GBJam 2: Gourdgeous – The Pumpkin Dating Experience
Unsere Zivilisation beruht zum Teil auf Paarungsritualen. Menschen treffen sich an dafür geeigneten Orten wie Restaurants oder Kinos und reden über Alltägliches. Falls das Reden über Alltägliches gut läuft, fangen sie irgendwann an, sich anzufassen. Menschliche Paarung ist nur unwesentlich komplexer als die Vermehrungsrituale des Kakapo. Auch der Kakapo braucht einen bestimmten Ort zur Paarung: eine Mulde im Boden. Auch der Kakapo gibt dabei nur Uninteressantes von sich: Bass-Geräusche. Auch der Kakapo will letztlich nur Sex. Dafür bläst er sich mit einem speziellen Organ auf wie ein Football.
Was bislang kaum jemand wusste: Noch seltsamer als bei einem Kakapo sind die Paarungsrituale bei einem Kürbis. Dieses Riesengemüse, das die meiste Zeit nur im Feld herumliegt, hat durchaus Ansprüche. Es will geliebt werden. Es will verstanden werden. Das ist für mich als Mensch recht schwierig, denn ich bin nicht in der Lage, spontan Kürbissuppe, ausgehöhlte Kürbisse und Kürbiskerne auszublenden. Das gehört zu meinem Alltag. Für den Kürbis ist das natürlich Kannibalismus. Ein schweres Date.
Eigentlich ist es nur konsequent, dass Gourdgeous – The Pumpkin Dating Experience ausgerechnet im Rahmen des GBJam seinen Weg zur Existenz fand. Wenn dem klassischen Game Boy etwas gefehlt hat, dann auf jeden Fall Dating-Simulationen. Zwischenmenschlichkeit. Meine erste Videospielträne habe ich nicht für Nintendos Handheld-Konsole vergossen, sondern für Secret of Mana auf dem Super Nintendo. Gourdgeous beweist, dass es zumindest hätte vorher passieren können. Rein technisch. Andererseits: Wenn ein Kürbis weint, ist er dann innen nicht ziemlich trocken? Kann ich dann noch Suppe aus ihm machen? Klappt das noch mit dem Pürierstab?