7 Day Roguelike Challenge … mit Rat King
Ein existentialistisches Rennspiel-Roguelike? Ein Roguelike mit einem Schwert als Protagonist? Das kommt davon, wenn man überarbeitete Spieleentwickler dazu zwingt beim 7 Day Roguelike Challenge (7DRL) innerhalb von sieben Tagen ein neues Roguelike auf die Beine zu stellen. Ganz vorne dabei bei den beeindruckenden Resultaten ist Me Against The Mutants von Ratking. Ein Gehirne-zerstörendes Echtzeit-Roguelike (Echtzeit-like!?) über einen dimensionsreisenden Mutantenjäger, der per Mausklick rechteckige Unendlichkeiten erzeugen kann. Ich habe mir daher Jana Reinhardt von Rat King geschnappt, um sie zu fragen, was das alles überhaupt soll.
Was soll das, Jana!?
Die Endless-Idee, also dass man ein Rechteck über dem Raum aufzieht und dann in einer Unendlichkeit herumwandert, ist schon etwas älter. Aber irgendwie hatten wir nie einen Plan, was man daraus machen kann. Und dann für den 7DRL haben wir die Idee wieder hervorgeholt und plötzlich hat alles gepasst.
In Me Against the Mutants spielt man einen Liquidator, der in ein zugemauertes, verseuchtes Gebiet geschickt wird, um dort Stalker-mäßig besondere Kraftfelder und Mutanten zu neutralisieren. Ganz ehrlich: Ich hab das Spiel noch nie durchgeschafft! Friedrich schon. Aber es gibt jede Menge Tricks: Wenn man die Mutanten von hinten überrumpelt, kann man sie „backstabben“ und verdreifacht dadurch seinen Schaden.
Außerdem kann man wegrennen und dann zwischen sich und den Gegner ein Infinity-Feld aufziehen, in das der Gegner rennt und dann kann er dort ausgeschaltet werden. Und man kann auch Hasen ins Innere schleusen, die spielen oft Lockvogel für die Mutanten.
Okay…ich lass das mal so stehen. Warum überhaupt Roguelikes? Euer erstes Spiel, Pitman, ist ja auch eins. Lauft ihr da dem Erfolg von Binding of Isaac hinterher?
Vor unserem ersten 7DRL wussten wir gar nicht, was Roguelikes sind! Wir haben The Binding of Isaac auch nie gespielt, obwohl es seit Release in meiner Wunschliste herumgammelt. Wir mögen Game Jams/Contests ziemlich gern.Und die meisten unserer fertigen Spiele sind auch aus Game Jams hervorgegangen.
Beim Ludum Dare macht Friedrich regelmäßig mit, wir haben den Global Game Jam in Leipzig organisiert und auch so nehmen wir gern an kleineren Events teil. Wir machen also nicht primär Roguelikes, sondern fanden einfach die Einschränkungen (Perma-death, Rundenbasiert, Alles randomisiert) spannend.
Roguelikes lassen sich außerdem recht einfach machen, gerade durch den Zufall und den rundenbasierten Spielverlauf sind die einfacher umzusetzen als Echtzeit und weniger fehleranfällig. Das Balancing hingegen beansprucht ziemlich viel Zeit, denn auch wenn die meisten Roguelikes einfach aussehen, können sie oft hochkomplex sein.
Wie darf man sich so eine 7 Day Challenge vorstellen? Wohnt ihr in der Zeit im Büro/in der Garage, seht kein Sonnenlicht und ernährt euch ausschließlich von Club Mate?
Haha, stilecht könnten wir unter dem Tisch übernachten, aber da wir ohnehin ein Heimbüro haben, müssen wir es nicht übertreiben. Das 7DRL ist schon etwas Besonderes, vor allem weil es so lang geht (die meisten Jams gehen 48 Stunden) und viele sich dafür extra Urlaub nehmen oder ihr Hauptprojekt liegen lassen. Viele Teilnehmer sind auch Schüler und Studenten.
So haben wir es letztes Jahr gemacht, weil wir unser Hauptprojekt ohnehin nicht mochten. Das haben wir dann abgebrochen, weil uns Pitman, der Beitrag beim 7DRL, viel mehr Spaß gemacht hat, als unser Spiel, an dem wir schon zwei Monate gearbeitet haben.
Dieses Jahr war die Zeit knapper, also haben wir an den Wochenendtagen durchgemacht und ansonsten eher abends dran gearbeitet.
Muss man sich da extra registrieren? Kommt dann jemand bei euch zuhause vorbei mit einer Stoppuhr?
Zuerst wird gevotet, welche der drei vorgeschlagenen Märzwochenenden für den Jam genutzt werden soll. Dann meldet man sich an. Leider ist das extrem undurchsichtig, wenn man sich nicht auskennt: Eigentlich meldet man sich in der Newsgroup an, man kann sich aber auch im Wiki eintragen oder sich im Blog ankündigen. Dann kann man Samstag oder Sonntag starten und von da an genau 7 Tage durchprogrammieren. Das kontrolliert niemand, aber da halten sich alle dran. Später gibt es dann noch eine Auswertung wie die vom letzten Jahr, zum diesjährigens gibt es schon mal den Podcast von Roguelike Radio.
Was ist der Reiz von solchen Game Jams?
Wie gesagt, wir nutzen Game Jams als Herausforderung, aber auch zur Ideenfindung. Außerdem kann man oft abseits vom „normalen“ Entwickleralltag mal etwas anderes machen UND bekommt, wenn man sich nicht total übernimmt, ein fertiges Spiel.
Daneben ist der Global Game Jam einfach genial, weil riesengroß und ALLE bearbeiten ein Thema. Gleichzeitig bekommt man mit, wer in der Umgebung noch so in der Spieleentwicklung tätig ist und sei es nur als Hobbyist.
Oder man lernt andere Entwickler kennen, zum Beispiel auf der Devmania oder zur Berlin Big Jam. Sehr geil: Man macht 3-Stunden Spiele im hippen Hipstercafe in Berlin. Letztes Jahr waren Vlambeer, Ido Yehieli, Johan Peitz, der Musiker von Minecraft und andere dabei. Das Jahr davor hat sich Notch dort sehen lassen.
Was würdest du Leuten raten, die sich fürs 7DRL interessieren, aber nicht sicher sind, wie sie mitmachen sollen? Was muss ich wissen, um ein eigenens 7 Day Roguelike zu machen?
Naja, das größte Problem ist sicher die Zeit. Viele Projekte scheitern, weil sie von den Entwicklern aus Zeitgründen abgebrochen werden. Also vor allem: Sich nicht zu viel vornehmen, lieber tiefer stapeln und vielleicht sogar auf Material zurück greifen – das ist beim 7DRL ja nicht verboten.
Die 7DRL ist einmal im Jahr, immer im März. Ab Februar kann man ja schon mal ein Auge auf den Blog werfen. Teilnehmen kann jeder. Benutzt werden kann jede Engine/Framework oder Sprache, die man selbst beherrscht, aber leicht zugängliche Browserversionen sind eigentlich am praktischsten. Es ist kein Thema vorgegeben, außer dass es ein Roguelike sein sollte (mehr oder weniger). Wenn man sich vor der Woche ein wenig mit Roguelikes beschäftigt und sich vielleicht grob überlegt, woran man arbeiten will, ist das sicher sinnvoll.
Was waren denn dieses Jahr so Deine Favoriten? Gibt es ein paar Geheimtipps darunter? Entwickler, die man im Auge behalten sollte?
Mujahid wegen den Stealthelementen. Fuel — dieses arschschwere Teil von Ido Yehieli kennst du ja. Ansonsten das wo man ein Schwert spielt: Sword in Hand. Und das Sinnlos-like von Sos: Road-like.
Was kommt als nächstes für Rat King? Noch mehr Roguelikes?
Ein Environmental Puzzle aus Egosicht: TRI! Unser erstes, richtiges, großes Projekt. Portal war großes Vorbild, aber es ist kein Klon. Derzeit arbeiten wir an der ersten richtigen Demo, bzw. dem ersten Level. Wenn das im April fertig ist wollen wir endlich mal Crowdfunding auf Kickstarter angehen. Was aber eine Menge Probleme/Fragen mit sich bringt, gerade was Steuern/Amazon Payments/rechtliche Fragen angeht. Und man muss einen in Amerika lebenden amerikanischen Staatsbürger finden.
Bis jetzt gibt es nicht allzu viel zu sehen. Ich blogge darüber übrigens auf IndieDB und Friedrich schreibt auf TigSource über die Technik und das Gameplay. In der Zwischenzeit kannst du das Ludum Dare Original spielen.
Vielen Dank fürs Gespräch, Jana!
<4
Cool, ein Artikel über uns! o(
Es gibt ne neuere Version von MATM mit ein paar Bugfixes, siehe http://7drl.org/2012/03/24/after-challenge-version-of-me-against-the-mutants/
Übrigens schreibt man Rat King auseinander. :-)
Klasse, danke! Hab die aktualisierte Version oben verlinkt.
Namensschreibung: Ich weiß gar nicht wovon du redest, da stand doch immer schon Rat King. Vllt liegts ja an deinem Browser.
(sorry!)
=]
Okay, und weil sich der Herr Yehieli darüber mokiert hat, dass ich „nur“ „Musiker von Minecraft“ gesagt habe: Der junge, überaus talentierte junge Mann bezeichnet sich auch als C418 und ist ferner bekannt unter dem Synonym Daniel Rosenfeld. So.