 4 sich gegenseitig die Fressen blutig zu schlagen drohen, steht die OUYA am Rande der Veranstaltung und nuckelt an ihrem Mate-Extrakt-haltigen Kultgetränk rum. Diese ‘indie-as-fuck’-aeske Attitüde wirkt allerdings alles andere als cool auf mich, denn damit kann die Konsole ihren eigenen Ansprüchen (noch?) nicht gerecht werden.
Als ich am 01. Juli ein an mich adressiertes Paket auf der WG-Flurkommode sah, wurde mir ganz warm ums Herz. Eine von Fabu spendierte OUYA bahnte sich den Weg in mein Zuhause, ohne etwa vom Zoll abgefangen zu werden, wie wenige Tage zuvor noch zu befürchten war.
Wie auch viele andere erlag ich zu Beginn dem Charme der OUYA. Eine kraftvolle Spielekonsole für nicht mal 100 US-Dollar? Quasi eine Konsole für alle? Wer würde das nicht wollen? Exakt 63.416 Menschen wollten Sommer 2012 eben diesen Traum in die Realität umsetzen. 63.416! Das muss man sich mal vorstellen! Quasi so, als wäre die gesamte Einwohnerschaft der Stadt Dormagen im Jahre 2004 plötzlich dem Indie-Konsolen-Fieber erlegen! Freudestrahlend hätten sie ihre Bausparverträge verschleudert und in die Winde einer ungewissen Zukunft geworfen. Etwas lag in der Luft. Eine Revolution im Kleinen war im Gange. So oder so ähnlich jedenfalls.
„Deep down, you know your best gaming memories happened in the living room.“
(Quelle: OUYA-Kickstarter-Kampagne)
Dabei irritiert jedoch die in der Kickstarter-Kampagne angewandten Sprache für die ‘Volkskonsole': „It’s time to upend console gaming“, da ist von einer „revolution“ und vom „world-class controller“ — sogar dem „Stradivarius of controllers“ — die Rede, die OUYA als ein „love letter to console gaming“ wird in Aussicht gestellt. Es scheint fast so, als würde die Aussage prägnant formuliert folgendermaßen lauten: „Wenn ihr zu den ‘wahren’ SpielerInnen gehört, dann ist die OUYA was für euch.“
Mir gefällt sowas nicht, da ich es in Hinblick auf die Spielekultur für recht belanglos und sogar teils destruktiv halte, wenn solche Abgrenzungsversuche zu Verkaufs- oder Unterstützungsargumenten umfunktioniert werden. Durch derartig idiotisches PR-Vokabular wird der Irrglauben, dass irgendjemand das Oberhaupt einer ganzen Kultur — in diesem Fall die digitale Spielekultur — darstellen könnte, unnötig aufrechterhalten. Und selbst wenn dies möglich wäre, so kann die OUYA darauf leider keinerlei Anspruch verifizieren. Damit meine ich noch nicht einmal die organisatorische Farce der massenhaften Lieferverspätung bei den Früh-UnterstützerInnen.
Ein viel wichtigerer Negativfaktor ist nämlich das äußerst geringe Spieleangebot. Gerade einmal knapp 230 Spiele sind derzeitig verfügbar, die leider zu wenige grandiose Titel bergen: Zwar gibt es immerhin Final Fantasy III (allerdings die 3D-Umsetzung, die eine Mischung aus unwohlem Magengrollen und aufsteigenden Brechreiz in mir verursacht), Organ Trail: Director’s Cut, Deep Dungeons of Doom sowie TowerFall, aber das ist noch zu wenig.
Unklug erscheint dabei auch der Schachzug, den NutzerInnen den Zugang zum Google Store zu verwehren und nicht einmal zu erklären, warum. Eine auf Android basierende Konsole, die nicht einmal den Zugang zu bereits gekauften Applikationen ermöglicht, erscheint sehr paradox; besonders wenn man bedenkt, wie simultan praktisch gar nichts gegen die ROM-Szene unternommen wird.
Die OUYA ist also noch nicht ganz zu sich gekommen. Dafür finden andere den Weg — wie beispielsweise Terry Cavanagh — den Weg zu ihr. Der wunderbare Spiele-Designer hat bereits zehn Spiele für die OUYA portiert und plant dies auch für auch seine beiden Kassenschlager VVVVVV und Super Hexagon. Dabei war er ihr mal skeptisch gegenüber eingestellt, änderte dann jedoch seine Meinung.
„[T]hey stopped using the term “Free to Play” and started using the term “Free to Try” – a concept I’m entirely cool with. That was enough to turn me from anti-Ouya to Ouya-neutral – it took getting my hands on one for 10 minutes to make me pro-Ouya. This thing is awesome.“
(Quelle: Terry Cavanagh)
Das kann ich persönlich nicht nachvollziehen, da ich von der Verkaufspolitik der OUYA äußerst genervt bin. Obwohl das ‘Free to Test’-Konzept ja eigentlich kein im Ursprung schlechtes ist, fühle ich mich doch für dumm verkauft: So wird mir nämlich nirgends — nicht einmal auf der offiziellen Webseite — der Vollpreis des Spiels angezeigt, den ich nach der (ebenfalls nicht vorher genau ausgesprochenen) Testzeit entrichten müsste. Ich starte also ein Spiel und werde unvermittelt nach einiger Zeit herausgerissen, so geschehen bei Organ Trail. Ich verließ die Anfangsstadt, befand mich auf der Hauptstraße, erledigte ein paar Zombies und sammelte Nahrung für die bevorstehende Reise an und wurde nach zehn Minuten Spielzeit mit der Nachricht beglückt, dass ich mich nun für die Vollversion entscheiden könnte.
Das ist ein hanebüchenes Vorgehen. Als Nutzer wüsste ich gerne im Vornherein genau, was mich erwartet: Wie lange habe ich Zeit zum Antesten? Wie viel kostet der Spaß dann? Solch eine Informationspolitik rächt sich schnell, wie die bisherigen ernüchternden Amazon.com-Bewertungen beweisen. Im Durchschnitt erlangt die OUYA derzeitig gerade mal 3.5 von 5.0 Sternen bei knapp 200 Bewertungen. Die Seifenblase scheint geplatzt.
Eigentlich könnte ich noch mehr erzählen, noch weitere Sticknadeln in das Bläschen werfen. Die WLAN-Unterstützung ist teils unterdurchschnittlich, teils grottenschlecht. Ich brauchte sieben Anläufe, bis ich das große erste Firmware-Update ordentlich herunterladen und installieren konnte (es gibt allerdings eine Ethernet-Unterstützung). An manchen Tagen konnte ich nicht einmal Spiele, die gerade mal 35 MB groß waren, innerhalb einer Stunde herunterladen. Ein weiteres, sehr fieses Manko ist der Kreditkartenzwang bei der Erstellung eines Kontos. Können keinerlei Kreditkartendaten (egal ob regulär oder Prepaid) angegeben werden, so kann die OUYA momentan auch nicht genutzt werden. Es ist zum Verzweifeln. Was in den Vereinigten Staaten und anderen Ländern gängige Praxis sein mag, ist hier nicht zwangsläufig der Fall. Nur der dauerhaften Kritik am Controller kann ich mich nicht anschließen. Von seiner Vierschrötigkeit mal abgesehen hatte ich keine Probleme, auch nicht mit dem oftmals bemängelten schlechten Controller Aiming.
„Sollte die Ouya zum Marktstart nicht über ein deutlich umfangreicheres Spieleangebot mit einigen Toptiteln verfügen, lohnt sich die Ausgabe […] nicht. Zu groß ist die Gefahr, mit der Investition lediglich ein Betatestgerät zu erhalten.“
(Quelle: Tobias Költzsch und Michael Wieczorek, golem.de)
Die Bestechungversuche mit Indie-Regenbögen und Toptitel-Zuckerstückchen haben nicht funktioniert, die graue Realität hat die Euphorie schnell eingeholt. Dennoch mag ich das Projekt OUYA noch nicht ganz aufgeben. Die kleine Gerätschaft wird zwar vorerst nur zum Staubfänger taugen, aber wer weiß. Ich werde auf meinem Sofa sitzen und warten. Und warten. Und warten. Auf eine rosigere Zukunft, in der OUYA mit mehr Bescheidenheit, Transparenz und Zuverlässigkeit den Fokus auf sich lenkt. Die Hoffnung bleibt.
Weitere Informationen über die OUYA erhaltet ihr im
Insert Moin-Podcast Nr. 791.
36 Kommentare zu “OUYA – Image über Qualität”
2 Trackbacks zu “OUYA – Image über Qualität”
Kommentare sind geschlossen.
Also schätzungsweise 10x so viele, wie bei anderen Konsolen-Launches. ;-)
Spannend wird sein, ob die das Projekt bis zur nächsten/übernächsten Generation über Wasser halten können. Ich sehe da durchaus noch Potential.
Die Frage ist, welche interessanten Titel bzw. -- ich trau’s mich fast gar nicht zu fragen -- Exklusivtitel es derzeit gibt.
Da stimme ich dir generell zu, allerdings sind bei anderen Konsolen die ersten Titel meist ‘vollwertig’ und gut spielbar. Das Drehkreuzherumgefummele für “Organs Trail: Director’s Cut” hingegen, um Zombies abzuknallen, war nicht wirklich ein großer Spaß. Und auch Final Fantasy III sah sehr lieblos rübergeschleudert aus. Das sind noch keine richtigen OUYA-Spiele, sondern “ohfuckwirbrauchentitel”-Portierungen.
Ansonsten: Was Robert sagt. Und OUYA-exklusive gute Titel gibt es kaum.
Schade, auch ich habe mich sehr auf die OUYA gefreut und wollte mir nach den ersten Kritiken zunächst nicht eingestehen, dass die erhoffte Wunderbox nun wirklich nicht der erhoffte Bringer ist.
Der Kritik an dem Controller der OUYA kann ich mich auch nicht anschließen. Natürlich ist er jetzt qualitativ nicht mit z.B. einem PS3 Controller zu vergleichen, aber dieser kostet nun auch mal fast halb so viel wie die komplette OUYA.
Das Spiele Angebot ist nun leider wirklich noch ein Witz, ich nutze meine OUYA mittlerweile fast nur noch für Emulatoren. Allgemein ist die Software noch sehr unausgereift, die Wartezeiten im Menü, um z.B. auf die Einstellungen zugreifen zu können, sind zu lang. Allgemein hätte man die Firmware besser auf die Benutzung mit einer Konsole optimieren können.
Naja, ich schreib sie dennoch nicht komplett ab. Die OUYA ist gerade erst gelaunched und ich glaube an die Macht der Modder und Tweaker. Jedem, der mit dem Gedanken spielt sich eine OUYA zu kaufen würde ich empfehlen noch ein paar Monate zu warten und sich dann nochmal über den aktuellen Stand zu informieren. (:
Da stimme ich dir größenteils zu. Aber: Die Controller für die OUYA kosten doch auch die Hälfte? Man bezahlt 49,99 Dollar für eines der Prachtstücke. Stolzer Preis.
Ich wollte mir schon vor zwei Wochen eine bestellen und hab’s immer noch nicht gemacht. Auch ein Zeichen.
Und dieses edgy Dev-Video ist irgendwie schwierig. Das nervige Dubstep-Gekrächze im Hintergrund und die Frau mit dem leicht irren Blick und ihrem “Balls”-Spruch, hmm. Aber Standkes Regenbogen macht alles wieder gut.
Was Robert sagt.
<3 SONIC RAINBOOM.
Ich persönlich finde den Vergleich mit Dormagen super getroffen.
Die intransparente “Free-to-Test”-Geschichte finde ich auch sehr ärgerlich, neben anderen Problemen, wie etwa W-Lan zum Abwinken. Mit Ethernet dauern Updates trotzdem noch ewig. Noch schlimmer ist das Angebot an Spielen für die OUYA. Kann ja (eigentlich) nicht sein, dass die besten Spiele Portierungen sind. Bislang müffelt es streng nach Resterampe, nur ohne Schnäppchencharme, leider. Vielleicht entwickelt sich die nächste, leistungsstärkere OUYA-Version zu einer respektablen Indie-Konsole, aber mittlerweile habe ich da so meine Zweifel.
hat das Google Play Verbot nicht damit zu tun, dass die Spiele dort nur für Touch optimiert sind und (soweit ich bisher gelesen habe) schon bei eienm Tablet mit Gamepad nicht mehr richtig funktionieren?
Das würde für mich durchaus als Grund durchgehen, außer wenn man ein OUYA-tauglich Stempel noch im Play einführt und sich zumindest teilweise Entwickler auf die Seite der “‘wahren’ SpielerInnen” schlagen. Aber die meisten davon arbeiten ja auch mit limitierte Ressourcen.
und nochmal dickes Lob für die org(i)astischen Regenbogenstrahlen!
Kann sehr gut sein, aber der Nintendo DS Emulator beispielsweise würde auch ein Touchpad benötigen, und dennoch ist er ja ebenfalls herunterladbar. Ich finde die Kommunikation seitens der OUYA dabei äußerst schlecht, wenn sie in ihrem FAQ zu dieser Frage einfach nur “No.” hinschreiben. Schließlich haben darauf ja viele gehofft.
wird der Google Play Store irgendwann noch eingebunden? Gibt es da Gerüchte oder so?
Sobald ich weiß, gibt es dazu keine weiteren Informationen. Aber vielleicht habe ich die Gerüchteküchebrodelei auch zu wenig verfolgt.
Vielen Dank für diese Einschätzung. Also warte ich auf die Ouya 2 oder die Steam Box :D
Na, die OUYA 2 soll ja auch schon bald (nächstes Jahr) herauskommen — die lassen sich da nicht lumpen… Mimimi.
(Quelle: http://www.engadget.com/2013/02/07/ouya-annual/ )
Ich habe mich letztendlich gegen den Kauf der Konsole entschieden, als ich in einem Video die Verpackung gesehen habe.
Die Abneigung gegen dämliche Werbesprüche ist bei mir sehr groß. Aber danke auch für den Hinweis mit der Kreditkarte. Das wusste ich noch gar nicht und damit ist das Ding dann für mich (leider) komplett gestorben.
Allerdings muss ich sagen, dass ich das 3D Final Fantasy ziemlich schön finde. Schöner als die 2D-Version. :) Das der Android-Store aber nicht verfügbar ist, sollte eigentlich selbsterklärend sein. Der ist halt für Handys und Tablets. Das ist die Ouya ja nicht. Oder gibt es eine Möglichkeit (für Gerätehersteller) den Store für jedes beliebige Gerät nach Kompatibilität zu filtern?
Ich sehe jedenfalls keinen Sinn darin das Ding auf der Ouya verfügbar zu machen.
Ich möchte es mal so formulieren: Es mag zum jetzigen Zeitpunkt noch keinen genauen Sinn haben, aber schaden kann es nicht. Die OUYA-Hardware ist ja durchaus offen gehalten, sodass Modifikationen nicht lange auf sich warten lassen müssten. So könnte man auch an eine mögliche Spielbarkeitsumsetzung für den Google Play Store arbeiten. Das ist jetzt ein bisschen hinfällig und/oder demotivierend.
Ich könnte im Übrigen meine Wireless USB-Maus ja an den USB-Port der OUYA anschließen und damit auch eigentliche ‘Touch-Pad-Spiele’ wie beim NDS Emulator spielen. Das mag zwar nicht dasselbe sein, aber wer weiß, welche Möglichkeiten hier gerade gezielt verbaut werden.
Ich würde mir das Ding ja fast schon in die Wohnung stellen wenn einfach alle gängigen Konsolenklassiker zuverlässig emulierbar sind. Bekomme ich mit Desktop PC via Video out zwar auch auf den Fernsehr… aber so fein klein zum mitnehmen und mit dem, soweit ich weiß, bereits vorhandenem Support für PS3 und xBox Controller… schon “nett”.
Was mich nach diesem Titel wirklich interessiert: Wieviele Einwohner hatte die Stadt Dormagen 2013?
Da vergeht mir (aufgrund diverser Artikel bzw. Reviews) irgendwie die Lust morgen zum Zoll zu fahren und das Ding abzuholen…und hoffe nun auf gute SW-Updates.
Nun ja. Wenn man bei “Man kann for-free antesten und spielen und dann irgendwie bezahlen” nicht stutzig wird, dann sollte dieser Artikel dir deine Vorfreude auch nicht nehmen können oder hast du dich etwa zuwenig mit dem Thema befasst und bist knallhart in deren PR Falle getappt.
Allein dass die nur Kreditkartenzahlung anbieten ist zum Kotzen.
Auch wenn ich ohnehin nie ernsthaft damit geliebäugelt habe, selbst in die Ouya zu investieren, ist mein letzter Funken Interesse nun erloschen. Tatsächlich wäre ich über vieles hinwegzusehen bereit; die mangelnde Transparenz und der Kreditkartenzwang allerdings sind der Todesstoß für meinen guten Willen.
Vielen Dank für den sehr interessanten und umfangreichen Artikel!
Puh … jungs … von Superlevel hätte ich echt eine andere Einstellung erwartet. Das wirft auf jeden Fall ein ziemlich mieses Licht auf das Indie-Image, dass ich sonst gerne vor euch hertragt, was aber nur auflackiert zu sein scheint.
Enttäuschend.
Not sure if serious…
Mal ehrlich: Kritik muss erlaubt sein. Ich bin lieber ein reflektierter Mensch als dass ich alles, was von sich behauptet ‘indie’ zu sein, naiv und automatisch gut zu finden hätte.
Des Weiteren ist das lediglich meine persönliche Meinung, nicht die des gesamten Superlevel-Teams. Zu solch einem Hybridwesen sind wir noch nicht verschmolzen.
Also klar … latürnich ist das ernst gemeingt und latürnich das schon Deine Meinung und nicht die “der Redaktion”. Aber … ich finde schon, dass ein Magazin, das “Indiegames” gleich als nächstes hinter ihrem Titel trägt, das sich in weiten Teilen ja größte Mühe darin gibt, Indie zu betrachten, Indie zu beschützen, Indie wertzuschätzen, und sogar Indie ein wenig auch zu glorifizieren, und umgekehrt bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf Mainstream, AAA, Majors und Zynga eindrischt … von einem solchen Magazin hätte ich schon schlicht etwas mehr Fairness gegenüber einem Projekt wie der Ouya erwartet.
Oder anders: Mag ja Deine Position sein, sie steht trotzdem in ziemlich krassen Gegensatz zu … dem Allermeisten, was ich bisher hier gelesen habe. Mal davon abgesehen, dass ich sie für ungerecht und in Teilen sogar absurd halte. Ich meine … was soll Indie denn noch leisten können?
Also wirklich, ganz im Ernst: Entäuschend.
Ich fand die Kritik persönlich auch etwas zu hart, aber so ist das nun mal bei meinungslastigen Artikeln. “Wir” sind hier nicht bei der GameStar, wo jede “Bewertung” durch die Redaktion wandert, bevor sie veröffentlicht wird. In (fast) jedem Artikel gibt ein Autor seine persönliche Meinung wieder. Wenn du anderer Meinung bist, argumentiere deine Stand(ke)punkte in den Kommentaren und suche den Dialog mit dem Autor. So einfach ist das.
Zwei Punkte möchte ich hervorheben. Wenn man bei der Ouya von “Indie” spricht, sollte man sich vielleicht mal vor Augen führen, worauf sich diese Bezeichnung bezieht. In meinen Augen ist die Ouya eine Konsole, die sich zwar durchaus an Indies richtet, aber hinter der Ouya steckt ein Millionen-Unternehmen, das meiner Meinung nach wenig mit “Indie” zu tun hat. Hinzu kommt, dass oftmals davon ausgegangen wird, nur weil etwas “Indie” ist, müsste es schonender behandelt werden. Das mag hin und wieder sogar zutreffen, aber letztlich schützt das Label “Indie” nicht davor, einfach mal auch nur scheiße zu sein. Sympathie hin oder her.
Ist selbstverständlich Dein gutes Recht enttäuscht zu sein, finde die Begründung aber ehrlich gesagt nicht nachvollziehbar.
Was für eine Art von ‘Fairness’ erwartest Du? Ich versuche Spiele und Produkte möglichst objektiv zu bewerten; das bedeutet auch eine Abwendung von diesen mittlerweile äußerst schwammigen Indie- und Mainstream-Begriffen.
Außerdem stellen für mich ‘Fairness’ und die von Dir eingeforderte Glorifizierung von etwas ein Begriffspaar dar, das sich nicht so recht leiden mag und eigentlich sogar ausschließt.
Und gerne würde ich auch genaue Details von Dir bekommen, wo meine Kritik “ungerecht” und “absurd” sein soll.
Abgesehen davon sollte man sich auch fragen, wie ‘indie’ denn die OUYA überhaupt ist. Amazon-und-EA-und-Dutzende-mehr-Förderer KPCB als Investoren im Schlepptau? Basierend auf einem Betriebssystem, das von einem _der_ absoluten Weltkonzerne überhaupt entwickelt wurde? Indie as fuck, oder so.
Ich stehe zu meiner Meinung.
Das ist doch Quatsch.
A) Indie-Entwickler, -Konzepte und -Spiele gutfinden ist eine Sache, sie bedingungslos gut finden eine andere. Auch Indie-Games können Mist sein (und das nicht, weil es nicht auf einer Crytek-Grafikengine läuft oder sowas, sondern weil die Ideen schlecht umgesetzt wurden, weil es schlicht uninteressant ist etc.). Wenn alles, was Indie ist, einen Smiley und ein “Yeah, cool, indie”-Sticker bekommt, dann bringt das weder Lesern noch Entwicklern was.
B) “Was sollen Indies denn noch leisten?” an Indies hängt das gar nicht mit der Konsole. Spiele wie Towerfall kriegen ja (zurecht) viel Lob und Liebe. Und die OUYA könnte ja auch extrem wichtig sein für Indie-Entwickler. Eine offene Konsole, für die man leicht Spiele entwickeln und portieren kann, das ist toll und wichtig. Gerade deswegen sollte man doch genauer hinschauen, wie diese Konsole denn so ist. Denn warum sollten Indie-Entwickler ihre begrenzten Resourcen auf Ouya-Games schieben, wenn die Benutzung der Konsole für Spieler frustrierend ist. Wenn man nur Spieler mit Kreditkarten erreicht und selbst der Download kleiner Titel lange dauert. Insofern finde ich das nicht ungerecht, sonder im Gegensatz sehr gerechtfertigt, damit kritisch umzugehen.
Ohne Mist: Ich hoffe, die OUYA wird erfolgreich und wird für Indie-Entwickler eine weitere Einnahmequelle darstellen und für Spieler gute Spiele bieten. Und ich hoffe auch, dass Sebastian das Ding weiter im Auge behält.
@Fabu: Latürnich erwarte ich hier keinen PC-Action-Redaktionsjournalismus. Fair enough. Aber die Diskrepanz zwischen der hier immer und immer und immer wieder hochgehaltenen Indie-Meta-Erzählung und der Geschichte dieses Artikels fällt halt schon sehr ins Auge. Da hab ich mich schon gefragt: “Hä? Hab ich den Artikle wirklich gerade auf Superlevel gelesen, oder war das bei Zeit Online?”
Aber zur Sache:
Fabu hat den ersten Aspekt der Unfairness gegenüber der Ouya im ersten Kommentar zu diesem Artikel ja schon beschrieben. 230 Titel ist nun wirklich nicht wenig. Nur mal so: Für die Playstation, konnte ein Jahr nach ihrem Start gerade mal 70 Titel kaufen. Da ist der Vorwurf 230 Spiele (inzwischen sinds ja schon
256258) wären wenig, schon etwas absurd.Viel mehr ärgere ich mich aber über die Grundhaltung, die man auch bei vielen anderen Backern sieht: Die Erwartung mit der ersten ausgelieferten Version ein perfekt laufendes Produkt zu bekommen. Kickstarter Projekte sind keine normalen Produkte. Das Risiko, gar nichts zu bekommen, etwas zu bekommen was anders oder schlechter ist, als man erwartet hat ist Teil des Deals. Und, viel wichtiger noch: Ihr habt ja gar keine fertiges Produkt bekommen, das ist ja im Grunde noch eine offene Beta der Ouya. Ich kann echt nicht verstehen, wie man dann solche Maßstäbe ansetzen kann.
Was “Indie” angeht: Die Götter wissen, dass mein Seelenheil da wahrlich nicht dran hängt. Mir ist Indie oder nicht Indie ziemlich schnuppe. Ich finde eine Welt in der es eine Konsole, wie Ouya gibt, doppelt so gut, wie eine Welt in der es nur die Xbox und die Playstation gibt. Und wenn ich Spieleentwickler wäre, würde ich vermutlich sofort dafür ein Spiel programmieren. Und ich hatte schon einen sehr langen und sehr vergüngten Abend mit der Ouya. Lustiger auf jeden Falls als die meisten Abende mit der Xbox. Mehr kann man kaum verlangen, finde ich.
Klar, ich verstehe, dass die Ouya Jungs und Mädels den Mund sehr voll genommen haben und der Hype echt groß war. Und ich erfahre ja selber allzuoft, wie enttäuschend es ist, wenn hohe Erwartungen, auf eine nocht so hohe Realtität treffen. Und vielleicht hatte ich schlicht Glück, dem Ouya-Hypestorm entgangen zu sein … aber … ich finde die Ouya schon fein. Klar, nicht perfekt. Klar, teilweise noch echt buggy. Aber alles in allem: Geiles Projekt. Gute Spiele. Tolle Aussichten.
Ich sag’s mal nochmal anders: Ich erinnere mich noch an die Zeit, in der alle rumgeunkt haben, weil sie einmal am Tag bei Twitter einen Fail-Wale bekommen haben … ich meine … gebt dem Ding doch mal ein bischen Zeit! Das eigentliche Projekt hat doch gerade eben erst angefangen, das ist gerade erst geboren worden. Das sind ja noch nichtmal Kinderkrankheiten. Das ist noch Gebärmutterschleim. ;]
Ansonsten: Ist alles nicht persönlich gemeint, echt! Ich lese gerne hier und hab euch alle lieb!
Natürlich ist es ein Kickstarter-Projekt. Aber das als Ausrede für minderwertige Qualität zu nehmen trägt doch auch nur bedingt. FTL und Kentucky Route Zero setzen neue Maßstäbe im Genre, die Ouya erreicht nicht mal ansatzweise ihre eigenen Versprechungen.
Derzeit ist es ein Stein der mittelmäßige Android-Ports (die ihrerseits mittelmäßige iOS-Ports sind) mittelmäßig abspielt, wenn überhaupt. Das Gerät kann man für 99$ bei Amazon kaufen. Hm. Klar ist das ausbaufähig, aber in seiner derzeitigen Form doch unakzeptabel.
@23 Klar, war auch ein wenig PR-Falle schuld ;-) aber vom KredikartenUNfeature hatte ja niemand so angekündigt…oder?
Jedenfalls liegt jetzt das gute Stück hier. Design und Haptik finde ich schon gelungen.
Sebastian Standke bringt es auf den Punkt! Die von ihm gesammelt vorgebrachten Kritikpunkte lassen sich so auch auf vielen anderen Seiten im Netz wiederfinden. Die Ouya krankt einfach daran, dass sie kein wirklich eigenes Image mit starken Titeln (im besten Fall Platformsellern) ihr Eigen nennen kann, sondern bei der Versorgung mit Inhalten eher lieblos behandelt wird.
Für mich ist die Ouya lediglich als Retrogamer spannend, da sie eine recht ordentliche Leistung für günstiges Geld anbietet. Aber wenn ich nur Emulatoren und ROMs spielen möchte, bin ich mit einem Raspberry PI mit passenden Controllern billiger und schneller am Ziel.
Insofern: Hohe Erwartungen, viele Vorschusslorbeeren aber am Ende irgendwie doch leere Worte. Die Ouya erinnert mich stark an ein reines “proof of concept” -- ohne starke Titel, ohne breite Softwarebasis, ohne gute Infrastruktur im Hintergrund. Sehr schade.
Hab mir die Ouya vor einiger Zeit aus den UK bestellt. Hatte lange überlegt, und wollte es aufgrund der schlechten bleiben lassen, ließ mich dann aber doch dazu hinreissen.
Mein Fazit:
Der Controller ist grottig, ich spiele fast nur mit meinem PS3 Controller. Ich bekomme häufig Fehler, und ich verfluche dieses Vorenthalten von Informationen im Store (Preis? Welche Einschränkungen?).
Und dennoch, ich habe mich in meine Ouya verliebt. Zum einen weil ich selbst (kleine) Spiele entwickle und diese immer schon auf eine Konsole bringen wollte (mal sehen vielleicht mach ich das auch mal).
Zum anderen weil sie eigentlich das macht was ich mir von ihr erwartet habe. Der Store ist zwar voll von grottigen Games, aber auch netten CouchGaming Titeln.
TowerFall ist zwar verhältnismäßig teuer, ich kann mich aber auch nicht erinnern, welches Spiel mich und meine Kumpels so dermaßen vor einer Konsole “abgehen” ließ. Ich glaube die Ouya muss sich noch etablieren. Sie ist voll von Kinderkrankheiten, und ich denke mit jedem Firmwareupdate kommt eine “Impfung”. Und mit jeder “NextOuyaGen” wahrscheinlich eine deutliche Verbesserung.
Ich bin zufrieden mit meiner Ouya und ich hoffe dass es da draußen paar Indies gibt die diesen Würfel ebenfalls für sich entdecken.