Risk of Rain
Eigentlich war ich nie besonders masochistisch veranlagt. Wenn man sich jedoch häufiger mit dieser speziellen Art von Indiespielen in der letzten Zeit beschäftigt hat, kommt man um die Entwicklung einer gewissen autoaggressiven Ader nicht mehr wirklich umhin.
Wie die bekannteren Vertreter des Genres, also etwa Don’t Starve, Spelunky oder Rogue Legacy, basiert nun auch das erfolgreich kickgestartete und grün leuchtende Risk of Rain auf der aktuell megatrendigen Mischung aus zufällig generierter Spielwelt und Dauersterben. Eine sonderbare Mischung der Selbstquälerei, die auch hier eine martervolle Faszination entfachen kann.
Nachdem ein Transportraumschiff mit brisanter Ladung abgeschossen wurde, findet man sich als alleiniger Überlebender auf der Oberfläche eines geheimnisvollen Planeten wieder. Fortan gilt es auf alles zu schießen, was sich bewegt, neue Ausrüstung zu bergen und auf der ständigen Suche nach dem nächsten Teleporter den mysteriösen Umständen des Überfalls auf die Schliche zu kommen. Knifflig ist das Vorankommen insbesondere durch die Balancefindung zwischen dem Aufleveln des eigenen Charakters und dem mit zunehmender Zeit immer kniffliger werdenden Gegnern. Nimmt man sich zu wenig Zeit zur Verbesserung der Eigenschaften und für die Suche nach brauchbaren Gegenständen, stirbt man. Nimmt man sich zu viel Zeit dafür, stirbt man auch. Man stirbt. Die Frage ist meist einfach nur wann.
Damit sich nicht jede gespielte Runde am Ende ganz verloren anfühlt, kann man durch besondere Leistungen neue Charakterklassen, Monster- und Gegenstandsinformationen, aber leider keinen vereinfachten Zugang zum Multiplayermodus freischalten. Dieser klingt zwar vielversprechend und es sieht in den Videos auch total spaßig aus, wie sich bis zu vier Spieler zusammen durch die Gegnerhorden ballern, dessen technischer Unterbau stammt jedoch leider aus einer Zeit, in der 3dfx-Grafikkarten noch als das Nonplusultra für Gamer-PCs galten. Natürlich kann man nicht von jedem kleinen Indieentwickler verlangen, dass er für seine sehr überschaubare Spielergemeinde Multiplayerserver bereitstellt, aber einen in die 90er Jahre zurückzuwerfen und IP-Adressentausch und Portfreigaben vorauszusetzen, legt einer unkomplizierten Mehrspielerpartie längst vergessene Steine in den Weg.
Diese und andere technische Unzulänglichkeiten trüben ein wenig die Freude am Spiel, aber wer so viel Spaß am Sterben hat, wird sich wohl kaum von kleineren Programmierfehlerchen abschrecken lassen. Wer also bereits eine Leidenschaft für das Ableben seiner Pixelfiguren hegt, sollte ruhig ein tränenfeuchtes Auge auf Risk of Rain werfen. Vielleicht auch einfach nur, um die eigenen Kenntnisse im Bereich der Netzwerkadministration zu vertiefen.