Alphalevel: Glitchspaaace!
Ich war nie gut in Mathe. Meine Schullaufbahn erzählt eine erfolglose Geschichte davon. Irgendwann später habe ich ein wenig Programmieren gelernt, aber auch das gehörte nicht zu meinen größten Talenten. Vielleicht hätte ich statt einem trockenen Schulbuch einfach nur eine bessere Motivation gebraucht. Sowas wie Glitchspace – ein Spiel, das meinen Gehirnwindungen genau diese Fähigkeiten abverlangt. Glitchspace sieht aus wie ein Shooter, aber die Waffe im Anschlag dient nicht dazu, den Weg durch die abstrakten Landschaften freizukämpfen. Stattdessen erfüllt sie den Zweck, die zwischen den weißen Flächen schweben roten Plattformen zu manipulieren. Mit ihr lässt sich ein Blick in ihre Logik und ihr Regelwerk werfen: Wie sie sich bewegen, wie groß sie sind, wie sie reagieren, wenn die Spielfigur auf ihnen landet. Glitchspace versucht gar nicht erst diese Ebene zu abstrahieren und präsentiert einen schlichten Schaltplan, auf dem sich mathematische Rechnungen und logische Verknüpfungen hin und her schieben lassen.
Letztendlich sind Videospiele ja genau das: Eine Ansammlung von Regeln und Systemen. Code als Spielmechanik einzusetzen passt zum Trend der letzten Jahre, dass Spiele sich mit sich selbst befassen. Ähnlich wie Hack’n’Slash oder Untrusted wirft Glitchspace einen Blick hinter die Kulissen und lässt Spielerinnen und Spieler selbst an den Fäden ziehen. Bei all der Dekonstruktion von Genre-Klischees gibt das Spiel dann aber doch nicht die ganze Kontrolle aus der Hand. Ist ein Wert so sehr überhöht, dass er einen Absturz verursachen würde, wird die Spielfigur einfach wieder zum letzten Checkpoint zurückgesetzt. Experimentieren mit Netz und doppeltem Boden – das fertige Spiel verspricht dann auch einen “Sandkasten”-Modus, in dem völlig frei experimentiert werden kann. Momentan gibt es nur den Story-Modus, der aus einer Reihe von Aufgaben besteht und Schritt für Schritt in die Spiellogik einführt. Abgesehen davon fällt der Status als noch unfertige “Early Access”-Veröffentlichung kaum auf.
Die kahlen Wände und Türme von Glitchspace erinnernen schreien gerade zu “Mirror’s Edge” und “Portal”. Und auch spielerisch sind die Ähnlichkeiten besonders zu Valves Puzzle-Plattformer überdeutlich. Und wie auch diese beiden Vorbilder nimmt Glitchspace das Grundgerüst eines Ego-Shooters – und nimmt die Waffen weg. Statt einer Reaktions- entsteht eine Denksportaufgabe, die mich das erste mal seit langem wieder freiwillig Kopfrechnen lässt. Manchmal ist die Logik eben doch mächtiger als das Schwert.
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