The Lost Levels: 09/2013
Werte irritierte Zielgruppe: Es folgt eine Aufklärungsnachricht zum August 2013. Neben der großen Gamescom-Ziegenschlachtmesse eröffnete auch das Ludum Dare zum 27. Mal das digitale Spieleopferfest. Als alter Ludologieschamane entschloss ich mich dazu, mit Voodoopriester Fabu die Rollen zu tauschen. So verschwand ich also ins finstere Dunkel und lenkte fortan heimlich das Superlevel-Geschehen. Ich ließ Gastsklaven heranliefern, um über meine Lieblingsthemen Sexismus, Gewaltorgien und Hass zu schreiben. Allerdings bemerkten zwei Stammesangehörige den Verlauf meines raffinierten, wahnsinnigen Plans — namentlich Nina und Benjamin. Während ich Nina noch in das literarische Exil verbannen konnte, flüchtete Ben nach Hause. Aber genug meiner Fieberwahnträume: Auch diesen Monat sahen wir uns dazu gezwungen, einige Spiele-Perlen nicht ins Visier nehmen zu können. Aber keine Bange, die Rettung ist nahe: Willkommen bei der September-Ausgabe von The Lost Levels.
Ittle Dew (PC/Mac)
Sebastian Es ist knuffig, es ist bunt, es ist niedlich: Es ist das puzzle-lastige Adventure Ittle Dew. Die titelgebende Schätzefanatikerin muss sich dabei durch eine Arie von Schalter-und-Plattform-Logikrätseln durchkämpfen, wobei das beliebte Spielelement der Blockverschieberei auch seinen Platz findet. Das mag alles nicht besonders kreativ wirken, aber dabei legt das Spiel seinen Fokus auch auf eine ganz andere Schiene: Exzessive Speedrunning-Motivation durch geschickten Einsatz von Spezialgegenständen. Damit dürfte die Fraktion der kompetitiv vernarrten PuzzleliebhaberInnen wunderbar beschenkt werden. Aber Achtung: Schon der Trailer löste bei mir eine grafik-bedingte Diabetes aus.
Savant – Ascent (PC)
Sebastian Der Kern des grandiosen Retro-Arcade-Spiels Savant – Ascent liegt in der wohl vorstellbar simpelsten Spielemechanik aller Zeiten: Schießen und Ausweichen. Allerdings entzückten mich Grafikstil und Soundtrack dermaßen, dass ich mich ein klein wenig verliebt haben könnte. In tollkühnen Magiekugelabfeuerungs-Orgien und zu knackigen Beats bahnt sich der stilecht lilafarbene Protagonist seinen Weg zum Ausgang eines finsteren Turms. Wer also gerade zwei zerknüllte Dollar-Scheine in der eigenen Jackentasche findet, sollte unbedingt zugreifen oder diesen ludischen Charmebolzen wenigstens bei Steam Greenlight mit einem kleinen Klick unterstützen.
King Arthur’s Gold (PC/Mac/Linux)
Sebastian Multiplayer-Online-Modi — also ich persönlich hasse sie ja über alle Maßen. Dieses ewige Rumgeballere, die “LAWLN00BFAG”-Kultur, diese sinnlose Gewa… Warte. Was? Mittelalter? Katapulte? Wurfgeschütze? Bisonzähmung? Ritter? Schwertduelle? Pixelschlösser? Explosive Fässer? Riesige Flammenmeere? Kampfschiffe? Haie? Ein großes Fallensortiment? Das alles auch noch garniert mit Wilhelmsschreien und Minecraft-Ästhetik? Als ein Spiel namens King Arthur’s Gold mit bereits über 24.000 SpielerInnen? Äh… Vergesst, was ich anfangs gesagt habe. Alles wieder gut.
Love Hotel (PC/Mac/Linux)
Sebastian “Love is all you need!”, sangen schon die Beatles – warum also nicht gleich selbst für das uferlose Ausleben der Liebe und Triebe sorgen? In diesem Bordellsimulator auf einem zweckdienlichen Gebäude zur sexuellen Befriedigung bezugnehmenden Spielchen namens Love Hotel darf diesem Anliegen gefröhnt werden. Abstruse Wünsche (ich sage nur: Chocolate Mustache) wollen befriedigt werden, das Personal soll dabei trainiert als auch diskret sein und die Räumlichkeiten pervers anziehend gesstaltet. Wer also Lust auf digitales Stelldichein-Management-Zeitvertreib hat, dem oder der sei das (übrigens kostenlose) Debütspiel von 3 Silly Hats wärmstens empfohlen. Pixelgeilheit, ahoi!
DuckTales Remastered (PC)
Jagoda Die Neuauflage eines NES-Klassikers hat schon per Definition ein schweres Los: Die Nostalgiker werden vermutlich eine kleine Träne der Wehmut verdrücken, da sich das Gefühl, mit schwitzigen Händen vor der Konsole zu hocken und ein vom Taschengeld abgespartes Modul eingelegt zu haben, nie wieder reproduzieren lässt. SpielerInnen hingegen, die zum ersten Mal damit in Kontakt treten, werden sich zwangsläufig fragen müssen, was zum Teufel eigentlich das Besondere daran ist, in Anbetracht dessen, dass ca. 1.300.000 andere Plattformer nebenan warten? Wem also das kleine “Ducktales – Woo-oo!” keinen Ohrwurm einbringt, dem wird der klassische Plattformer mit unpräziser Steuerung auch kein breites Grinsen entlocken können. Alle Anderen spielen Probe dürfen in DuckTales Remastered endlich in Dagoberts Geldspeicher baden gehen.
Megabyte Punch (PC/Mac/Linux)
Sebastian Warum sollte man mühselig einen Roboter zusammenschrauben, wenn man auch einfach andere in der Luft zerreißen, ihre mechanischen Eingeweide einschließlich ihrer Fähigkeiten sich aneignen und so zum Metallüberwesen werden kann? Das jedenfalls ließe sich als der Leitfaden von Megabyte Punch paraphrasieren. Zu motivierenden Elektroklängen stürzt man sich — wahlweise auch im Singleplayer-, Multiplayer- oder auch Co-Op-Modus — in wilde Maschinenrangeleien, um den eigenen Charakter zu perfektionieren. Quasi ein metallener Falcon Punch mitten in die fiese Robotervisage!
Hammerwatch (PC/Mac/Linux)
Sebastian Erst vor kurzem schaffte es Hammerwatch über das grüne Steam-Licht mitten in die Topseller-Liste und Herzen vieler actionfreudiger SpielerInnen. Invasionen aggressiver Augäpfel, Skelettkrieger, Riesenmaden und ähnlich freundlichen Gestalten gehören bei diesem Titel genauso zur Tagesordnung wie knackige Rätsel, hinterhältige Fallen sowie magischen Angriffswellen. Ein ausgeprägtes Reaktionsvermögen sowie geschickte Charakterwahl und -entwicklung können einen positiv verlaufenden Spielverlauf begünstigen — der Spielspaß aber dürfte in jedem Fall aufkommen. Neben kurzzeitigen Panikreaktionen seitens der SpielerInnen bietet Hammerwatch verschiedene Schwierigkeitsstufen, einen Multiplayer sowie -Co-Op-Modus und einen Level-Editor. Wem da nicht das Herzchen aus den Rippen hüpft, hat wohl keines.
Die hier aufgeführten Spiele sollten ursprünglich in einzelnen Artikeln besprochen werden, doch leider kam es aus Zeitgründen nicht dazu. In der monatlichen Serie The Lost Levels präsentieren wir diesen ‘Überschuss’ in Kurzform, damit die geleistete Vorarbeit nicht umsonst war. Außerdem wäre es schade, euch die geplanten Themen gänzlich vorzuenthalten.
Ein Kommentar zu “The Lost Levels: 09/2013”
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Ittle Dew hatte ich kurz angespielt. Fand’s nett, aber mehr irgendwie auch nicht. Hammerwatch sieht stark aus.