Super Game Jam: Wie Spiele entstehen
Das erste Mal in Kontakt gekommen mit dem Doku-Film-Projekt Super Game Jam bin ich in einer Airbnb-Wohnung in Neukölln, die Touristen wohl echten Berlin-Flair vermitteln sollte. Hohe Decken, Dielen, ein kleiner Balkon raus auf die Nebenstraße. Der Jam war schon vorbei, nur eine Szene musste noch gedreht werden. Ich habe Bier getrunken, Nidhogg gespielt und über Spiele geredet, die Gamer blöd finden. Das Wesentliche, den Game Jam, habe ich an diesem Abend aber nicht gesehen.
Im Gegensatz zu Indie Game: The Movie versucht Super Game Jam gar nicht, den Entwicklungsprozess eines Spiels in möglichst gefällige, visuelle Metaphern zu kleiden. Niemand läuft am Strand herum und niemand hüpft in einen Pool oder trinkt alleine in einer Bar, um zu verdeutlichen, dass Bugfixing wirklich hart ist oder dass Marketing und Distribution furchtbar nerven. Innerhalb von 48 Stunden müssen zwei Menschen (darunter Stars wie Indie-Rap-Legende Doseone, McPixel Sos Sosowski und Dom) gemeinsam ein Spiel machen. Die Regisseure Daniel Carneiro und Bram Ruiter halten dann einfach drauf. Ein bisschen so wie ARTEs “Durch die Nacht mit”… nur besser mit Videospielen und (leider) nur einer einzigen Entwicklerin.
Als Nina und ich Daniel Carneiro gefragt haben, warum er diese Filmserie macht, sagte er, dass die meisten Leute nicht wissen, wie ein Spiel entsteht. Das wolle er ändern. Und in gewisser Weise klappt das. Zwar weiß ich nach dem Schauen nicht, wie ich Game Maker oder Unity bedienen soll, aber ich habe ein Verständnis dafür, wie es so ist, wenn tatsächlich Spiele entstehen. In der ersten Episode sitzen Richard Boesser (ibb & obb) und Jan Willem Nijman (Vlambeer) an einem kleinen Tisch vor ihren Laptops und coden, zeichnen, diskutieren. Wie soll das Level aussehen? Wie drücken wir das Thema des Spiels in Spielmechaniken aus? Warum funktioniert Split-Screen-Multiplayer nicht so wie es soll? Es ist banal und alltäglich, technisch und witzig und sehr, sehr nah. Indie Game: The Movie zeigt kreative Menschen, die über ihre Arbeit reden, Super Game Jam zeigt, wie kreative Menschen arbeiten.
Die erste Episode samt dem entstanden Spiel könnt ihr jetzt über Steam kaufen und ansehen. Die restlichen Episoden folgen im Monatstakt und werden automatisch in der Steam-App hinzugefügt.
10 Kommentare zu “Super Game Jam: Wie Spiele entstehen”
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Naja, also das (“dass die meisten Leute nicht wissen, wie ein Spiel entsteh”) war wohl früher so, heutzutage kann man sich vor Gamejams gar nicht mehr retten.
Das jetzt aber auch versucht wird Gamejams zu kommerzialisieren, finde ich sehr sehr schlecht. Dagegen!
Dass Gamejams dazu führen, dass jeder weiß, wie ein Spiel entsteht, glaube ich nicht.
Dass es jetzt mehr Gamejams gibt und dass sie vielen Interessierten helfen, einen Zugang zum Entwickeln zu bekommen: Absolut.
Dass sie kommerzialisiert werden sehe ich hier dagegen nicht. Kommerzialisiert ist für mich dieser gescheiterte Game Jam, der als Reality-TV-Sendung inszeniert werden sollte und wo Entwickler irgendwelche geskripteten Rollen performen sollten. Super Game Jam (das Dokumfilmprojekt) nimmt dagegen die Jam-Idee als Anlass um zu zeigen, was Entwickler so machen wenn sie Spiele machen. Das sehe ich nicht als problematisch an.
Dass das fertige Produkt (Film und Spiel) verkauft wird: Ja, das kann man als etwas sehen, was gegen die Jam-Idee geht (frei, offen). Aber…ein Doku-Film ist kein Gamejam, sondern ein Film und ich glaube da gelten andere Regeln.
Oder? Verpass ich da irgendwas?
Super Game Jam Episode 1 interview with filmmaker Bram Ruiter
http://indiegames.com/2014/05/super_game_jam_interview.html
“Niemand läuft am Strand herum und niemand hüpft in einen Pool oder trinkt alleine in einer Bar, um zu verdeutlichen, dass Bugfixing wirklich hart ist oder dass Marketing und Distribution furchtbar nerven”
-- Sie gehen sogar zusammen Einkaufen!!1
In welchem Format bekommt man denn dann die Videos?
Die Filme werden aus der Steam-App heraus gestartet, landen aber auch als DRM-freie mp4 im Steam-Ordner auf der Festplatte. Den Soundtrack von u.a. Doseone gibt’s übrigens auch dazu.
Funzt das zufaellig auch ueber die Steam App auf Android?
OK, wollte nur wissen, ob man auch eine Datei bekommt und nicht nur Stream in Steam, weil ich nie auf die Idee kommen würde, Filme in Steam zu schauen. Dann kann ich die Dateien ja mit meinem DVD-Player schauen. :)
Bin gespannt auf die nächsten Episoden.
Ich würde mir wünschen, dass zumindest ansatzweise auf die verwendeten Techniken/Programme/Sprachen eingegangen werden würde. Und wer im Team welche Aufgaben übernimmt. Mir kam es (überspitzt) so vor, als ob Nijman wie verrückt programmiert hätte (in GameMaker?) während Boeser “nur” Grafiken (in Photoshop?) bastelten würde.