Square Enix' Core Online
Square Enix präsentiert mit Core Online einen interessanten Dienst, den ich mir mal etwas näher angesehen habe. Kurz gesagt soll ermöglicht werden, Titel aus dem Hause des japanischen Publishers mehr oder weniger direkt im Browser spielen zu können.
Realisiert wird das durch ein Java-Applet, das auf der Seite ausgeführt wird und Inhalte nachlädt. Das hat den Vorteil, die Hürde der üblichen Installation zu umgehen und Inhalte häppchenweise anzubieten, was wiederum den Kaufreiz erhöht. Damit der potentielle Kunde nicht die Katze im Sack erschießen muss, steht ein Spielzeitkonto zur Verfügung (anfangs 10 Minuten), das optional durch das Betrachten von Werbevideos aufgefüllt werden kann.
Das aktuelle Spieleangebot ist gelinde gesagt übersichtlich, denn es besteht lediglich aus den Titeln Hitman: Blood Money (2006) und Mini Ninjas (2009). Tomb Raider: Underworld (2008) und Gyromancer (2009) sollen in Kürze folgen, bis dann schließlich im Oktober mit Lara Croft and the Guardian of Light das erste aktuelle Spiel auf der Plattform vertrieben wird.
Nach der Registrierung eines kostenlosen Accounts stehen mir 10 Minuten Spielzeit zur Verfügung. Im Vorfelde wurden 60 Minuten versprochen, aber ich will ja nicht kleinlich sein. Ich steuere Hitman an, wähle die erste Mission und werde aufgefordert, der Ausführung einer Java-Applikation zuzustimmen. Kurz darauf beginnt der Downloadprozess und nach ca. 2-3 Minuten befinde ich mich im Spiel. Nett.
10 Minuten später — ich befinde mich mitten in einer wilden Schießerei — dunkelt das Fenster ab und ich werde aufgefordert, die Mission zu kaufen ($0,49) oder alternativ Werbung zu betrachten. Ich entscheide mich für die Werbung. Zur Auswahl stehen vier YouTube-Videos (0:24 bis 1:15 Laufzeit), die insgesamt 76 Minuten Spielzeit versprechen.
Auch wenn mir gesagt wird, ich könne heute nicht mehr als 76 Minuten aufs Konto laden, öffne ich das Videofenster erneut und erneut und erneut und verfüge kurz darauf über 263 Minuten. Wenn man es also darauf anlegt, guckt man sich die selben Videos öfter hintereinander an und hat dann für Zeitraum X seine Ruhe. Oder man verzichtet auf diesen Zirkus und kauft das komplette Spiel direkt für $4,99 (auf Steam kostet Blood Money derzeit übrigens €9,99). Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass diese ‘Lücke’ noch geschlossen wird, denn laut FAQ kann das Konto maximal 60 Minuten am Stück fassen. (Falls nicht, böte sich eine neue Geschäftsidee: Fake-Account anlegen, das Zeitkonto mit diversen Stunden Spielzeit füllen und den Account dann bei eBay verkaufen.)
Auch wenn das System sowohl inhaltlich als auch technisch noch längst nicht ausgereift ist, halte ich die Grundidee für einen cleveren Schachzug und den richtigen Weg, in Zukunft Demos von Spielen zur Verfügung zu stellen. Und finanziell schwächer gestellte Personen (und Geizhälse) kommen an Spiele, ohne auf illegale Mittel zurückgreifen zu müssen. Andererseits bleibt abzuwarten, wie performant aktuelle Titel über die Java-Applikation dargestellt werden können, wie sich dann die Ladezeiten verhalten und ob der Werbevideopool eine gewisse Bandbreite bieten wird, die über semi-interessante Eigenwerbung hinausgeht. (Außerdem fällt mir gerade ein, dass ich mal wieder Zahnseide benutzen könnte.)