Liitmeis: The Sound of Silence

Liitmeis

Macht ein Baum, der im Wald umfällt, auch dann ein Geräusch, wenn ihn niemand hört? Wo ist der Wind, wenn er nicht weht? Und wie klingt eine einzelne Hand, die klatscht? Ich war in meiner Schulzeit kein Kind, das gerne frühreif die Poesiealben seiner Banknachbarinnen mit schlauen Sprüchen befüllt hat – wäre ich eines gewesen, hätte ich solche Phrasen aber garantiert so gut wie immer geschrieben. Leider interessieren mich die Hintergründe zu derlei küchenphilosophischem Gesülz bis heute nicht. Stattdessen frage ich mich, wie Entwickler Mihkel Trei mit Liitmeis ein Spiel programmieren konnte, in dem Dynamitstangen keine Geräusche machen.

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Liitmeis ist eine Art Roguelike-Bomberman, bei dem ich ein Strichmännchen durch monsterbefüllte Höhlen bewege, stets auf der Suche nach dem Ausgang. Den Weg muss ich mir dabei mittels Dynamit selbst freisprengen. Glückauf! Vom Geld, das ich unterwegs finde, kann ich typische Bomberman-Upgrades kaufen: einen höheren Sprengradius oder die Fähigkeit, mehr als eine Dynamitstange gleichzeitig zu legen. Bei den zahlreichen unterschiedlichen Monstern, die ich unterwegs aus ihrem steinernen Gefängnis befreie, kommt schnell Hektik auf, gepaart mit der Angst vor den eigenen Bomben. Ein rundes Konzept eigentlich, wären da nicht die fehlenden Soundeffekte.

Außer ein paar äußerst generischer Musikstücke höre ich nämlich überhaupt nichts. Vielleicht wäre das bei einem Spiel, das explodierendes Dynamit nicht in den Mittelpunkt stellt, weniger dramatisch – bei Liitmeis trägt es allerdings dazu bei, das durch seine rudimentäre Strichmännchengrafik ohnehin schon minimalistisch wirkende Spiel auch noch unfertig wirken zu lassen. Ein wenig mehr Entwicklungszeit hätte da sicher gut getan – zumal das fertige Produkt aktuell zehn Dollar kostet. In meiner Verzweiflung gehe ich schließlich dazu über, selbst eine Soundkulisse zu verbalisieren: Krach! Bumm! Knall! Kawumm! Peng! Es ist einfach nicht dasselbe …