Tiny Wings 2.0, Tiny Wings HD & Tiny Interview
Als Andreas Illiger letzten Freitag mit einem Teaser die Fortsetzung von Tiny Wings ankündigte, ging ein Raunen durchs Netz — gefolgt von Skepsis gefolgt von Sarkasmus. Auch intern scherzten wir über absurde In-App-Käufe und sonstige dubiose Methoden, den kleinen Vogel möglichst effektiv auszuschlachten.
Da ich bereits letztes Jahr ein Interview mit Andreas führte, setzte ich mich erneut mit ihm in Verbindung und wurde kurzerhand mit einem Downloadcode und Hintergrundinfos belohnt. Für ein großes Interview sei leider keine Zeit, aber ich könne ihm gern drei Fragen stellen. Immerhin. Das Resultat findet ihr am Ende des Artikels, vorerst möchte ich mich dem Spiel widmen.
Und direkt eine Entwarnung: Alle iPhone-Besitzer, die bereits Tiny Wings kauften, erhalten Tiny Wing 2.0 (iTunes-Direktlink) als kostenloses Update.
Eine ziemlich großzügige Geste, wenn man bedenkt, dass laut GameCenter etwa sechs Millionen Spieler registriert sind. Wer Tiny Wings jedoch hochauflösend (und inklusive Zweispielermodus) auf dem iPad konsumieren möchte, legt 2,59 Euro für das separat erhältliche Tiny Wings HD (iTunes-Direktlink) auf den Tisch. Achievements und Spielstände können mittels iCloud synchronisiert werden.
Tiny Wings HD bietet drei verschiedene Spielmodi: Tagesausflug, Flugschule und Hügelparty. Als Tagesausflug wird das ursprüngliche Spielprinzip bezeichnet, bei dem es gilt, den Vogel von Sonnenaufgang bis zum Einbruch der Dunkelheit möglichst erfolgreich von Insel zu Insel zu Insel zu manövrieren. Die Flugschule ist für den frisch geschlüpften Nachwuchs (vier Küken an der Zahl), der in 15 Levels um die Wette flattert. Sprich: Der Spieler muss sich in Wettrennenflügen gegen drei KI-Küken behaupten. Das ist eine schöne Ergänzung und bringt etwas neuen Schwung in Tiny Wings.
Bis dahin sind Tiny Wings 2.0 und Tiny Wings HD inhaltlich identisch. Die iPad-Version bietet noch zusätzlich die Hügelparty, einen Zweispielermodus mit Splitscreen, d.h. die Kontrahenten sitzen sich beim Spielen gegenüber.
Jeder Modus hat seinen eigenen Reiz, die Erweiterungen erscheinen mir allesamt sinnvoll und durchdacht. Hinzu kommt, dass Tiny Wings HD auf dem iPad dank Retina-Unterstützung ganz hervorragend aussieht. Etwas schade ist nur, dass der Mehrspielermodus über keine Onlinefunktion verfügt. Auch wenn es kein großes Problem darstellen sollte, Freunde und Bekannte zu einer Partie zu bewegen, böte ein Onlinemodus natürlich weitaus mehr Potenzial für rasante Schnabellängenvergleiche.
Meine anfänglichen Befürchtungen, Andreas Illinger habe sich womöglich den Angry-Birds-Ausverkauf-um-jeden-Preis-Virus eingefangen, erwiesen sich zum Glück als unwahr. Wer Tiny Wings mochte, wird es auch weiterhin mögen. Und wer ein iPad sein Eigen nennt, bekommt hochwertige Casual-Kost made in Germany zum Preis einer Tiefkühlpizza. Kaufen!
Fabu: Hey Andreas. Ich habe drei Fragen?! Das ist sehr wenig. Können wir uns auf vier einigen?
Andreas: Ich hätte mir keinen schöneren Einstieg in das vermutlich letzte Interview, welches ich in meiner Spieledesignerlaufbahn geben werde, vorstellen können. Vielen Dank!
Als wir uns das letzte Mal unterhielten und ich dich nach deinem nächsten Projekt fragte, warfst du die Stichworte “Tiefseeakrobatik, Synthesizerwürmchen, auf einer Wellenlänge” in den Raum. Augenscheinlich wurde daraus (bis jetzt) nichts. Hast du kalte Füße bekommen und wolltest auf Nummer sicher gehen oder warum liegt dein Fokus weiterhin auf Tiny Wings?
Naja, in Interviews muss man sich halt schnell etwas aus den Fingern saugen und nicht alles entspricht ja der Wahrheit — wie auch allgemein im Leben.
Aber hauptsächlich ist daraus bisher nichts geworden, da ich letzten Sommer dachte: “Ich muss jetzt unbedingt mal schnell die iPad-Version von Tiny Wings machen.”
Dann dachte ich: “Du kannst ja nicht einfach schnöde Tiny Wings aufs iPad portieren, da muss es doch in der iPad-Version irgendwelche tollen neuen Sachen geben, die toller sind als in der iPhone-Version. Schließlich ist das iPad ja größer.”
Und dann dachte ich: “Ich muss ja eh mal ein Update machen für die iPhone-Version.”
Und so habe ich mir den neuen Spielmodus mit den anderen Vögeln, gegen die man ein Rennen veranstaltet, ausgedacht und dachte: “Das wird sicherlich so etwa 2 bis 3 Monate dauern und danach mache ich etwas Pause und dann ein neues Spiel.”
Und nun dauerte es fast 12 Monate und ich hatte bisher keine Zeit für ein neues Spiel. Tja…
In einem Interview mit Kill Screen sagtest du, es gäbe zahlreiche Angebote für Portierungen, Merchandising, Jobs, Werbung, Kapital und sogar Filmlizenzen. Abgesehen davon, dass du mir einen Job für deine PR-Arbeit anbieten könntest, frage ich mich, was dich dazu bewegt, konsequent am Boden zu bleiben und den Versuchungen zu widerstehen. Bereust du vielleicht sogar hin und wieder die Ausmaße deines Erfolgs und würdest viel lieber unter dem Radar der Öffentlichkeit fliegen?
Ich möchte einfach nur Spiele machen (jedenfalls zur Zeit). Mehr nicht. Gute Spiele machen, die ich selbst gerne spielen würde und meinen Kreativitätsdrang ausleben. Diese ganze große Businesswelt mit all ihren Interessen und Angeboten interessiert mich nicht sonderlich — das alles stresst mich eher. Dort geht es ja auch vorrangig um Geld und das steht bei mir einfach nicht an erster Stelle.
Manchmal habe ich auch Momente, da denke ich, es wäre vielleicht besser gewesen, wenn mein Spielchen nicht so sehr abgegangen wäre, damit das Interesse an meiner Person nicht so groß wäre. Ich mag es eher ruhig und die Welt der Stars und Störche ist mir ein wenig zu wild.
Und das mit vier statt drei Fragen geht in Ordnung, ja?
…