Nummer 5 lebt!
Ich habe mir mal eine Backpfeife eingefangen, weil ich im Kaufhaus Dodenhof nichtsahnend den Mega Drive-Controller griff, der lose auf dem Boden vor einem kleinen Röhrenfernseher lag und mit Druck auf Start Michael Jackson’s Moonwalker aus dem Pausezustand holte. Nichts über das Spiel wissend erledigte mich mal ganz spontan gleich der erste Zombie, jemand legte mir die Hand auf die Schulter und danach durfte ich mit rotem Gesicht und Tränen in den Augen wieder irgendetwas am (S)NES daddeln. Der andere Junge war kurz auf Klo gewesen und nicht mit meinem Bus gekommen, kannte somit die Halbe-Stunde-Auf-Den-Anschlussbus-Warten-Regeln nicht. Allerdings war er auch 2 Köpfe größer und die Lass-Mein-Spiel-In-Ruhe-Du-Penner-Regeln nahmen keine Rücksicht auf meine Wartezeit.
Ein Mega Drive habe ich danach nie besessen.
Ich bin erst in den richtigen Fanboi-Zirkus eingestiegen, als SEGA keine Konsolen mehr baute und Nintendo schon auf dem absteigenden Ast saß und sich mit einer lilanen Konsole mit Tragegriff die Existenzgrundlage absägte. Zuvor besaß ich nur diverse Maschinen, die mir bei den Hausaufgaben helfen sollten, aber leider drehten sich diese selten um Seitenstrahlruder, rutschende Karateka-Hosen oder schuppige Reittiere. Immerhin habe ich einmal ein Referrat in Deluxe Paint IV “geschrieben”.
Zu Gymnasialzeiten kamen dann Maschinen, die durch Konfigurationsarbeit die Spielzeit drastisch reduzierten, den Ladebildschirm aber umso zuckersüßer erscheinen ließen. Neben meinem VW Käfer musste ich mich plötzlich auch um Serial-Kabel und IPX-Protokolle kümmern. Ich tauschte PCX-Dateien in WADs aus und kicherte über übelst animierte Scheißehaufen in E1M1.
Seit bald 10 Jahren arbeite ich nun als Programmierer und bin des Rumfrickelns überdrüssig geworden. Zuhause steht ein weißer Computer, der problemlos ins Internet kommt aber keine nennenswerte Grafikkarte mitbringt. Rund um den Fernseher sind ein paar Current-Generation-Konsolen aufgebaut, die Hälfte nicht mehr, die andere Hälfte sehr wohl rückwärtskompatibel. Im Regal dahinter stehen vier Donkey Konga-Bongos, die ich mal günstig geschossen habe. Irgendwann™ werde ich mal die alte Xbox in ein Mediacenter umbauen — ach nee, auf dem weißen Computer läuft ja nun irgendwas mit DLNA-Upnp-trallala.
Hi, ich bin Marius und ich spiele seit 20 Jahren.