Nicht nur Metathemen haben auf der GDC einen Platz, sondern auch einige
spannende Spiele, die in den kommenden Monaten erscheinen sollten.
Man mag es kaum glauben, aber die Game Developers Conference eignet sich nicht nur, um sich mit Entwicklern zu treffen und über über die Zukunft des Mediums zu sprechen — es gab auch tatsächlich auch noch ein paar Spiele zu sehen. Und einige davon waren so spannend und vielversprechend, dass sie mir einen eigenen Artikel wert sind.
Rymdkapsel
Der Macher Martin “Grapefrukt” Jonasson beschreibt Rymdkapsel als “meditative Weltraumstrategie.” Blockförmige Kosmonauten müssen eine Raumstation konstruieren und sie gegen Eindringlinge verteidigen. Jeder Raum, den man anbaut, hat aber eine zufällig ausgewählte Tetrisblockform, sodass man immer versucht ist, die Räume möglichst effizient und kompakt ineinander zu stapeln. “Die Designphilosophie war es, so viel wie möglich vom Spiel zu entfernen, sodass nur noch der Kern da ist“, sagt Grapefrukt.
Davon zeugen nicht nur die abstrakten Einheiten und Räume. Statt direkter Befehle wie bei StarCraft werden den blockigen Kosmonauten einfach Aufgaben zugewiesen. Alles andere passiert von alleine. Obwohl das Spiel nur das Nötigste zeigt, um das Leben auf einer Raumstation anzudeuten, ist es schwer sich vom Geschehen loszureißen. Es fühlt sich einfach viel zu gut an, um aufzuhören. Rymdkapsel erscheint noch dieses Jahr für Playstation 3 und Vita, andere Plattformen (darunter auch iOS) folgen.
Videoball
Tim Rogers hat es geschafft: Videoball ist der beste E-Sport, seitdem ich in Dota 2 nur noch verliere. Videoball ist retrofuturistischer Fußball für 2-6 Spieler. Jeder Spieler kontrolliert eine Art Asteroids-Raumschiff. Ziel ist es, einen Ball ins Tor des Gegners zu bringen. Dazu werden Bälle und Spieler mit Pfeilen beschossen. Hält man die Schusstaste etwas länger, wird der Schuss zunächst stärker und verwandelt sich dann in eine zeitlich begrenzte Barriere.
Videoball ist kein einfaches Spiel. Die Steuerung ist gewöhngsbedürftig, die Schussmechanik ungewohnt, das Tempo immer viel zu schnell. Es ist aber erstaunlich, wie viel Raum Videoball für das Meistern seiner Spielsysteme lässt. Während ich mein Fußballraumschiff ungeschickt gegen Wände steure, lassen Experten es über das bunte Feld tanzen. Es gibt heldenhafte Blocks und unmögliche Schüsse. Videoball ist Fußball, nur besser. Es ist spielbar, es ist fast fertig, es wird wohl ein Xbox-Spiel — aber selbst Tim Rogers hat keine Ahnung, wann es rauskommt. Ich weiß nur, dass ich es spielen werde, bis ich mithalten kann.
Tengami
Über ein Jahr lang hat das dreiköpfige Team von Nyamyam um Jennifer Schneidereit damit verbracht, die Mathematik hinter der Herstellung von Pop-Up-Büchern zu lernen. Das Ergebnis der Recherche ist Tengami, ein atmosphärisches Adventure-Spiel für iOS in der Form eines japanischen Aufklappbuchs. Der Held des Spiels muss durch eine wunderschöne Papierwelt reisen. Wenn der Weg versperrt ist, lässt sich die Welt an bestimmten Stellen aufklappen und damit verändern. Durch einfaches Auf- und Zuklappen verwandelt sich der unzugängliche Bergpass in eine Brücke.
Tengami zeigt eine erfrischende Spielmechanik, die sofort verständlich ist. Und die Manipulation der Welt fühlt sich schon jetzt fantastisch aus. Tengami soll im Juni für iOS erscheinen.
Sounddodger
Michael “Bean” Molinari ist bekannt für kurze, künstlerisch angehauchte Spiele über persönliche Erfahrungen mit Verlust und Liebe wie das sonderbare BasketBelle. Sein neues Projekt Sounddodger geht in eine andere Richtung. Es ist eine Liebeserklärung an Super Hexagon und Musik. In Sounddodger muss der Spieler Kugeln ausweichen. Die Kugeln erscheinen aber passend zur Musik des jeweiligen Levels. Jeder Level ist ein Track von Musikern wie Disasterpeace, Lifeforced und Jasper Byrne. “Weil die Angriffsmuster der Kugeln handgemacht und choreographiert sind, musst du eine Art Tanz lernen“, erklärt Bean das Konzept.
Wenn Spieler getroffen werden, setzt die Musik für einen Moment aus. Neustarten ist nicht nötig und wer Hilfe braucht, schaltet in einen extrem stylishen Zeitlupenmodus. Sounddodger sollte in den kommenden Monaten für PC erscheinen.
Blackguards
Es gibt ein neues Spiel von Daedalic und es ist kein Adventure. Blackguards ist Fantasy-Rundentaktik. Eine Bande aus Halsabschneidern im DSA-Universum muss die Welt vor Dämonen retten, will aber eigentlich nur Beute machen und Ehen brechen. Die Figuren wirken auf den ersten Blick noch etwas klischeehaft (der wütende Zwerg, die mysteriöse Hexe), die Rundenkämpfe, die mir Executive Producer Kai Fiebig gezeigt hat, sehen hingegen wirklich spannend aus.
Jeder Kampf hat interaktive Elemente wie Kronleuchter, die zu Fall gebracht werden müssen, jede Figur verfügt über interessante Spezialfähigkeiten. Ebenfalls schön: Kämpfe haben Siegbedingungen, die sich vom “alle Gegner umhauen”-Standard unterscheiden. Mal muss die Geliebte des Magiers in fünf Runden vor der Hinrichtung gerettet werden, in einem anderen Kampf muss eine Bibliothek nach einer Schriftrolle durchsucht werden, während ein Zauberer mit seinem Golem Jagd auf die Gruppe macht. Noch fühlt sich das Feedback für Kampfanimationen etwas schwach an, aber das Konzept und das Kampfsystem sind überzeugend.
Ferner liefen
Tasty Tasty Grandpa: Ein niedliches iOS Puzzlespiel über Kannibalismus.
Guacamelee: Bunter und wirklich spaßiger Plattformer mit mexikanishen Luchadores, die sich auf Knopfdruck in Hühner verwandeln können. Für PS3 und Vita.
BaraBariBall: Basketball trifft auf Kung-Fu trifft auf chinesische Martial-Arts-Filme.
SamuraiGunn: Das wahrscheinlich beste Multiplayer-Spiel über mit Revolvern bewaffnete Samurai.
Escape Goat 2: Flüchtende Ziegen, die Zweite. Irrsinig gut aussehender und sich gut anfühlender Puzzle-Plattformer mit hüpfenden Ziegen.
New Game+: Nach dem subtilen Horror von Lone Survivor kombiniert Jasper Byrne Lone Survivor und Zelda. Mehr dazu in einem ausführlichen Artikel.
Future Unfolding: Das neue Spiel der Spirits-Macher Spaces of Play. Ein wunderschönes Spiel darüber, eine Welt aus der Vogelperspektive zu erkunden und vor Wölfen zu fliehen.
Silent Enemy: Nach Alkoholismus in Papo & Yo geht es in Silent Enemey für die Ouya um Mobbing. Ich habe mit den Machern gesprochen und werde das Interview bald hier veröffentlichen.
So toll, dass nie ein Platz frei war
Gone Home: Dear Esther im Teenagerzimmer der 90er Jahre.
DiveKick: Street Fighter auf die Essenz des Hüpfkicks reduziert.
Lovers in a Dangerous Spacetime: Superbunter, superspaßiger Raumschiff-Coop.
4 Kommentare zu “GDC 2013: Es gab auch ein paar Spiele”
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Huh, bei Blackguards soll es klischeehafte Charaktere geben?
Das habe ich aus der Pressemitteilung aber anders in Erinnerung. Ich zitiere:
“In Begleitung von unvergleichlichen Charakteren, wie etwa der Halbelfe Niam mit ihrem kleinen Drogenproblem oder dem lüsternen Zauberer Zurbaran, wird man sich immer wieder entscheiden müssen, welchem seiner Mitstreiter man vertraut und wem nicht.”
Ich verweise mal ganz dezent auf mich selbst, man möge es mir verzeihen: http://www.daedalicfans.de/die-spiele/blackguards/
Ja, was in Pressemitteilungen steht und was letztendlich ankommt sind ja öfters unterschiedliche Sachen (*hust* Colonial Marines *hust hust hust*). Dafür gibt’s ja die Presse =]
Die Schreibe und die Charaktere wurden mir in der Präsentation auch angepriesen und ich sehe da durchaus Potential (der lüsterne Magier ist super!), aber das, was ich von den Dialogen gesehen habe, wirkte jetzt nicht “unvergleichlich”. Das kann sehr gut sein, dass das im fertigen Spiel anders wirkt, aber das konnte ich mir ja noch nicht anschauen.
Ja, schon klar ;)
Aber ich denke mal, dass Daedalic da schon eine gute Portion eigenen Humor unterbringt und dementsprechend die Charaktere wieder unverwechselbar werden. Ob das der Fall ist, weiß ich aber leider auch noch nicht :(
Hihi, ich fand einen Dennis im Videoball-Video!