Superlevel

Anomaly 2

Mit der Erde ist mal wieder etwas sehr Schlimmes passiert. Eine Anomalie erschüttert den Planeten, und Aliens belagern die Oberfläche in praktisch positionierten Türmen. Glücklicherweise sind noch einige Straßen befahrbar und erzeugen so ein begrenztes Schlachtfeld für das Militär und ihre Kampfroboter, die leider ohne Rückwärtsgang und Bremsen ausgeliefert werden. Deswegen gibt es nur einen Weg: vorwärts.

Mit Anomaly 2 bauen die Entwickler von 11 bit studios erneut auf das Konzept einer gespiegelten Partie Tower Defense. Der Spieler platziert nicht die Verteidigungstürme, sondern kontrolliert den Weg der ewig marschierenden Angreifer. Da die Ressourcen allerdings begrenzt sind, müssen die wenigen Kampfroboter permanent unterstützt werden. Zerstörte Gegner hinterlassen verschiedene Items, die zur Reparatur der eigenen Einheiten oder als Ablenkungsmanöver gegen die Aliens genutzt werden können und müssen.

Gegenüber anderen Genrevertretern ist der Actionanteil in Anomaly 2 sehr hoch. Planung ist nur ein kleiner Teil des Spielablaufs. Viel wichtiger ist das schnelle Anpassen der eigenen Einheiten auf die anstehenden Gefahren und die Platzierung der richtigen Spezialfähigkeit zum richtigen Zeitpunkt. Damit erinnert der Spielablauf eher an Echtzeitstrategie auf Schienen und wird schnell extrem hektisch.

Dass Anomaly 2 mehr sein möchte als noch ein Tower Defense Spiel, macht die pompöse Grafik- und Soundkulisse sehr deutlich, erstickt dabei aber leider in einem von Klischees strotzenden Design und einer ebenso einfallslosen Geschichte. Anstatt martialische Roboter aus dem Standardbaukasten und schuppigen Laseraliens in einer Endzeitumgebung, hätte ich mir eine etwas einfallsreichere Darstellung gewünscht. So stapelt sich das zwar technisch gute, aber künstlerisch verbrauchte Äußere auf einen nur leicht innovativen Kern.

Aber man soll Spiele nicht dafür kritisieren, was sie nicht sein wollen. Anomaly 2 will ein bisschen Taktik mit bombastischer Action verknüpfen und einen stetigen Fluss aus explodierenden Alienmonstern präsentieren. Dieses Ziel wird voll erreicht. Das optische Chaos auf dem Bildschirm ließ mich in einigen Momenten panisch den Mauszeiger suchen, um schnell die nächsten Befehle zu erteilen. Für meinen Geschmack darf es dann doch lieber etwas mehr Taktik und weniger Action sein. Der Multiplayermodus ist dagegen etwas strategischer angelegt, da ein Spieler die Rolle der Aliens übernimmt und eine Basis mit Verteidigungstürmen errichtet, während sein Gegner wie in der Solokampagne mit den schweren Geschützen anrückt.

Damit ist Anomaly 2 eines dieser Spiele, dass einfach nur da ist. Es tut niemandem weh und reißt keinen vom Hocker. Es existiert und lässt beim Spielen die Zeit verstreichen. Errichtet auf der Idee, das Tower Defense Genre einfach umzudrehen, erzeugt es genug Interesse, um nicht sofort langweilig zu werden, bietet aber gleichzeitig zu wenig Neuerungen, damit der Funke der Begeisterung wirklich überspringen kann.

4 Kommentare zu “Anomaly 2”

  1. hlfcabbaz
    1

    Also den ersten Teil fand ich spielerisch ganz nett. Werde den zweiten Teil zumindest mal antesten. Ich denke aber nicht, dass der viel mehr bieten wird als der erste Teil, auch was die Spielzeit angeht (ich glaub es waren um die 4 std).

  2. Haschbeutel
    2

    Autsch, das tut echt in der Seele weh. Klar gibt’s viel Explosionen, aber dass der Taktik-Anteil kaum existent ist, kann ich nicht verstehen. Alles über “normal” ist ohne Taktik und die richtige Route ein Selbstmordkommando. Wie oft man hier die Truppen umstellen, neu sortieren und anpassen muss, ist extrem knackig. Das Spiel bestraft jede nicht richtig eingesetzte Fähigkeit rigoros und putzt dann mal eben den Squad von der Bildfläche. Wobei ich auch nicht sehe, wo Anomaly 2 mehr sein will, als was es ist (Tower Offense)? Nur weil’s knallt? Naja. Für 15€ für mich bisher in diesem Jahr eines DER Highlights neben Metro.

    • Daniel Russart
      3

      “Wobei ich auch nicht sehe, wo Anomaly 2 mehr sein will, als was es ist (Tower Offense)?”
      Das habe ich doch auch genauso geschrieben. Mir macht nur das, was es ist, nicht besonders viel Spaß. Das Fehler sehr schnell bestraft werden, kann ich bestätigen, liegt aber meistens daran, dass man nicht schnell genug das richtige Item platziert/ den Roboter in einen anderen Modi verwandelt. Das führt dann wieder zur beschriebenen RTS-Hektik.
      Anomaly 2 ist kein schlechtes Spiel, aber bei mir hat es nicht gefunkt.

  3. Haschbeutel
    4

    Ah, da habe ich doch glatt statt Tower Defense eiskalt Tower Offense gelesen … Ok, schade drum, trotzdem.

Kommentare sind geschlossen.