Hero Siege: Daumenfreuden
Hero Siege, der letztjährige Drittplatzierte im hart umkämpften Wettbewerb um den generischsten Videospielnamen, hat seinen Weg vom mobilen Endgerät auf den großen Bildschirm gefunden. Es sieht auch erst einmal dementsprechend grobschlächtig und ordinär aus, versteckt unter seiner alltäglich wirkenden Präsentation jedoch einen ansprechenden Genre-Mix aus Roguelike-Elementen, Hack & Slay-Action und zeldaesken Schalterrätseln.
Das Spiel beinhaltet vier erkundbare Welten, die allerdings nicht viel mehr als räumlich sehr begrenzte Arenen darstellen, in die von allen Seiten immer neue Monsterwellen strömen. Die Hauptaufgabe des Spiels ist es nun, diese unheilbringenden Massen mit einem der derzeit vier vorhandenen Heldentypen zurückzuschlagen, was sicher wesentlich besser funktionieren würde, könnte man bei Bedarf auch diagonale Angriffe ausführen. Durch diesen Mangel gestaltet sich das richtige Positionsspiel noch schwieriger, als es durch die zahlreich vorhandenen Fallen und Hindernisse sowieso schon ist.
Während der unaufhörlichen Kämpferei findet man jede Menge überdimensionierte Goldschätze, mit denen man sich temporäre Charakterverstärkungen und magische Tränke kaufen kann. Zudem wird sich auch bei weiteren konventionellen Spielmechaniken, wie Stufenaufstiegen und besonderen Gegenständen bedient, die man nach besiegten Bossgegnern und absolvierten Dungeons findet. Letztere verleihen einem ähnlich wie bei Spelunky für die Dauer des aktiven Spiels besondere Fähigkeiten und Hilfen. Da arbeiten dann schon einmal eine handelsübliche Keule und ein raketenfeuerndes Zeppelin Hand in Hand. Warum man aber auch virtuelles Gaming-Equipment der Marke Razer finden kann und ob dieses explizite Product Placement ein alberner Scherz oder eine zusätzliche Einnahmequelle ist, konnte ich leider nicht herausfinden. Der ganze Kram geht nämlich mit jedem Tod des Charakters wieder verloren und oft biss ich ins Gras, bevor ich überhaupt die Item-Beschreibung lesen konnte. Lediglich mein aktueller Heldenlevel blieb mir stets erhalten.
Der letztgenannte Aspekt führt leider auch dazu, dass die Balance des Spiels mit zunehmendem Fortschritt verloren geht. Hat man genug Erfahrung gesammelt, stellen die ersten Gegenerwellen keinerlei Bedrohung mehr dar und durch die somit rasch angehäuften Werbeartikel – pardon – “Relikte” sind auch spätere Gegnerhorden keine große Herausforderung mehr. Auch häufige Bugs trüben die unschuldige Freude an der hirnlosen Klopperei ein wenig. So stieg mein Held bisweilen direkt auf einer Falle positioniert ins Spiel ein, was den unmittelbaren Tod zur Folge hatte. Auch war ich einmal in einer Zauntextur gefangen und konnte mich nicht mehr bewegen, was nur durch das Neuladen des Spielstandes umgangen werden konnte.
Zusammenfassend erhält man mit Hero Siege also ein kurzweiliges und simples Zerstreuungsvergnügen mit einigen Macken, die jedoch weitestgehend verschmerzbar sind. Zumindest, wenn man mit einem gewissen Grad an Monotonie sowie der unpräzisen Steuerung leben kann und sich auch an der unverkennbaren mobilen Herkunft des Spiels nicht weiter stört. Verzichtet wird bei der PC-Version lobenswerterweise auf die ursprünglich vorhandenen In-App-Käufe, was bei dem deutlich höheren Kaufpreis allerdings auch eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Von der Mac-Variante sei an dieser Stelle jedoch zum derzeitigen Zeitpunkt abgeraten, da diese in ihrer aktuellen Form unspielbar ist.
Der geistige Zögling von The Binding of Isaac und Risk of Rain ist somit zwar alles andere als ein typisches Wunschkind geworden, aber eines, das ich am Ende doch zu lieben lernte.
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