Devil's Dare: Beat me up, Scotty
Beat ’em ups haben etwas von Grund auf Ehrliches. Sie spielen nicht mit den Gefühlen der Menschen vor dem Bildschirm, indem sie ihnen eine langwierige Geschichte präsentieren, die sie dann am Ende selbst nicht aufzulösen wissen. Sie verlangen keine Einarbeitung in komplexe Regelwerke, sondern belohnen Können und Geschick. Sie sagen von Anfang an, was sie wollen und bleiben dann auch dabei. Es geht darum, Gegner zusammenzuschlagen, nicht um mehr, nicht um weniger. Bezeichnend, dass es heute kaum noch Beat ’em ups gibt. Double Dragon, Final Fight und Golden Axe gehören einem Genre an, das nach der 16-bit-Ära zum Niedergang verdammt war und anschließend nie wieder die gleiche Brillanz erlangte, die es einst hatte. Devil’s Dare ist der Versuch, das Genre wiederzubeleben.
Die Spieler steuern jeweils und auf Wunsch auch gleichzeitig einen von vier Nerds. Auf der Pax East werden sie mit der Zombie-Apokalypse konfrontiert und müssen sich daher einen Weg aus Boston prügeln. Jede der Figuren hat unterschiedliche Fähigkeiten. So ist Jackson ein übergewichtiger Hausmeister, im Spiel daher ein mächtiger Barbar mit einem Lebensenergie-Plus. Devil’s Dare kommt – von den Richtungstasten abgesehen – mit zwei Aktionsbuttons aus: einen für den Angriff, einen weiteren für eine Spezialattacke. Selbige kann nur ausgeführt werden, wenn gerade genug Energie dafür vorhanden ist – die korrespondierende Leiste lädt sich von selbst wieder auf. Eine Spezialattacke ist jedoch nie nur ein besonders kraftvoller Angriff. Werden davon in der richtigen Situation mehr als drei Gegner gleichzeitig getroffen, gibt es zur Belohnung Essen und Geld. Essen füllt die Lebensnergie wieder auf, Geld dient dazu Upgrades zu kaufen.
Geld hat in Devil’s Dare aber noch eine andere Funktion. Es hält die Spielfigur am Leben. Wer zu viele Treffer einsteckt, hat die Wahl, entweder einen gewissen Betrag zu investieren, oder zu akzeptieren, dass das Spiel den aktuellen Spielstand löscht: einmal tot, immer tot. Diese Mechanik führt dazu, dass sich das Spielgeld in Devil’s Dare wirklich wertvoll anfühlt. Es gilt also, das Konto nicht unter einen gewissen Betrag sinken zu lassen, taktisch zu spielen. Vorsichtig vorzugehen. Und eben das nicht zu machen, was viele schlechtere Beat ’em ups ausmacht: Wild auf Knöpfe drücken.
Die Levels in Devil’s Dare können frei angewählt werden. Das ist wichtig, weil es auf Anhieb bestimmt kaum jemandem gelingt, einen Spielabschnitt zu bewältigen. Devil’s Dare ist nicht unbedingt ein schweres Spiel – entscheidend ist besonnenes Vorgehen und eine gute Taktik. Teamwork ist dafür keine Voraussetzung, mit mehreren Spielern macht das pixelige Zombie-Verprügeln aber deutlich mehr Spaß. Wie viele Beat’ em ups ist aber auch Devil’s Dare repetitiv. Schnell schmerzt mein Daumen, nach mehreren Game Overs macht sich Frust breit. Da war ich früher ausdauernder. Und trotzdem: Immer wieder zieht mich das Spiel in seinen Bann. Es sagt mir von Anfang an, was ich zu verlieren habe. Es belohnt geschickte Kampfmanöver und den überlegten, wenn gleich häufigen Einsatz meiner Spezialfähigkeiten. Nie habe ich das Gefühl, unfair behandelt zu werden. Devil’s Dare ist ehrlich zu mir.