Klötzchen, streck dich: S

S

Als Kasimir Malewitsch 1913 sein schwarzes Quadrat malte, strebte er nicht weniger als die Befreiung der Kunst von der Gegenständlichkeit an. Und zugleich den Ausdruck von Empfindungen, die sich in dieser geometrischen Form manifestieren sollten, in der Abgrenzung zum Nichts der weißen Leinwand.

In Jóhannes G. Þorsteinssons und Kyle Halladays S wird die blanke Fläche nun zum Raum, in dem sich abstrakte Felsformationen nur durch Schatten abzeichnen, in der das Wasser als einzige organische Komponente in einer kargen Landschaft Leben allenfalls andeutet, und das Quadrat zu meiner einzigen Interaktionsmöglichkeit. Mit einem Druck auf die linke Maustaste kann ich es aus dem Nichts erschaffen und allmählich wachsen lassen, mit der zeitgleichen Betätigung der rechten Maustaste werfen. Durch die geschickte Platzierung der nun greifbaren Form auf Podesten können Portale aktiviert werden, die bisher unerforschte Gebiete zugänglich machen. Begleitet wird jede dieser Handlungen von einer dezenten, gleichsam abstrakten Geräuschkulisse. So spendet der treue Begleiter doppelten Trost, wenn sich endlich Fortschritt abzeichnet.

Späterhin gerät das symbolträchtige Gebilde aber vor allem zum Ausdruck meiner Aggression. Nach einem erfolgreichen ersten Durchlauf an dessen Wiederholung scheiternd, schieße ich irgendwann nur noch frustriert mit schwarzen Würfeln um mich, fülle gelangweilt die gesamte Umgebung mit ihnen, befülle die Leere, um mich darin nicht mehr derart verloren zu fühlen. Das schwarze Quadrat als Lebenszeichen, es genügt mir einfach nicht. Oder, wie es Malewitschs Kritiker zu formulieren wussten:

„Alles, was wir geliebt haben, ist verloren gegangen: Wir sind in einer Wüste … Vor uns steht ein schwarzes Quadrat auf weißem Grund!“