#Notifications: Social Shitstorm Warriors

#Notifications

Mandy Capristo ist 25 Jahre alt und erlangte kurzzeitig Berühmtheit, als sie von einer erlauchten Jury um Detlef Soost in die Popstars-Kapelle Monrose hineingecastet wurde. Wie die Bunte vor zwei Tagen in ihrer Online-Ausgabe informierte, wurde Mandy nun Opfer eines „fiesen Shitstorms auf Facebook“. Der Grund: Ihr Outfit! „Die Hose und die Stiefel bitte einmal in die Tonne, geht gar nicht!“, hieß es da laut der Illustrierten mit den vielen Hochglanzbildern. „Arme Mandy!“, schreibt die daraufhin, verdrängend, dass ein Shitstorm durchaus andere Qualitäten annehmen kann als ein paar nicht ganz nette Kommentare über Klamotten bei Facebook. Menschen, die sich mit Videospielen beschäftigen, wissen das, denn sie gehören häufig wahlweise zur Opfer- oder zur Tätergruppe.

Entwickler Cameron Baker versucht mit seinem Spiel #Notifications zu zeigen, wie leicht auf einer nicht ganz fiktiven Plattform namens Twiddler ein solcher Shitstorm entstehen kann. Der Spieler durchlebt den Tag einer Twiddler-Nutzerin, die in jeder Situation Nachrichten in den Social-Media-Äther jagt – im Bett, Bus, bei der Arbeit oder beim abendlichen Entspannen auf der Couch. So lange es sich dabei um harmlose Allgemeinplätze handelt, bekommt sie überhaupt keine Antwort. Wird es jedoch nur geringfügig kontrovers, bricht ein Sturm aus Hass, Beleidigungen und Todesdrohungen los, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Die Gewöhnung an Twiddler hat ein Maß erreicht, dass es der Protagonistin unmöglich macht, einfach nicht mehr zu antworten. Die Avatare auf Twiddler wirken im Spiel realer als die Personen im Bus, Arbeitsplatz, Wohnzimmer und Bett stellt der Entwickler komplett austauschbar dar, detailreich präsentiert wird lediglich der Bildschirm des Smartphones mit der Twiddler-App.

#Notifications

Baker will mit #Notifications aber mitnichten die kulturpessimistische Aussage treffen, dass soziale Medien generell furchtbar sind. Es geht ihm eher darum, die Dynamik zu zeigen, die Interaktionen in Medien wie Twitter aufnehmen können – aufgrund von Nichtigkeiten wie einer Aussage zur Eheschließung homosexueller Paare wird die Hauptfigur des Spiels tagelang mit Drohungen überschüttet. Dieses Szenario ist von der Realität nicht weit weg. So erklärte Electronic Arts vor kurzem, dass sein Fußballspiel FIFA 16 nun erstmals auch Frauenfußball enthalten werde. Hier einige Tweets: