„Einsteigen, bitte!“
Der Bus der Linie 3 verspätet sich. Mal wieder. Ungeduldig laufe ich von links nach rechts und schaue auf die elektronische Anzeigetafel. Eben wurde noch angezeigt, dass der Bus in einer Minute halten würde. Jetzt sind es acht. Ich verspüre den Drang, diejenigen zu verdammen, die in ihren stickigen Hinterzimmern die Blaupausen für die fatalen Streckenverbindungen kreiert haben. Ich würde alles besser machen, murmele ich vor mich hin. Die Chance, genau das zu beweisen, gibt mir Mini Metro.
Mini Metro von Dinosaur Polo Club befindet sich aktuell in der Beta- und seit Anfang August auch in der Early-Access-Phase auf Steam – und bietet gerade dem Optimierungsneurotiker in mir den geeigneten virtuellen Nährboden. In verschiedenen Weltmetropolen gilt es, in Echtzeit das Metro-Netz den urbanen Bedürfnissen anzupassen. Jede Stadt wächst kontinuierlich. Aus dem Nichts heraus entstehen neue Haltestellen, die mit den anderen so schnell wie möglich verbunden werden müssen – schließlich werden die wartenden Leute nicht gerade geduldiger. Die Uhr tickt.
Mittels einer simplen Drag’n’Drop-Steuerung können neue Strecken angelegt sowie alte verändert werden. Diese Aufgabenstellung wird allerdings dank knapper Ressourcen erschwert. Möchte man beispielsweise in London zwei Haltestellen miteinander verbinden, die jedoch nicht beide am selben Ufer der Themse liegen, so muss dafür extra ein Tunnel gebaut werden. Tunnel sind jedoch nicht unbegrenzt verfügbar, sondern müssen erarbeitet werden. Erst nach einer erfolgreichen Woche im Pendler-Modus gibt es eine Budgeterhöhung, die ein neues Fahrzeug und eine von mehreren, auswählbaren Belohnungen gewährt, beispielsweise eine neue Metro-Linie, ein weiteres Abteil für eine Fahrzeug oder aber besagte Tunnel.
Mini Metro kann jedoch auch verloren werden. Sobald sich über einen gewissen Zeitraum mehr als sechs Leute an derselben Haltestelle befinden, ohne abgeholt zu werden, ist das Spiel vorbei. Anschließend wird die Zahl der beförderten Personen in einer Highscore-Liste sichtbar, was den Wiederspielwert dank des kompetitiven Aspekts noch einmal steigert. Als würde es nicht reichen, dass man sich im globalen Rahmen vergleichen kann, gibt es auch noch einen direkten Abgleich mit der Punktezahl von Steam-Kontakten.
Obwohl aktuell ‘nur’ fünf von insgesamt acht geplanten Städten vom Transport-Wahnsinn heimgesucht werden können und der Rush Hour-Modus noch nicht integriert wurde, ist Mini Metro jetzt schon zu einem fantastischen Zeitfresser für mich mutiert. Auf wunderbare Weise konterkariert der minimalistische Grafikstil mein chaotisches Treiben, was mich immer wieder nach London, Paris, New York City, Sankt Petersburg und São Paulo zurückkehren lässt. Irgendwann knacke ich dann auch mal die Marke von 2.000 beförderten Menschen. Spätestens dann, wenn auch die für dieses Jahr angekündigte mobile Version für iOS und Android herauskommt – die nächste Busverspätung wird nicht lange auf sich warten lassen.
3 Kommentare zu “Mini Metro: Einsteigen, bitte!”
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Habe das Spiel während der Entstehung immer wieder gespielt und fand es Herrlich entspannend, anspruchsvoll und Süchtigmachend zugleich,
Ich mag den minimalistischen look.
Die Demo auf der Seite macht Laune. Ist was schönes für Zwischendurch, ein Pausenfüller. Ich bin allerdings kein Freund von Early Access, geb lieber ein paar Tacken mehr für ein vollendetes Spiel aus, auch wenn man hier wahrscheinlich nicht enttäuscht wird.
Sieht für mich nach einem guten Spiel für Android und iOS aus. Ein spiel für die Metro eben… vielleicht kommt das ja noch ;)