Eine riesige Hornisse hat gerade ihren Mageninhalt auf mich entleert. In anderen Spielen würde das äußerst spektakulär aussehen. Ein Monster aus unzähligen Polygonen und hochauflösenden Texturen, das seinen Hass auf mich speit. Mich, einen Helden in glänzender, aber teilweise blutbesudelter Rüstung, mit einer riesigen Axt und einem noch größeren Selbstbewusstsein. In SanctuaryRPG bleibt das zu großem Teil meiner Vorstellungskraft überlassen, denn das Spiel besteht ausschließlich aus ASCII-Code. Meine Heldenfigur selbst bekomme ich nie zu Gesicht, stattdessen zeigt mir das Spiel hauptsächlich bildschirmfüllende Gegner, die mal mit mehr, mal mit weniger ASCII-Details ausgestattet sind. So ist es allein mein Ego, das sich das komische Bild von mir in einer Superrüstung schmiedet.
SanctuaryRPG hat auch eine Geschichte, aber sie hält sich nicht mit Unzulänglichkeiten auf. Verglichen mit den metaphysischen Fieberträumen des nunmehr dritten Teils von Final Fantasy XIII kommt das Spiel schnell zur Sache. Jemand ist böse, ich bin der Held, ich muss ihn erschlagen. Am besten mit roher Gewalt und im Normalfall durch eine andauernde Serie von Kämpfen. So etwas wie eine Oberwelt kennt SanctuaryRPG nämlich nicht. Stattdessen wähle ich per Zahleneingabe, wohin ich als nächstes reisen möchte. Im Anschluss konfrontiert mich das Spiel mit Zufallskämpfen.
Das Herzstück von SanctuaryRPG sind eben jene Kämpfe. Ein ausgeklügeltes System aus aufeinanderfolgenden Attacken lässt mich machtvolle Superfähigkeiten aufladen, ich muss ausweichen, mich heilen, mich aus der gegnerischen Umklammerung befreien. Jede Fähigkeit kostet Aktionen im Rundenkampf. Die Wahl der richtig Aktion ist lebenswichtig, denn undurchdachte Aktionen bestrafen die Entwickler gnadenlos. Einmal nicht richtig geheilt, nicht im richtigen Moment angegriffen oder verteidigt – bei einem Bossgegner kann das den Tod bedeuten.
Gut, dass ich zwischen den Kämpfen jederzeit speichern kann. Nach dem Tod bewirkt ein beherzter Druck auf die 1 meinen direkten Respawn. Dennoch kann die ständige Abfolge aus Kämpfen gegen teilweise bockschwere Gegner ermüdend werden. Die kotzende Hornisse mag noch leicht zu bezwingen sein, der Supercomputer-Boss macht mir allerdings schon schwer zu schaffen. SanctuaryRPG ist ein Hardcore-Rollenspiel für Genre-Fanatiker. Casual Gamer spielen Probe.
2 Kommentare zu “SanctuaryRPG: Der ASCII-Chefsalat”
Kommentare sind geschlossen.
HINTER DIR! EIN DREIZEILIGER AFFE!
irgendwie doof, ein ascii-game zu machen, das man dann nichtmal im browser zocken kann