Lakeview Cabin
Spiele mit offenen Welten faszinieren uns. Fernab von vorprogrammierten Wegen regen sie uns dazu an, unsere eigenen Geschichten zu spielen. Wir erleben was wir wollen, nicht wozu uns ein Spieldesigner treiben will. Wie beeindruckend ein solches Spielerlebnis sein kann, habe ich gerade in Lakeview Cabin erlebt. Als nackter Einsiedler bin ich durch eine idyllische Insellandschaft gelaufen, während ich mich im Alkoholrausch beständig auf meine Umgebung erbrach, nur um kurze Zeit später einen schrecklichen Unfall mit einer Bärenfalle zu haben und dann von einem Schwarm Bienen durch die Nacht verfolgt zu werden. Schließlich wurde ich von einer aufgedunsenen Wasserleiche ermordet – und war danach doch ein bisschen schlauer.
Entwickler Roope „Hypnohustler” Tamminen (Hallucivian, Barbarium) liefert mit Lakeview Cabin seine ganz eigene Interpretation einer offenen Spielwelt. Ich fühle mich darin weniger durch besonders viele Freiheiten gesegnet, als vielmehr einer permanenten Todesgefahr ausgesetzt. Im Weg steht mir dabei vor allem die Tollpatschigkeit der Spielfigur und natürlich meine eigenen dummen Ideen. Schon mal mit einer Axt auf einen Bienenstock eingeschlagen? Kaum eine Handlung führt nicht zu irgendeiner absurden Verletzungsart oder einer blutig-humorvollen Veränderung des bärtigen Protagonisten. Bärenfalle im Gesicht? Macht ja nichts.
Denn bei Lakeview Cabin kommt es eigentlich nur darauf an, zu lernen. Wer weiß, wie sich die zunächst so harmlos wirkenden Gefahren der Insel umgehen lassen, ahnt bald, dass es auch einen Weg geben muss, nicht selbst als Wasserleiche zu enden. Ob das reizvoll ist, muss allerdings jeder selbst entscheiden. Ich persönlich frage mich ja, ob ich betrunken mit dem Rasenmäher fahren kann. Und was passiert wohl, wenn ich den Eimer mit Wasser fülle und ihn über den Dieselgenerator kippe?