Ludum Dare 28: Fountain

Fountain

Ich bin noch nicht einmal Mitte 30. Dennoch muss ich bereits jetzt miterleben, wie sich meine Altersgenossen in 80er-, ja, sogar 90er-Parties die gute alte Zeit zurückwünschen, in der sie Audio-Kassetten noch mit dem Bleistift zurückgespult haben – als wäre das auch nur im Ansatz bemerkenswert. Doch ich muss Nachsicht mit ihnen haben. Ihrem Verhalten wohnt der schiere Kampf gegen ihr eigenes Älterwerden inne, sie fangen nur viel zu früh damit an. Wie dieser Kampf verläuft und endet, zeigt Terry Cavanagh (Super Hexagon, VVVVVV, Naya’s Quest) in seinem Ludum Dare-Beitrag Fountain.

Zu Beginn verkörpere ich eine sichtbar ergraute Frau. Das Spiel wäre innerhalb der nächsten fünf Sekunden zu Ende, wäre da nicht der Jungbrunnen, der sowohl Protagonistin als auch Spielwelt in jugendliche Farben taucht. Die Kraft kehrt in meine Glieder zurück, voller Elan kann ich die Weiten dieser fantastischen Welt erkunden, sehe Bäume, Berge und Flüsse. Doch das Alter ist nicht aufzuhalten, es kehrt unweigerlich zurück. Zunächst triumphiere ich noch innerlich, schließlich kann ich jederzeit wieder zum Brunnen laufen. Aber die Intervalle meiner Zeit als Jugendliche werden kürzer, meine Ausflüge ins Umland ebenso.

Fountain

Fountain führt mir vor Augen, dass das Älterwerden unausweichlich ist und dass der Kampf dagegen nur in Verzweiflung münden kann. Kein Mensch sollte die Tage, die er hat, damit verbringen, gegen die Endlichkeit seiner Lebenszeit anzukämpfen. Ich verzichte auf 90er-Parties, ich lache über die Musik dieser Zeit und freue mich, dass es Breitband-Internetanschlüsse gibt. Mit einem Bleistift möchte ich einen Tonträger nämlich nie wieder zurückspulen.