Nicht zu verwechseln mit Dark Souls, Titan Souls, Crystal Souls oder Wayward Souls.
Laut dem Lernpsychologen James E. Mazur verfügt der Mensch bereits als Säugling über die Fähigkeit, durch Beobachtungen und Imitationen seines Umfeldes zu lernen, auch bekannt als das Modelllernen. Dass Nachahmung demnach die höchste Form der Anerkennung ist, ergibt Sinn. Ich möchte nun allerdings seine Theorie erweitern und nebst dem Begriff “Umfeld” auch noch den Begriff “Videospiele” integrieren. Als eine mögliche Begründung dieser These verweise ich auf Dungeon Souls, ein Spiel welches sich seit mehr als einem Monat im Early Access befindet.
Dungeon Souls ist Roguelike und Dungeon Crawler zugleich und arbeitet sich fleißig durch die Funktionen, welche man von diesen Genres erwartet. Es verfügt beispielsweise über verschiedene Klassen, von denen anfangs drei zur Verfügung stehen – Barbar, Dieb oder Bogenschütze. Während der Bogenschütze mit Reichweite und der Dieb mit Schnelligkeit auftrumpfen können, lässt es sich mit dem Barbar stumpf in das Getümmel walzen, wodurch er perfekt zu meinem generellen Spielstil passt. So trotte ich nun durch die zufällig generierten Katakomben, besiege Gegner um Erfahrung zu sammeln, erwerbe neue Fähigkeiten mit Gegenständen und aktiviere jeweils eine zufällige Anzahl von Runen, um ins nächste Level vorzudringen. Dass jede Rune dabei einen Haufen von Gegnern erscheinen lässt, ist fast selbstverständlich. Nebst Klassikern wie klapprigen Skeletten, Fledermäusen, Käfern oder formlosen Schleimblobs, geben sich dabei auch andere Kreaturen die Ehre, welche deutlich merkwürdiger sind. Und das Spiel scheint mehr als stolz auf seine Schöpfungen zu sein, weil es nicht aufhören will, beständig Nachschub zu liefern.
Dungeon Souls ist ein unerbittlicher Titel, der dem Spieler keine ruhige Sekunde gönnt. Ständig erscheinen neue Monster von allen Seiten, oftmals direkt in den schmalen Gängen oder vor dem Ausgang eines Raumes. Necromancer beschwören weitere Gegner, während man von links, rechts, oben und unten mit Projektilen und Lasern beschossen wird. Wenn sich zu all dem Chaos aus Partikeln, Blut und Leichen auch noch ein rollender Stein in das Getümmel stürzt, weil man eine Druckplatte übersehen hat, erreicht die Reizüberflutung endgültig neue Höhen. Atempausen sind einem nicht gegönnt, denn kein Raum ist vor der Monsterflut sicher. Wenn man in solch einem Gewusel dann auch noch Upgrades vom Händler erstehen möchte, nimmt das Spiel die Züge eines “Ausverkauf am Samstag”-Simulators an. Und als Kirsche obendrauf wird einem nach einer gewissen Zeit auch noch “The Redeemer” auf den Haufen geworfen, ein unbesiegbarer Gegner mit dem Ziel, den Spieler in das nächste Level zu hetzen oder ihm stattdessen die komplette Energie auszusaugen. Stirbt man in Dungeon Souls nicht an den Tsunamis von Gegnern, dem Redeemer, den Fallen oder den knallharten Bossen, wird es wohl stattdessen ein Herzinfarkt gewesen sein.
Sicherlich Eventuell liegt dies aber auch nur an meinen bescheidenen spielerischen Fähigkeiten, denn Dungeon Souls ist gar nicht mal so übel. Obwohl mein Gehirn während des Spielens oftmals einen Kurzschluss erleidet, ich panisch herumschieße und alle Gegenstände aufnehme ohne deren Beschreibung zu lesen, hat es eine spürbare Tiefe. Jede Klasse spielt sich deutlich anders und verfügt neben einer Grundattacke auch über zwei Spezialattacken, mit welchen sich oftmals ganze Räume reinigen lassen. Schwächen, über welche jede Klasse verfügt, lassen sich mit Upgrades und Gegenständen ausbügeln. Und es spielt sich wunderbar. Während die eine Hand mit der Maus umherhuscht und Ziele anvisiert, steuert die andere mit WASD und drei weiteren Tasten das gesamte Geschehen. Alles geht schnell von den Händen und das Spiel reagiert zackig auf die Eingaben, was bei dem hohen Tempo auch nötig ist. Für mich hat das Spiel aber leider ein grundlegendes Problem, womit ich auf meine These zurückkomme.
Dungeon Souls bedient sich ungeniert an diversen Spielen, welche mir bereits bekannt sind. Der Redeemer ist eine leicht abgeänderte Version des Geists aus Spelunky. Die Gegenstände haben ähnliche Effekte wie die von Risk of Rain. Das Gameplay ist fast eine direkte Kopie von Nuclear Throne. Sogar der rollende Stein wurde von Indiana Jones Shoot First inspiriert. Ähnlich wie Dungeon of the Endless kombiniert es verschiedene bekannte Elemente zu einem Spiel, hebt sich dabei aber zu wenig von seinen Inspirationen ab. Selbst transparente Blogposts ändern daran nichts. Dungeon Souls wirkt etwas seelenlos (ich bereue nichts). Vielleicht wird sich dies mit den kommenden Updates noch ändern – ich hoffe es zumindest, denn es ist durchaus ein herausfordernder, spaßiger und schöner Titel. Ich würde ihn nur gerne mit seinen Vorbildern aufzählen können, anstatt ihn als deren zweite Wahl zu erwähnen.