Ludum Dare 28: M'Lady and The Tramp
In seinem Roman „Ausweitung der Kampfzone“ beschreibt Michel Houellebecq die sexualisierte Gesellschaft. Sex steht demnach im Mittelpunkt des menschlichen Handelns. Wer ein Bett erwirbt, wird danach beurteilt, welche Größe es hat, weil diese unmittelbar auf sexuelle Aktivitäten schließen lässt. Wer im Supermarkt Großpackungen kauft, ist in eine sexualisierte Gesellschaft integriert, denn er kauft nicht nur für sich selbst ein und hat demnach wahrscheinlich Sex. Wer sich jedoch durch sein Konsumverhalten als alleinstehend und sexuell inaktiv outet, steht am Rand. Es ist traurig, aber in diesem Kontext nachvollziehbar, dass sich junge Männer vor ihrem ersten Geschlechtsverkehr um ein Ende ihres Jungfrauendaseins bemühen.
Dass das nicht so einfach ist, zeigen Lianne Booton, George Baron, Davi Ever und Tess Young anlässlich von Ludum Dare 28 mit M’Lady and The Tramp. In einer Ansammlung von Minispielen muss sich der Protagonist etwa darum bemühen, sein Haar zu kämmen, das richtige T-Shirt auszuwählen oder zu onanieren. In einigen Spielen ist es ratsam, ein Mikrofon zu benutzen, dann etwa, wenn es darum geht, mit einer Frau zu flirten oder möglichst laut zu stöhnen. M’Lady and The Tramp leistet somit zwar keinen Beitrag zum Diskurs um den sexbezogenen Zustand unserer Gesellschaft – es deutet aber doch immerhin an, dass Houllebecq nicht ganz falsch lag.