Auch diese Woche gibt’s wieder eine Auswahl aus aktuellen Kickstarter-Projekten. Spieleprojekte, die sich für ihre Finanzierung an das Internet wenden, decken fast das ganze Spektrum an Genres und Macharten ab. Diesmal ist wieder alles dabei — von den beliebten, wenn auch nicht immer erfolgreichen Pixelabenteuern, über futuristische Rundenstrategietitel bis zu den Fantasy-Rollenspielen. Indiespiele sind eben das Feld für Experimente, die mal mehr, mal weniger erfolgreich sind, aber zumindest immer unterwegs eine interessante Geschichte erzählen — wenn nicht inhaltlich, dann zumindest auf dem Weg ihrer Entwicklung. Viel ist bereits über die Kunstförderung in Computerspielen debattiert worden, aber die Schwarmfinanzierung ist immer eine gute Methode, die Entwickler abgefahrener Experimente mit jenen zu verbinden, die an solchen Experimenten gerne teilnehmen.
Warmachine Tactics
Warmachine Tactics wird eine Adaption des Warmachine-Tabletopspiels, mit der die rundenbasierten, taktischen Kämpfe und die tonnenschweren Kampfroboter zum Leben erweckt werden sollen.
Das Spiel sieht sich in der Tradition von Titeln wie Valkyria Chronicles und X-COM, mit Rundenstrategie auf dynamischen Schlachtfeldern, sowohl im Einzelspielermodus als auch in synchronen und asynchronen Mehrspielermodi. Wie in den Vorbildern stellen wir hier eine Gruppe zusammen, die mit ihren Fähigkeiten taktische Synergien erzeugen und Manöver ausführen kann. Das Schlachtfeld selbst spielt dabei auch eine wichtige Rolle, da Deckung, Positionierung und geschicktes Vorrücken wichtig sind, um sich an die Taktiken der Gegner anzupassen. Gruppenmitglieder werden aus drei Klassen ausgewählt, die jeweils ihre eigene Rolle im Kampf haben und mit ihren Mitstreitern auf unterschiedliche Arten interagieren um sich gegenseitig zu verbessern, Schaden abzufangen oder selbst auszuteilen. Es wird eine Einzelspieler Storykampagnie geben, aber auch zwei unterschiedliche Mehrspielermodi. In dem synchronen Modus treten Spieler direkt gegeneinander an, während im asynchronen Modus kein Zeitlimit für die Runden besteht, was eine Art Play-by-Mail ermöglicht.
Das Projekt hat bereits über eine Million Dollar eingefahren und damit einige Stretchgoals erreicht, unter anderem weitere Missionspacks, vier spielbare Fraktionen und eine zusätzliche Söldnerfraktion zu Spielbeginn.
Collateral
In Collateral werden wir in einem fliegenden, schwerbewaffneten Taxi durch eine futuristische Cyberpunkstadt fliegen und uns dabei mit Fraktionskriegen, korrupten Unternehmen und der Polizei auseinandersetzen müssen.
Die Stadt, passenderweise New Bedlam genannt, soll ein lebendiges, leicht wahnsinniges, chaotisches und urbanes Labyrinth werden, in dem verschiedene Stadtteile verschiedene visuelle und inhaltliche Themen verkörpern. Das Ziel soll es sein, in einer der vielen Fraktionen durch die Ränge zu steigen. Hierfür haben wir ein fliegendes Taxi, in dem wir verschiedene Missionen erfüllen, die Geschwindigkeit, Fahrkunst und Zielgenauigkeit fordern, ob wir nun Auftragsmorde ausführen, Banken überfallen, wilde Verfolgungsjagden liefern oder tatsächlich Taxi fahren. Dies bringt uns Ansehen und Vorteile in der entsprechenden Fraktion und natürlich Geld, mit dem wir unser Fahrzeug aufrüsten, die Fahrleistung verbessern und die Bewaffnung ausbauen. Außerdem soll es eine Vielzahl an Optionen geben, um das Taxi an verschiedene Spielstile anzupassen. Eine der interessantesten Aspekte des Projekts ist, dass es sich ja um ein fliegendes Taxi handelt und wir daher unsere Rennen gegen die Fahrzeuge der Feinde und der Polizei in drei Dimensionen bestreiten, und die geschickte Navigation in alle drei Richtungen soll ein zentraler Bestandteil werden. Diese Bewegungsart bringt immer ihre eigenen Herausforderungen mit sich und könnte in Verbindung mit einer urbanen Landschaft interessant und anspruchsvoll werden.
Tangiers
In Tangiers schleichen und erkunden wir uns durch eine digitale Repräsentation der Avantgarde Bewegung des 20. Jahrhunderts in Form einer auseinanderbrechenden Stadt.
Wir spielen hier einen Außenseiter in einer fremdartigen Welt und unser unerklärtes Ziel ist es, fünf andere auszulöschen. Unsere Ankunft hat die Welt allerdings schwer beschädigt und die Stadt ist in Trümmern. Die Häuser scheinen zwar noch intakt zu sein, schweben jetzt aber auf auseinandertreibenden Erdbrocken im Nichts. Diese Landschaft gilt es nun zu erkunden, um unsere Zielpersonen zu finden, wobei wir aber möglichst unentdeckt bleiben müssen, da weitere Interaktion mit der Welt stärkeres Auseinanderbrechen bewirkt. Die Interaktion mit anderen Figuren bestimmt aber auch, wie neue Gebiete zusammengesetzt werden, und Worte erhalten eine physische Repräsentation, die wir sammeln können um später damit Rätsel zu lösen.
Spielerisch bedeutet das ein möglichst heimliches Vorgehen in den Schatten und das geschickte Ablenken von Feinden, während wir uns unseren eigenen Weg durch eine wandelbare Welt suchen müssen. Das Spiel wird ein Experiment der Dekonstruktion, in dem die Architektur die Gedanken der Charaktere spiegelt und die Atmosphäre immer zwischen absurd und gruselig schwankt.
Project Ravensdale
In Project Ravensdale laufen, springen und schießen wir uns mit bis zu vier Leuten durch eine absurde, bunte Welt und versuchen dabei möglichst gut zusammenzuarbeiten.
Das Projekt sieht sich in der Tradition klassischer Arcade-Shooter wie Contra und Metal Slug, aber mit verstärktem Fokus auf Mehrspieler und Kooperation. Hier sollen Spieler sich gegenseitig Deckung geben, einander die Fähigkeiten verbessern oder gemeinsam Bewegungsmanöver ausführen, die von ihrer Positionierung abhängen. Die Position zu Feinden wird ebenfalls wichtig sein, besonders wenn diese Deckung suchen oder Teile des Levels anfangen, sich zu bewegen. Auch im Einzelspielermodus soll es viele taktische Optionen geben, aber die Betonung liegt eindeutig auf den Möglichkeiten interessanter Zusammenarbeit. Ein genanntes Beispiel ist ein Gerät names Arc Connector, eine Art schwebender Generator, der Spieler mit Energie versorgt und einen Blitzstrahl zwischen Spielern über das Schlachtfeld spannt, mit dem man sich schnell zueinander hinziehen lassen kann. Alternativ kann der Strahl als Seil verwendet werden, das nebenbei noch im Weg stehende Feinde eliminiert. Das Konzept sieht spaßig aus, ist leider aber außerordentlich kostspielig und wahrscheinlich zu einfach, um so viel Geld einzustreichen. Die Entwicklung befindet sich noch in den frühen Anfängen, so dass es noch nicht viel zu sehen gibt. Mehr Information könnte hier förderlich sein. Verantwortlich ist das deutsche Studio Black Forest Games, die mit Project Giana bereits ein Spiel erfolgreich über Kickstarter finanzieren konnten.
Candle
Candle wird eine Mischung aus Point’n’Click-Adventure und Plattformer in einzigartigem visuellem Stil, in dem alles handgezeichnet sein wird.
In diesem Projekt soll es um eine Kombination aus friedlichem Rätsellösen mit Köpfchen und Kreativität und moderner, dynamischer Steuerung gehen. Es soll außerdem eine erwachsene Geschichte in Form eines Kindermärchens erzählt werden, in der sich der Schamane Teku, dessen Dorf angegriffen wurde, auf die Suche nach Überlebenden und den Geheimnissen der Vergangenheit begibt. Sein Hauptwerkzeug zum Rätseln ist dabei eine Kerze, die an manchen Stellen im Spiel angezündet werden kann und die immer vor dem Ausgehen bewahrt werden muss. Viele Rätsel und Verstecke drehen sich daher um Licht und Schatten. Die Beleuchtung der Welt, sowohl durch Tageslicht als auch durch den Spieler, wird wichtigen Einfluss auf die Ereignisse haben. Besonders bemerkenswert an diesem Projekt ist die Grafik und der visuelle Stil, in dem alle Elemente per Hand mit Wasserfarben und Tinte gezeichnet und dann eingescannt werden, um die Sprites, Hintergründe, Gegenstände und das Interface zu bilden. Selbst die Animationen sind Einstellung für Einstellung gemalt.
Diese Herangehensweise macht das Projekt natürlich aufwendig und teuer und die Unterstützung kommt leider noch nicht so ganz hinterher, auch wenn das Spiel wirklich charmant aussieht.
Gameloading: Rise of the Indies
Gameloading wird eine Dokumentation über den Aufstieg und Einfluss moderner, unabhängiger Entwickler in der derzeitigen Spieleindustrie.
Der Film betrachtet Spieleentwickler, die unabhängig von Publishers agieren und die in den letzten Jahren immer stärkeren Einfluss auf die Spielelandschaft gewonnen haben. Dabei soll es um das Leben und Werk verschiedener Entwickler überall auf der Welt gehen. Videospiele gelten noch immer als ein junges Medium, das sich immer noch auf unerwartete Weise fortentwickelt und die Demokratiesierung der Spiele ist ein laufender Prozeß deren Effekte noch nicht vollständig vorhergesagt werden können. Ohne die Budgets und Teamgrößen anderer Studios haben diese Entwickler ihre ganz eigenen Möglichkeiten, Herausforderungen und Geschichten, die in dieser Dokumentation dargestellt werden sollen.
Die Unterstützung des Projekts ist recht vielversprechend. Die Geschichte, um die es hier geht, ist vielen zu Teilen bekannt, aber es ist ein komplexes Thema, dessen Details bestimmt eine interessante Erzählung ergeben können.
Gewinner, Verlierer, lobende Erwähnungen
Ein interessanter Gewinner dieser Runde ist Project Maiden, ein Rätsel-Plattformer mit invertierter Progression. Gegen alle Konventionen starten wir hier mit allen Fähigkeiten und Kräften und jedes Level verlieren wir eine unserer Wahl, bis man am Ende nur noch laufen und springen kann. Die Wahl der Fähigkeiten soll großen Einfluss auf den Spielverlauf haben.
Lioness, ein experimentelles Adventure über zwischenmenschliche Kontakte, ist jetzt auch erfolgreich abgeschlossen worden. Als Journalist werden wir hier den Geschichten verschwundener Leute nachgehen und dabei auf Verschwörungen und Zeitreisen stoßen. Die Betonung liegt hierbei besonders auf der Interaktion mit den anderen Charakteren in einer nichtlinearen Geschichte, die durch Gespräche mit Figuren und das Erkunden der Stadt erlebt wird.
Nicht geschafft hat es dagegen Space Nomads. Es sollte ein kooperativer Egoshooter um das Überleben auf einem fremden Planeten werden, mit Schwerpunkt auf der Erkundung einer zufällig generierten Welt sowie dem Sammeln von Ressourcen, um damit dann eine Basis zu bauen und Feindwellen abzuhalten. Hier sollten kreative Taktiken und Kooperation im Mittelpunkt stehen, was aber leider nicht genug Begeisterung erwecken konnte.
Auch auf der Strecke geblieben ist Dropsy, ein Point’n’Click-Adventure um einen tollpatschigen Clown in einer offenen, surrealen Welt und einer fast vollkommen nonverbal erzählten Geschichte. Das Spiel sollte klassische, gemächliche Rätsel mit Hinweisen aus der Umwelt enthalten und natürlich den Clown, der je nach persönlicher Einstellung liebenswert ist oder direkt aus einem Alptraum kommt.
Hollowfear läuft zwar noch, scheint seinem Ziel aber nicht näher zu kommen. Hier sollte es eine Mischung aus Rollenspiel, Tower Defense und Actionspiel geben, mit einem schnellen aber taktischen Kampfsystem, in dem Waffen Angriffsbereiche und Schilde Veteidigungsbereiche haben, die beide gut positioniert werden wollen. Außerdem geplant war ein kassischer Schwierigkeitsgrad für Reflexe, Zielgenauigkeiten und taktisches Denken. Trotz der mauen Unterstützung wollen die Entwickler aber nicht aufgeben.
Eliot Quest hatte leider auch keinen Erfolg. Geplant war ein Retro-Pixelabenteuer aus 8bit-Zeiten mit einer Kombination aus Metroid- und Zelda-Traditionen mit einer offenen Welt, verschiedenen Angriffen für verschiedene Feinde und das übliche Sammeln von Gegenständen und Erfahrung, Lösen von Rätseln und Finden von geheimen Orten. Trotz des vorläufigen Misserfolgs soll das Projekt aber fortgesetzt werden.
Von unseren Kandidaten der letzten Runden haben es Liege, Satellite Reign, Dungeonmans, Lacuna Passage und Gods will be watching geschafft, ihr Unterstützungsziel zu erreichen.
Erfolglos waren dagegen leider Race to Mars und The Makers Eden.
Unsere Augen können natürlich nicht überall sein. Solltet ihr also bei Kickstarter oder anderen Crowdfunding-Plattformen auf spannende, gaming-relevante Projekte stoßen, schickt uns doch bitte eine oder informiert uns via Twitter.
Ein Kommentar zu “Kickstarter Fundgrube: Warmachine Tactics, Collateral, Tangiers, Project Ravensdale”
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Lioness sieht klasse aus. Schade, dass Dropsy es nicht geschafft hat.