Random Encounters: Cute Demon Crashers

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Wenn die These vom Spiel als Männerdomäne jemals greift, dann wohl im Hinblick auf erotische Dating-Sims. Junge Männer initiieren anregende Intermezzi mit ihren besten Freundinnen, Mitschülerinnen, mit Lehrerinnen, Cousinen, Müttern und Töchtern, Aliens, Androiden, Rittersfrauen, sexy Vampirnonnen und gelegentlich deren gesamter Sippschaft. Frauen indes warten meist verschämt dreinblickend in Schulbibliotheken auf Schwarm oder Tentakelmonster, um anschließend keine prägnantere Rolle denn jene als Leinwand für expressionistische Spermamalerei zu bekleiden.

Dezidierte Sexspiele für Frauen gibt es so gut wie keine. Die auf eine weibliche Zielgruppe zugeschnittenen Otome-Spiele rücken zwar entsprechende Identifikationsfiguren in den Vordergrund, zugleich jedoch fast immer subtil-romantische Szenarien, in denen dem Geschlechtsverkehr keine signifikante Rolle zukommt. Für viele Spielerinnen ist das enorm frustrierend, finden sie sich doch in angerendem Material fast immer nur als Objekte der Begierde, nicht als handelnde Subjekte wieder.

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Cute Demon Crashers kehrt gleich mehrere dieser Grundsätze um: Im Zentrum des Spiels steht eine junge Studentin namens Claire, die als einzige aus dem gesamten Freundes- und Familienkreis während der Frühjahrsferien zu Hause geblieben ist und Trübsal bläst. Denn während ihre Freundinnen den kollektiven Chat als Liveticker für ihr Beziehungsglück zweckentfremden, muss sie sich mit der Gesellschaft ihrer rechten Hand begnügen. Bis urplötzlich eine Gruppe halbnackter Dämonen vor ihrem Bett steht, die der sehr verdutzten Hauptdarstellerin Sex anbietet.

Überraschend ist allerdings nicht die fiese Groschenromanprämisse, sondern alles darauf aufbauende. Die sich als Succubi und Incubi vorstellenden Eindringlinge nämlich erweisen sich schnell als peinlich berührt ob ihrer unbeabsichtigten Aufdringlichkeit und versuchen, den faux-pas wieder auszubügeln. Nachfolgend leisten sie der vereinsamten Claire Gesellschaft, bekochen sie, umgarnen sie und machen derweil immer wieder deutlich, dass der Sex keinesfalls verpflichtend ist. Obschon als Erotikspiel konzipiert, kann Cute Demon Crashers deshalb ohne sexuelle Kontakte enden, bietet eine Zensuroption und die Möglichkeit, den Geschlechtsakt jederzeit abzubrechen. Ohne negative Konsequenzen.

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Konsens ist das große Thema dieses Spiels, und damit sticht es aus der Fülle von Hentai-Spielen wie auch westlichen Pornotiteln heraus, in denen Einvernehmlichkeit oft nicht thematisiert oder gar bewusst übergangen wird. Der quirlige Dämonentrupp ist immerzu darauf bedacht, Rücksicht auf die Bedürfnisse aller Beteiligten zu nehmen, vergewissert sich daher wiederholt ihres Einverständnisses – ob beim Mittagessen oder Cunnilingus. Letzteres ist umso wichtiger, weil Claire sexuell unerfahren und entsprechend unsicher ist. Im Gegensatz zum durchschnittlichen Dating-Sim-Protagonisten legt sie keinen Wert darauf, ihre Jungfräulichkeit möglichst schnell zu verlieren, sondern setzt auf Intimität und Vertrauen.

Bedingt durch das überschaubare Maß an Zeit und Ressourcen, die in das Spiel geflossen sind, bleibt eine umfassende Charakterentwicklung und Annäherung zwar aus, durch die Dialoge und darin verstreute Informationen zu den einzelnen Figuren gewinnen diese jedoch schnell an Farbe. Auch der Sex, sollte man sich am Ende dafür entscheiden, wirkt keineswegs hastig herbeigeführt, sondern erlaubt den beiden Beteiligten, sich langsam aneinander heranzutasten und den Spieler_innen, durch einige Entscheidungen Einfluss auf diesen Prozess zu nehmen.

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Nun mag gerade dieses zaghafte und zögerliche Vorgehen nicht jede_n Ansprechen, ebenso wie die quietschbunte Aufmachung dieser Dating-Sim, deren Entwickler_innen nicht grundlos mit Pseudonymen wie Pudding Fluff und Honey Bun auftreten. Cute Demon Crashers verdient in nahezu jeder Hinsicht das Etikett „Vanilla“: Alles hier ist süß, nett, liebevoll und bildet damit einen harten Kontrast zu der im Sexspiel prävalenten erotisch inszenierten Gewalt.

Erfreulicherweise. Denn wie die Reaktionen auf seine Veröffentlichung zeigten, mangelt es an solchen Darstellungen eklatant. Einige sexuell unerfahrene Menschen dankten dem Entwicklerteam sogar explizit dafür, ein ihrer Lebenswirklichkeit ähnliches Szenario entwickelt zu haben, in dem sie sich sicher fühlen und langsam an das Thema herantasten konnten. Dass ein solcher Zugang nun auch explizit Frauen ermöglicht wird, ist ein Novum. Und hoffentlich der Beginn einer kleinen, sexuellen Revolution im Medium.