A Virus Named TOM
Tom ist ein denkbar unschuldiger Name, wenn es um Bösewichte geht. Das Puzzle-Spiel A Virus Named TOM könnte das ändern. Wenn der Virus TOM Teleporter hackt und damit die Herzen unschuldiger Bürger aus ihrem Brustkorb teleportiert, sollte man den Horror-Grad des Namens etwas nach oben korrigieren.
Ich muss allerdings etwas gestehen: Es geht hier sehr wenig um entnommene Herzen, Blut und Verderben. Das war nur der Aufmerksamkeit wegen. Sorry. In Wirklichkeit ist A Virus Named TOM schlicht eines der elegantesten Puzzle-Spiele, die ich in letzter Zeit spielen durfte.
Um für den wahnsinnigen Erfinder Dr. X schreckliche Rache an der unbarmherzigen Gesellschaft der Zukunft zu nehmen, muss TOM die Systeme von Robterhunden und Teleportern infizieren. Das klingt zunächst nach Hacken im Sinne von Spielen wie Uplink, funktioniert aber weitaus simpler. Jedes System besteht aus einem Raster mit einer Reihe von unterschiedlich geformten Röhrenformen. Die Aufgabe von TOM ist es nun, den grünen Virenstoff von der Anfangsröhre durchs ganze System zu schleusen. Dafür müssen die Röhren durch geschicktes Drehen miteinander verknüpft werden.
Röhren drehen ist jetzt wirklich keine Gamedesign-Meisterleistung und auf den ersten Blick ähnelt A Virus Named TOM “Hacker”-Minigames aus Spielen wie Bioshock. Es steckt aber mehr dahinter. Entwickler Missfits Attic haben mit der simplen Kernmechanik ungemein spannende Puzzles geschaffen. Es geht hier nicht darum, einfach Puzzleteile hin und herzudrehen bis es passt, sondern Strukturen zu verstehen. Wie kann man die Röhren optimieren? Wo kann man einen Anschluss wieder befreien? Das ist überraschend fesselnd.
Etwas später im Spiel muss TOM nicht nur Röhren drehen, sondern auch gleichzeitig Anti-Viren-Robotern ausweichen oder sie mit Glitch-Bomben lahmlegen. Wem das zu viel wird, kann sich im lokalem Koop-Modus bis zu drei weitere Verwandte/Freunde/Feinde/Mitspieler dazuholen. Der Clou daran: Statt einfach die selben Level und Puzzle aus dem Einzelspieler-Modus zu benutzen, gibt es dafür neue Level, die auf Kooperation ausgelegt sind. Dann ist etwa das Spielfeld zweigeteilt und der Virenstrom muss zwischen den beiden Hälften hin- und hergeleitet werden. Und dann… Und dann gibt es auch noch einen kompetetiven Modus: Eine so gar nicht Puzzle-basierte Mischung aus Käsekästchen, Bomberman und Robotern.
A Virus Named TOM versteckt viel unter der anfangs so simpel scheinenden Röhren-Dreh-Mechanik. Vermutlich sollte ich noch erwähnen, dass zwei Drittel der Macher ehemalige DreamWorks-Mitarbeiter sind und die Animationen der Roboter fantastisch und niedlich und liebenswert sind? Das sind sie nämlich. Und der Soundtrack ebenso!
Wenn das alles so klingt, als wäre ich von A Virus Named TOM völlig begeistert, dann gibt das meine Gefühle ganz gut wieder. Indie-Puzzle-Games mit Robotern sind keine Seltenheit. Es ist aber ziemlich selten, dass ein Spiel so viel aus so schlichten Elementen macht. A Virus Named TOM ist clever, wunderschön und eleganter als ein europäisches Brettspiel. Liebe!
Mehr Informationen gibt es auf der offiziellen Webseite.
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