A MAZE 2014: Experimente

amaze-experimente

Auf dem A MAZE-Festival gab es nicht nur Multiplayerspiele und VR-Installationen, sondern auch coolen Kram mit Kinect, Thermodruckern und Laserstrahlen.


Choosatron – Deluxe Adventure Matrix

choosatron

Ben Eines der zahlreichen Crowdfunding-Projekte, das auf dem A MAZE zu sehen war und sogleich den Publikumspreis gewann, war die Choosatron Deluxe Adventure Matrix. Der Choosatron ist ein kleiner Apparat, der mit einem Supermarktkassen-Thermodrucker kleine Twine-Textadventures druckt. Das klingt trivial, ist im Ergebnis aber wundervoll charmant und löst sofortige Habenwoll-Reflexe aus. Was könnte man mit dem Gerät nicht alles auf Schulfesten, Hochzeiten, Kindergeburtstagen, Silvesterpartys und an verregneten Samstagen anstellen? Vorrausgesetzt man hat 200 US-Dollar übrig und kann etwas Wartezeit verschmerzen.

Perfect Woman

Nina Einen Arm hinter den Kopf geklemmt, den anderen in die Hüfte gestemmt, das linke Bein angewinkelt und das rechte nach vorne gestreckt. So fühlt es sich also an, eine politische Karriere einzuschlagen, wenn die eigene Biografie doch eigentlich mit leuchtenden Lettern eine Zukunft als Kassiererin ankündigt. Mit Perfect Woman zeigen Lea Schönfelder und Peter Lu allerdings nicht nur, wie schmal unsere Karrierewege oftmals sind und wie schwierig es sein kann, sich fernab der von Familie und sozialem Umfeld festgetrampelten Pfade zu bewegen. Stattdessen gehen sie noch einen Schritt weiter und verweisen auf die ungeheuren Anforderungen, die vielfach gerade an Frauen gestellt werden: Verdien’ Dein eigenes Geld, sei erfolgreich, außerdem sportlich, kümmere Dich um die Kinder und Deine Eltern, geh’ einem spannenden Hobby nach und sieh trotzdem so aus, als seist du gerade von einem einjährigen Karibikurlaub heimgekehrt.

Mit dem nun vorliegenden, spielbaren Resultat wird das komplexe Thema auf eine denkbar ungewöhnliche Art vermittelt, denn Perfect Woman ist ein… Partyspiel. Sich vor einer Kinect-Kamera verrenkend, versucht man nun also, die auf dem Bildschirm dargestellten, zum Teil unmöglichen Posen zu imitieren und lässt dabei jedwede Anmut vermissen, wenn nicht jeweils die einfachsten der vier optionalen Wege eingeschlagen werden. Statt eines mahnenden Zeigefingers gibt es also viel Potenzial, sich zu blamieren und dabei jede Menge Spaß zu haben. Erstaunlich ist, dass die dem Spiel zugrunde liegende Problematik dabei trotz ihrer leichtherzigen, unaufdringlichen Anklänge keineswegs in den Hintergrund tritt, sondern durch die Spielmechanik anschaulich vermittelt wird.

Zurecht wurde Perfect Woman daher mit dem “Most Amazing Game Award” ausgezeichnet. Auch wenn es leider vor Ort wegen der sich durch den Raum schiebenden Menschenmassen praktisch unspielbar war.

Nagual Dance

Ben Tief in den Katakomben unter dem Urban Spree befindet sich ein kleiner Raum. In ihm steht ein Sofa, das dir zu den Bässen der elektronischen Musik sanft den Rücken massiert. In der Mitte des Raumes, vor einem großen Bildschirm, tanzt eine Frau. Ihre Bewegungen sind merkwürdig, etwas abgehackt, als ob sie nach dem vierten Biere jedes Rythmusgefühl verloren hätte und nur noch der eigenen Melodie im Kopfe folgt. Doch sie tanzt perfekt im Takt.

Dass Nagual Dance besser funktioniert als jedes andere Kinect-Spiel, das mir bisher begegnet ist, mag vor allem der Tatsache geschuldet sein, dass man hier keine vorgegebenen Bewegungen nachahmen muss. Im Gegenteil: Das Spiel fügt sich dem Tanz der Spielerinnen und Spieler. Die Armbewegungen generieren den Beat, mit den Beinen kann man bestimmte Funktionen und Meldodieschnipsel auslösen. Es ist sozusagen ein kleiner, tanzgesteuerter Synthesizer – der dem Publikum des A MAZE sichtbar gefallen hat.

Obwohl sich Nagual Dance schon seit geraumer Weilen in der Entwicklung befindet, ist es für den Heimgebrauch noch nicht erhältlich. Die lange Entwicklungszeit hat jedoch den Nebeneffekt, dass statt der gezeigten Version für die erste Kinect-Kamera nun gleich das neue Modell der Xbox One berücksichtigt möchte. Das bedeutet, dass auch Fingerbewegungen Musik erzeugen sollen und – viel wichtiger – Multiplayer-Tanz möglich werden wird.

Raycast

Ben Zuletzt noch ein kleines Studentenprojekt, das vielleicht nicht ganz unter die Überschrift “Experimente” passt, mir aber so gut gefiel, dass ich es noch irgendwo unterbringen wollte.

Raycast ist ein kurzes First Person Parkourspiel, bei dem man gigantischen Laserstrahlen ausweichen muss. Für die fünf Minuten, die der Level dauert, ist es das coolste Spiel der Welt und beweist ein ziemlich gutes Gespür für Stil, Sound und … gigantische Laserstrahlen. Schade, dass es bisher wohl noch niemand veröffentlicht hat (dies sei ein subtiler Hinweis an das Team von Florian Zenz).