Indie Game: The Movie: The Review
Vorletzte Woche war es dann so weit, am 23. Mai 2012 um 21:00 feierte Indie Game: The Movie Europapremiere im Kölner Kino Odeon im Rahmen der 4. International Computer Game Conference Cologne Clash of Realities.
Der Eingangsbereich des liebenswerten Kinos füllte sich rasch mit Gameliebhabern, Indie-Entwicklern, Dozenten und Referenten. Für Besucher der Clash war der Eintritt kostenlos, alle anderen zahlten 10 Euro. Wie immer verspätete ich mich. Die Zeit reichte jedoch noch für ein kostenloses Glas Orangensaft mit meinem Sidekick Jeremy und ein kurzes Gespräch mit den Tiny&Big-Jungs, bevor sich die Türen des Kinosaals öffneten.
Indie Game: The Movie überzeugte mich durch seine schöne, wenn auch etwas überspitzte Dramaturgie. Der Film begleitet die Indie-Entwickler Jonathan Blow, Edmund McMillen und Tommy Refenes sowie Phil Fish bei der Umsetzung, Fertigstellung und Veröffentlichung ihrer Spiele Braid, Super Meat Boy und FEZ.
Dabei wählten die Filmemacher James Swirsky und Lisanne Pajot eine klare Rollenverteilung der verschiedenen Charaktere. Blow hat sein Spiel Braid bereits veröffentlicht und rekapituliert aus den Erfahrungen der vergangenen Monate. Er wirkt wie der alte, weise Indie-Entwickler, der schon alles erreicht hat und paradoxer Weise doch noch ganz am Anfang seiner Karriere steht. Seine Anmerkungen wirken richtig und wichtig. Er wird als ruhiger, nachdenklicher Mensch dargestellt, dessen Szenen etwas Ruhe in den Film bringen, zeitweise aber auch etwas ermüdend wirken.
Das sympathische Duo McMillen und Refenes steht kurz vor der Veröffentlichung ihres heiß erwarteten Jump’n’Runs Super Meat Boy. Ihre Geschichte packte mich von der ersten Minute, ausgehend von der radikalen Einstellung eines Refenes hinüber zu der ungebändigten Fantasie eines McMillen. Der Film zeigt die letzten Wochen der Fertigstellung von Super Meat Boy sowie die Anspannung, Leidenschaft und Erschöpfung der Beteiligten und baut damit Spannung und Mitgefühl für die Entwickler auf.
Phil Fish hingegen nimmt den Zuschauer nicht mit auf eine Reise, sonder stürzt sich und das Publikum in einen unaufhaltsamen Trip voller Zynismus, Depressionen, Ängste, Euphorieschübe und Mordgelüsten. Sein Spiel FEZ, welches sich seit vier Jahren in der Entwicklung befindet, soll auf der PAX East 2011 zum ersten Mal einem breiten Publikum präsentiert werden. Doch Fish wird von seinem Perfektionismus sowie einem Rechtsstreit mit seinem ehemaligen Partner allmählich aufgefressen und bewegt sich am Abgrund des Wahnsinns.
Bis kurz vor Schluss des Filmes ist nicht klar, ob McMillen und Refenes ihr Spiel rechtzeitig veröffentlichen können und ob der Deal mit Microsoft eine gute Idee war. Und auch die Premiere von FEZ steht bis zum Schluss auf wackeligen Beinen.
Es ist faszinierend zu sehen, wie sich die Persönlichkeiten in ihren Spielen wieder finden. Der klare, auf mich schon immer altbacken wirkende Stil an Ölmalerei erinnernde Stil des Intellektuellen Jonathan Blow, die verspielte, leicht chaotische, aber immer liebenswürdige Optik von Edward McMillen und Tommy Refenes sowie das größenwahnsinnige Projekt eines Phil Fish, das klare Anekdoten aus seiner Kindheit zeigt.
Dieser Kampf der Entwickler, aber auch die Einblicke in ihr Privatleben, ihre Arbeitsweise und die Motive, die sie antreiben machen den Film nicht nur für Spieleliebhaber und das Publikum aus der Indieszene interessant. Ganz im Gegenteil. Viele Entwickler, mit denen wir nach der Aufführung sprachen, fanden die Darstellung überspitzt, idealisiert und zu sehr komprimiert. Ich hingegen hielt diese Darstellungsweise für die richtige, denn sie erzeugt auch beim Laien eine starke Spannung und Sogwirkung, die die Vielschichtigkeit und Authentizität der Charaktere noch besonders hervorhebt.
3 Kommentare zu “Indie Game: The Movie: The Review”
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10/10 would fap again.
HABEN HABEN HABEN
Film ist nett. Aber auch für Laien wirkt er teilweise ein wenig überdramatisiert. Insgesamt aber interessant. Vielleicht sollte noch erwähnt werden, dass er bei itunes auch geliehen werden kann (3,99 $ SD, 4,99$ HD).