Liebe ist bunt und aufregend, gefährlich und voller Laser. Dieses Spiel auch.
Oh Graus! Unsere Supermaschine, die aus Liebe Energie erzeugt und alle Planeten mit ebendieser versorgte, ist explodiert, und die Mächte der Anti-Liebe haben all unsere plüschigen anthropomorphen Tierbuddies gefangengenommen! Aber zum Glück haben wir Gumdrop, das mit seinen acht Wesen Besatzung das stärkste Kampfschiff der gesamten Galaxie darstellt. Dummerweise haben sechs davon heute hitzefrei und so liegt es an den übrigen zwei Crewmitgliedern (bzw. einem und seinem Haustier, wenn man keinen Couchcooppartner auftreiben kann), das Ganze wieder zu richten.
Anstatt das Raumschiff direkt mit dem Controller zu steuern, hastet und springt euer Pilot durchs Schiff an eine der verschiedenen Stationen: Zur Ausstattung der Gumdrop gehören vier Geschütze, ein Schild, der Antrieb, eine Superwaffe sowie die Übersichtskarte. Während die letzten beiden durch bloßen Knopfdruck aktiviert werden, steuern sich die ersten drei ungewöhnlich schwergängig: Anstatt wie beispielsweise in einem Twinstickshooter direkt deinen Eingaben zu folgen, bewegen sie sich stetig in die Richtung, in die du den Analogstick drückst. Hat man das erstmal verstanden, ergibt die anfangs schwammig anmutende Steuerung schnell Sinn. Lovers in a Dangerous Spacetime ist kein Spiel, bei dem schnelle Reaktionen das A und O sind.
Nun mag der fantastische Titel, die bunte Grafik und die glücksbärchige Hintergrundstory euch den Eindruck verschaffen, dass wir es hier mit einem unbeschwerten Happinessride zu tun haben, aber shit’s hard, yo. Die generierten Level sind pickepackevoll mit vielerlei Gegnern, Minen, Selbstschussanlagen, Asteroiden und eigentlich friedlichem Gesteinsgedöns (Planeten und so), welches dennoch unser Schiff erheblich beschädigen kann, wenn man im Eifer des Gefechts dagegenfliegt.
Und selbiger Gefechtseifer tritt dann oft auch häufiger ein, als einem lieb ist. Vor allem, wenn man ich ist. Vorsichtigeren Naturen mag es gelingen, sich behutsam von Feindkontakt zu Feindkontakt zu hangeln, alle Gefahrenquellen zu eliminieren, bevor sie ihnen schaden können und für einen Level 40 Minuten zu brauchen. Aber das ist nicht der SpielerDrei-Way.
(Der SpielerDrei-Way ist es, wiederholt zu sterben und so wesentlich länger als die erwähnten 40 Minuten in der selben Stage zu verbringen.)
Gleich Codo düsen wir im Sauseschritt durch die Galaxien, immer auf der Suche nach gefangenen Tier-Freunden, Minimap und Lebensbalken stets im Auge. 11Freunde Zehn Freunde sind pro Level gefangen, aber fünf Gerettete reichen aus, um ihn erfolgreich zu beenden. Doch sind die freispielbaren Schiffsupgrades an die Anzahl geretteter Freunde gebunden, weshalb man sich doch öfter dabei ertappt, vielleicht doch noch ein paar mehr als nötig mitzunehmen, nur um beim Versuch elendig zu scheitern. So ist’s, das Raumfahrerleben!
Das Schlimmste ist, dass man nicht mal dem Spiel, beziehungsweise der zufälligen Levelgenerierung, die Schuld fürs Scheitern geben kann, denn so gemein manche Bombenplatzierung oder Feindflottenüberfälle auch wirken mögen – vorrausschauend und vorsichtig wäre jede Situation zu meistern gewesen.
Außer mannigfaltiger Möglichkeiten zu sterben finden sich in und zwischen den Leveln Kristalle, mit denen man das eigene Schiff pimpen kann. So wird aus dem Schild mit Metallkristall ein Rammbock oder aus dem Schnellfeuergeschütz mit Strahlenkristall ein Laser. Schaltet man im Laufe des Spiels die weiteren Schiffe sowie die Fähigkeit frei, Stationen doppelt zu sockeln, ergeben sich daraus, wenn ich mich nicht verrechnet habe, 21 Millionen verschiedene Schiffsvariationen. Und hätte LIADS den gleichen Marketingtypen wie Borderlands, ständ das auch so in der Featureliste.
So geschickt das KI-Haustier auch Geschütze und Schilde bedient, spielt sich Lovers in a Dangerous Spacetime doch deutlich abwechslungsreicher und flüssiger mit einem menschlichen Mitspieler. Den kannst du zwar nicht per Knopfdruck direkt an die benötigte Station beordern, aber der weigert sich im Gegensatz zum Tierchen wenigstens nicht strikt, die Steuerung des Schiffes zu übernehmen (YCoop-PartnerMV). Allein auf der Couch hockst du entweder stets am Antrieb oder bollerst im Stop’n’Go durch die Galaxis, bei jedem Feindkontakt still im Raum verharrend, während du dich ums Überleben kümmerst.
Zu zweit jedoch fand zumindest in meiner Erfahrung ein reger Stellungswechsel statt, und auch die vom Spiel geforderten Fähigkeiten änderten sich. Braucht man im Solospiel eine schnelle Auffassungsgabe, gute Reaktionen und eine gesunde Risikoeinschätzung, sind die wichtigsten Eigenschaften im Couch-Coop gute Ausreden und ein totaler Mangel an Schuldbewusstsein. Es ist erstaunlich, wieviele kreative Ausreden mein Hirn in Sekundenschnelle formulieren kann, wieso ich am Geschütz statt am Schild saß, als wir in die Selbstschussanlagen fuhren.
LIADS ist kein langes Spiel – vier Welten mit je fünf Stages, davon stets eine reserviert für den jeweiligen Endgegner. Aber da die Stages bei jedem erneuten Versuch anders aussehen und jede ein Element hat, das sie von den anderen unterscheidet, geht das klar. Ich mag, dass die Entwickler von Asteroid Base ihre offensichtliche Liebe zu Weltraumstuff ins Leveldesign steckten, und sie dennoch dem Spielspaß unterordneten: So gondele ich zwischen weißen Riesen, Sonneneruptionen und Wasserplaneten umher, ohne dass mein Raumschiff ewig in Schubrichtung weitertreibt oder ich ob der Gravitation auf den nächstbesten Planeten stürze. Mag nicht realistisch sein, spielt sich aber so viel angenehmer.
Lovers in a Dangerous Spacetime ist vielleicht der zweitgrößte Spaß, den man im Brennpunkt der Thematiken Couch und Liebe haben kann. Und im Gegensatz zum größten Spaß wird man hierbei nicht verurteilt, wenn man es in Ermangelung eines Partners mit der Katze vollführt.