Dank der Göttersimulation Reus kann jeder herrausfinden,
dass der Job des Gottes vor allem ein undankbarer ist.
Ein Gott sein, das ist wahrscheinlich ein bisschen so als hätte man Kinder. Man handelt im besten Wissen und Gewissen und erwartet eine tolerante Zivilisation, bekommt dann aber einen trotzigen, bigotten Haufen Biomasse und erntet böse Blicke: “Diese Menschheit ist aber schlecht erzogen, wer heutzutage alles ein Gott wird! Einen Göttertest müsste man einführen.” Ist jetzt eingeführt worden. Heißt Reus.
Es ist überraschend leicht, ein Gott zu sein. Alles, was man dafür braucht sind vier Titanen, die die Natur mit Zauberkräften kontrollieren und ein leicht zu beeindruckendes Nomadenvolk. Vorraussetzungen, mit denen jede neuen Runde Reus anfängt. Die Titanen werden per Klick über den zweidimensionalen Scherenschnitt einer runden Erde gesteuert und müssen aus dem anfänglichen Brachland einen bewohnbaren Planeten erschaffen. Mit dem Wassertitan wird ein Ozean auf das Brachland gesetzt, Wald- und Sumpftitan erzeugen Flora und Fauna und der Steintitan setzt Berge und Wüsten und Mineralien. Ein paar Pflanzen und Tiere in die Landschaft gesetzt und schon werden die ersten Dörfer gegründet. Die Dorfbewohner mehren sich und sind glücklich und nach einer halben Stunde Spielzeit schlummern die Titanen wieder ein und eine Runde Reus ist vorbei. Gott sein ist nicht besonders schwer.
Es ist aber überraschend schwer, ein Gott zu sein, wenn man es sich selbst schwer macht. Reus scheint zuerst kein großes Ziel zu besitzen. Es hat keine Geschichte, keine Level, nur die Welt, die vier Titanen und die Herausforderung, einen bewohnbaren Planeten zu erschaffen. Was Reus hat, sind Achievements. Etwa, eine Siedlung nur mit Hilfe von Mineralien und Pflanzen aufzubauen oder ein Dorf, das sich ausschließlich vom Fischfang ernährt.
Dazu kommen besondere Bauvorhaben jedes Dorfes. Die Sumpfbewohner wollen einen Druidenhain zu Ehren der Titanen errichten und benötigen dafür bestimmte Resourcen, die von Pflanzen, Tieren und Mineralien bereitgestellt werden. Der Platz dafür ist sehr begrenzt, aber jede Resource geht eine symbiotische Beziehung mit anderen Resourcen ein. Das Blaubeerfeld ist ertragreicher, wenn es neben einem Erdbeerfeld liegt, Schlangen in der Wüste haben wertvollere Haut wenn sie Jagd auf Gürteltiere machen können. Dank den komplexen Symbiosen und individuellen Anforderung jedes Dorfes werden die anfänglichen 30 Minuten Spielzeit pro Runde sehr knapp und Reus wird zu einer Übung in göttlichem Mikromanagement.
Die Belohnung für all die Mühe ist Hass. Denn wer seiner Menschheit alles gibt, wonach sie begehrt, verdirbt sie und macht sie gierig und kriegerisch und gemein. Dann werden Nachbarn zerstört und Titanen angegriffen. Diese Dynamik im Griff zu halten und dabei unter sanftem Zeitdruck die Welt so weit wie nur möglich zu entwickeln, ist eine fantastische Herausforderung und es spricht so sehr für Reus, dass es Spielern die Zeit und die Werkzeuge gibt, es selbstbestimmt zu entdecken.
7 Kommentare zu “Reus”
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Gekauft!
Sieht spannend aus. Wird gekauft.
Steht schon auf meiner Liste. Für rund 10 Euro kann man ja eigentlich nichts falsch machen :)
Gekauft und suchte es schon seit 14 Stunden. Es macht einfach so viel Spaß. Nur der Einstieg hat etwas länger gedauert. Ich kam zu beginn mit der Fülle an Möglichkeiten und Bedürfnissen nicht zurecht. Habe mich aber durchgebissen und dieses Kleinod, wie man zu beginn schon las, lieben gelernt.
Wow sieht das toll aus!
Hält leider nicht, was es verspricht.
Man lese folgendes aufschlußcherechs Review:
http://www.ign.com/articles/2013/05/23/reus-review
Schöner Text von Cobbett (wusste gar nicht, dass der jetzt auch für IGN schreibt!)
Ich kann die Kritik (es fängt immer gleich an, es gibt keine bedeutenden Ziele, es ist Micromanagement und die Belohnungen sind dürftig) durchaus nachvollziehen, aber mich hat das nicht gestört.
Dass Reus in Micromanagement ausartet, hat mir eigentlich sehr gut gefallen, so als Abwechslung von den üblichen großen Gesten der Götterspiele und die Belohnungen…ach, ganz ehrlich: Ich fands erfrischend! Reus nimmt sich so sehr zurück, was Ziele, Belohnungen usw. angeht, dass man es einfach entspannt spielen kann und entdecken mag, wie man ein Ökosystem bastelt. Also ich zumindest.
Hast du es selber gespielt? Wie hat’s dir denn gefallen?