Random Encounters: QuikDate

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“Nach vielen Mails hin und her und wenigen Telefonaten trafen wir uns im April 2014 morgens um 6.oo Uhr zum Photoshooting im Moor. Als wir uns sahen, war es bei beiden Sympathie auf den ersten Blick.” Wunderschöne Erfolgsgeschichten wie diese liest man auf allen einschlägigen Dating-Seiten, schließlich sind die scheinbar überwältigend positiven Erfahrungen ihrer Mitglieder die perfekte Werbung. Warum sollte man noch zögern, wenn die große Lieb Sympathie doch offenkundig nur einen Klick entfernt ist?

Dass die Erfolgsquote oft längst nicht so hoch ausfällt, wie allerorten behauptet, thematisiert Dan Whiteman alias Giant Evil Robot in seinem Datingdienst-Simulator QuikDate. Unterlegt mit exquisiter Fahrstuhlmusik, bittet das Programm nach dem Start prompt um seltsam beliebig anmutende Informationen, die neben dem gemeinhin abgefragten Geschlecht auch Angaben zur Religionszugehörigkeit und genau eine persönliche Vorliebe einschließen. Vernachlässigenswerte Details wie Aussehen und Einkommen generiert das Spiel anschließend selbst.

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Als Zufallsprodukt in die per Knopfdruck zu steuernde Dating-App entlassen, verteilt man denn fleißig Herzen und Nachrichten an potenzielle Liebschaften, nur um immer und immer wieder niederschmetternd abgewiesen zu werden. Mal ist es die Konfession, die dem Gegenüber nicht behagt, und dann wieder die offenbar verachtenswerte Passion für Autos, Kunst, Wissenschaft, Film, Musik und Literatur, Sport oder Natur. Kurz: Ganz gleich, mit welchem Schwerpunkt man sich präsentiert und wie der generierte Körper aussieht, begegnet man nichts als Chancenlosigkeit.

Erfreulich ist – und ich hätte nie erwartet, so etwas jemals zu schreiben – die dem Spiel eigene Diskriminierungsvielfalt. Die schlanke, jüdische Aborigine-Transfrau und den weißen, pummeligen Automechaniker eint nicht viel, wohl aber die offene Ablehnung, die ihnen entgegenschlägt. Durch deren Unabwendbarkeit wird überdeutlich, welche Willkür diesem Bewertungsprozess zugrunde liegt. Da sämtliche Reaktionen, basierend auf den wenigen personenbezogenen Angaben im eigenen Profil, ebenfalls zufallsgeneriert werden, erscheinen sie zwar gelegentlich arg konstruiert – ins Herz treffen sie aber dennoch, und das nicht im erhofften Sinne.

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Schlimmer als das gehässige Gelächter und die bedingt freundliche Empfehlung, eine Photoshop-Lizenz zu erwerben, sind nur die gelegentlichen Systemeinblendungen. 90% der Nutzer_innen würden sich innerhalb der ersten 15 Matches eine Verabredung sichern können, heißt es da, während ich immer noch wegen meiner Vorliebe für frische Luft verspottet werde und mir allmählich dräut, dass aus dem heißen Date wohl vorerst nichts wird.

QuikDate ist ein sehr kleines Projekt, dessen Inhalt sich dementsprechend nach kurzer Zeit wiederholt und das im Hinblick auf seine grafische Gestaltung eher unausgereift wirkt. Als gehässiger Kommentar auf die “Dating-Kultur” trifft es indes ins Ziel und wird jedem aushelfen können, der sich unter der Last des eigenen Egos erdrückt fühlt. Denn das verpufft ebenso wie der Traum von der Romanze auf sumpfigem Terrain.