The Binding of Isaac: Wrath of the Lamb
Sehr verehrte Kollegen und Kolleginnen,
der Zustand des Patienten Nr. 616 — Vorname Isaac, Nachname unbekannt — verschlechtert sich seit einigen Tagen dramatisch. Am 28. September 2011 wurde Isaac in unsere psychiatrische Klinik eingeliefert. Nach ausgiebiger Analyse konnten wir bei dem Patienten die Muster von drei psychischen Störungen nachweisen: Einerseits ein stark ausgeprägter Mutterkomplex, des Weiteren schwerwiegende, größtenteils religiöse Wahnvorstellungen sowie eine multiple Persönlichkeitsspaltung in sechs unterschiedliche Charaktere: Isaac selbst, Magdalene, Cain, Judas, Eve und der, den wir nur als ??? in seiner Krankenakte führen.
Wir dachten, dass wir in diesen acht Monaten Fortschritte mit Isaac erreicht hätten. Doch am 28. Mai geriet alles ausser Kontrolle. Eine weitere Identität scheint in seinem Kopf herumzuspuken: Der blutrünstige Samson. Wird Isaac von ihm übermannt, so beginnt er von einer gänzlich neuen Vision zu sprechen. Er sagt, dass er eine Mission habe. Er sei der personifizierte Zorn des Lamms: The Wrath of the Lamb.
Ich sende Ihnen das neue psychiatrische Gutachten als Anhang bei, damit Sie sich selbst von der derzeitigen Sachlage überzeugen können.
In seinem Anfangsstadium berichtete Isaac lediglich von Albträumen, in denen er vergeblich versuchte, sich in seinem Elternhaus durch Armeen von Riesenfliegen oder monströse Wurmgestalten durchzukämpfen. Diese Träume wiederholten sich wieder und wieder. Manchmal gipfelten sie in einen feindlichen Kontakt mit der Übermensch-Version seiner Mutter, die er dann im Traum mit seinen Tränen umbrachte. Später wurden seine Träume noch radikaler: Er brachte auch den Fetus seines ungeborenen Geschwisterchen um, anschließend den Teufel. Die genaue Verbindung zwischen Satan und Familie ist nur auf höchst spekulativer Ebene erklärbar.
Doch die Zeit der Albträume ist vorbei. Isaac gelingt es immer wieder sich in unserem Kellergewölbe zu verstecken. Dort ermordet er auf brutalste Weise das umherkrabbelnde Spinnengetier. Außerdem scheint er dort einen Schatz an für ihn brauchbaren Gegenständen gefunden zu haben. So fanden wir ihn nun schon desöfteren nur mit einer Kartonbox bekleidet oder im Klinikfaschings-Nonnenkostüm vor. Er stammelt dann vor sich hin, dass er sich gesegnet und gesund fühle, dass Gott ihm mehr Energie zukommen lassen würde. Was Gott damit zu tun haben soll, wenn er sich selbst mit einem Stück Metall das Gesicht blutig schlägt um anschließend die losen Zähne herauszuspucken, das konnte er uns bislang nicht erklären. Ich könnte Ihnen noch tatsächlich von über 100 weiteren Begebenheiten dieser Art erzählen, doch das würde den Rahmen dieses Briefs sprengen.
Es ist unheimlich. Er beginnt auch von einem Ort namens Necropolis zu sprechen, der ihm nur manchmal als eine Erscheinung vor Augen tritt. Dort sollen neue Monster ihr Unwesen treiben, sagt er. Riesige ihn verfolgende Masken, die mit einem Menschenherzen verbunden sein soll. Nur selten soll sich ihm ein um das Dutzendfache übersteigerter Weberknecht entgegenstellen, der ihn mit seinen dürren, knöchrigen Beinen attackiert. Isaacs Fantasien werden immer lebhafter: Dutzende vorher nie erwähnte Monstererscheinungen kommen in seinen letzten Erzählungen vor. Manchmal sagt er, dass er sich verflucht vorkomme und ihm alle Räume unweigerlich viel größer vorkommen. Um ihn wieder auf den rechten Pfad zu bringen, sperren wir ihn manchmal in einen kleinen Raum, ausgestattet mit einer Bibel sowie einer Engelsstatue ein. Er nennt das seine Kathedrale, die ihn schützen würde.
Aber sein Drang zur Selbstzerstörung bereitet uns noch größere Sorgen. Wir ertappen ihn manchmal dabei, wie er sich Einstiche mit kleinen Metallspitzen verpasst. Er meint, dass ihm dann neue Gegenstände in Form von Truhen zufallen würden. Wir wissen nicht mehr weiter. Isaac ist zu einer Gefahr für sich selbst geworden.
Bitte helfen Sie uns. Nehmen Sie Isaac bei sich auf und beobachten Sie ihn für eine Weile. Sie werden sicher mehr herausfinden können.
Mit anerkennendem Gruß,
i.A. der Fachklinik für christlich orientierte Psychatrie Hohenschallwackernen,
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Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. S.
Weitere Informationen gibt es bei Steam.
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