Der Nachfolger zu Gaijin Games' Bit.Trip Runner bringt mit ansprechendem Design,
Musik und einer Menge Neuerungen das Auto-Runner-Genre auf eine neue Ebene.
Der rechte Triggerbutton am Xbox-Controller ist dazu da, Kopfschüsse zu verteilen, Laser abzufeuern und Monster in Stücke zu reißen. Bit.Trip Presents Runner2: Future Legend of Rhythm Alien pfeift auf solche brachialen Konventionen. Der Trigger ist zum Tanzen da.
Der Tanztrigger ist die interessanteste Neuerung im Nachfolger zu Gaijin Games’ Bit.Trip Runner. Auch in Runner2 läuft Commander Video, eigentlich ein Fernseher mit Beinen, automatisch durch zweidimensionale Level und duckt, hüpft und schlittert an Gefahren vorbei, um ans Ziel zu kommen und Goldbarren und andere Power-Ups aufzusammeln, die nach und nach die Musik jedes Levels erweitern und verändern.
Der Tanztrigger baut auf diesem Konzept eine tolle neue Ebene auf. Jeder Druck auf den Knopf lässt den Commander bizarre kleine Tänze aufführen, die wichtige Punkte für die Higscore-Liste einbringen. Allerdings kann der Commander während seines rituellen Trotteltanzes keinen Gefahren ausweichen. Die Herausforderung in Runner2 (wie wohl auch im Leben außerhalb des Spiels) ist es, so oft zu tanzen wie möglich, ohne in irgendwelche stacheligen Schildkröten zu rennen.
Das Tanzen definiert das Spiel, es ist aber einer der letzten Aspekte, die ins Auge fallen. Gaijin Games haben sich in Runner2 von der abstrakten Blockigkeit der vorherigen Spiele komplett verabschiedet. Der neue Stil erinnert in seiner Farbenfrohheit, den Pastellfarben und weichen Konturen an iOS-Spiele, die für 0,89 Euro Glückshormone freisetzen sollen. Und zwar möglichst schnell.
Aber eben von der Flut an mechanisch ähnlichen iOS-Spielen hebt sich Runner2 stark ab. Es hat mehr mögliche Bewegungen, als sich bequem auf einem Touch-Bildschirm ausführen lassen könnten, aber genau genug, dass sie leicht einprägsam auf einem Controller sind. Es hat Geheimgänge, alternative Pfade, Bonuslevel und eine überbordernde Liebe für das Design von Saul Bass, elektronische Musik und den Selbstausdruck des Spielers über Tanz und Rhythmus und seltsame, spielbare Charaktere wie den umgedrehten Meerjungmann.
Jeder Level ist ein Track, jedes Ausweichen, jeder kleine Tanz ein Akkord, ein Akzent. Und zugänglicher als sein Vorgänger ist Runner2 auch geworden. Wer keine Geduld hat, jedes Mal ein Level von vorne zu beginnen, nur weil der Hüpfer auf der Zielgeraden eine Millisekunde zu spät kam, kann jetzt an einem Checkpoint wieder ins Spiel einsteigen. Wem Runner2 zu schnell ist, kann die Schwierigkeitsstufe runterregeln — und wer besonders masochistisch veranlagt ist, kann das Spiel noch schwerer machen.
Runner2 zu spielen, fühlt sich wie das Erlernen eines merkwürdigen, neuen Musikinstruments an. Mit all dem Frust und den Glücksmomenten, die das Lernen begleiten. Und wenn man dann endlich ein Level perfekt absolvieren kann, wenn jeder Sprung, jedes Gleiten genau sitzt und Commander Video virtuos zwischen den Hindernissen tanzt — dann fühlt sich das ziemlich gut an.
9 Kommentare zu “Bit.Trip Presents Runner2: Future Legend of Rhythm Alien”
2 Trackbacks zu “Bit.Trip Presents Runner2: Future Legend of Rhythm Alien”
Kommentare sind geschlossen.
Bit.Trip Runner 1 :Ein Fehler, Schluss… und dann den ganzen Level nochmal. Da ist selten dieser Flow aufgekommen, der Musikspielchen so gut tut. Checkpoints klingen gut.
Hier fehlt: Farbe! Geschwindigkeit! Action! Glücksgefühle! Mehr BUNT!
Ich glaube das ist eines dieser Spielchen, bei dem man entweder den Beat fühlt, oder, wie bei Ben (hallo Seitenhieb :D), eben nicht. Das kann natürlich aus diversenen Gründen scheitern. Sei es die Spielmechanik oder die Steuerung oder das es einfach zu milisekundengenaues Timing erfordert. Und dieses Hochgefühl einen Level im Rythmus der Musik durchgespielt zu haben ist einfach großartig. So, wie es übrigens Rayman Legends mit seinen Musikleveln nun machen wird. Im Herbst! :(
Ich schweife ab. Dieses flowähnliche Gefühl war hier allerdings das Ziel, nicht der Weg. Man musste sich in der Tat schon sehr durchbeißen und nach drei Tagen in einem Levelabschnitt, habe ich das Spielen auch aufgegeben und festgestellt, die Reflexe eines Counterstrikekiddies habe ich eben einfach nicht. Damit muss man natürlich erstmal klar kommen.
Auch auf die Gefahr hin jetzt aus den Superlevelkommentaren ausgeschlossen zu werden, aber für mich hat Bit.Trip.Runner große Ähnlichkeit mit Super Hexagon, wobei ich Bit.Trip bevorzugen würde. Allein wegen der Farben und der Freude. Action und Spaß! Hexagon war eher Musik und Stress und Ehrgeiz.
So, wie ich Dennis Text aber nun lese, scheint bei ihm diese Freude und Action wenig angekommen zu sein, was mich sehr ernüchtert. Ich hoffe einfach, dass es Dennis liegt und nicht am Spiel. ;) Meine Naivität kennt scheinbar keine Grenzen. Den Weggang vom Pixellook fand ich zunächst übrigend niederträchtig, aber wenn ich mir die Trailer so ansehe, ist es vielleicht doch ganz passabel.
Ein runder Commander Video. Verrückte Welt!
Doch, klar hat das Ähnlichkeiten mit Super Hexagon. Das ist ja auch nichts anderes als eine Kombination aus…erlernbaren Phrasen und Sequenzen, die aber leider nichts mit der Hintergrundmusik zu tun haben.
Die Bit.Trip-Spiele sind dagegen mehr durchlaufbare Notenblätter (die dir in die Fresse schlagen, wenn du einen Fehler machst)
Freude und Action ist aber angekommen. Voll! Liest sich das echt so unbegeistert? Ich mochte es! Sehr! Hallo? Da kann man lustige Tänze machen!
Ich würde mich auch eher zum “alten Eisen”, was die Reaktionsfähigkeit angeht, zählen und dachte, dass ich bei Super Hexagon im ersten Level nie über 10 Sekunden schaffen werde. Nun bin ich eher beleidigt wenn ich dort die 60 Sekunden nicht schaffe. Man lernt schnell und genauso ist es auch bei Bit.Trip Runner. Ich habe viele Stunden (Mittagspausen) damit verbacht den Commander Video durch die Level zu prügeln und es hat irre viel Spaß gemacht. Irgendwann hat man das Timing raus und dann flutscht es.
Gleicht kann ich dann endlich mit Runner 2 beginnen :)
…gibt es hier mit den Soundtracks aller Vorgänger für 20 $ (bis zum 28. gegen Mittag):
http://www.gamemusicbundle.com/
Ich fand den ersten Teil ja schon super.
Würde das zu gerne spielen, leider hab ich das aber nicht im Budget…
Kann man das Lernen eines Instruments mit dem Spielen eines Spiels vergleichen? Ich glaube nicht. Ein Spiel ist, im Normalfall, anfangs sehr leicht und wird mit der Zeit immer schwerer. Beim Instrument ist es genau anders herum.
Hm…vom Lernenprozess würde ich jetzt gar nicht sprechen. Das ist von Instrument zu Instrument und von Spiel zu Spiel viel zu verschieden. Schach ist wenn man es lernt nicht unbedingt leicht und schwerer wird es nur, wenn man gegen erfahrene Gegner spielt. Genauso kann man ja argumentieren, dass ein Instrument immer komplexer wird, je länger man es spielt, weil man immer mehr Nuancen und Feinheiten erkennt.
Der Musikinstrument-Vergleich hinkt natürlich total, aber mir geht’s da nämlich um was anderes: Das Gefühl, das du beim Runner-Spielen hast. Du musst halt für jedes Level eine spezifische Grifffolge lernen und das wird im Spiel visuell vermittelt (ein Hindernis! Ein Abgrund!) und du kriegst Feedback in Form von Audio.
Und irgendwie polt dich das so, dass du auf verschiedene Zeichen achtest, um dann Bewegungen auszuführen auf dem Controller, was dann in Musik und Fortschritt mündet. Das hat mich wirklich (vom Gefühl her!) daran erinnert, Gitarrensongs zu lernen.
Wann kommt’s denn in den deutschen Xbox Live Arcade Store ?!?