Rose & Camellia
Na, wie oft hat euch heute schon der Impuls ergriffen, euren Mitmenschen über eure Internetleitung ins Gesicht zu klatschen? Mir fallen da spontan etliche Händflächenziele ein: Langweilige Let’s-Player, habgierige Chefredakteure, meine Twitter-Follower, adelige Damen, die mir nicht den nötigen Respekt erweisen wollen… Äh, Verzeihung. Letzteres bezieht sich natürlich Rose & Camellia, mein neues Lieblings-Ohrfeigenspiel.
Reiko hat in eine adelige Familie eingeheiratet, doch ihr Ehemann Siyunsuke starb kurz nach der Hochzeit. Weil die Damen des Hauses dem unwürdigen Fußvolk nicht den nötigen Respekt erweisen, muss sich Reiko nun für ihre Ehre einsetzen – was wäre da wirksamer, als ein paar saftige Schellen zu verteilen?
Rose & Camellia ist knallharter rundenbasierter Zweikampf, der etwas Geschick und Reaktionsfähigkeit erfordert. Jeder Zug hat ein Zeitlimit, in dem der “Attack”-Button geklickt und der Cursor von rechts nach links übers zarte Gesicht der Gegnerin geschleudert werden muss. Je schneller und präziser, desto lauter klatscht es – und desto mehr kann nachgelegt werden. Die Verteidigungsphase läuft genau umgekehrt: “Evasion” klicken, den Cursor von links nach rechts ziehen und hoffentlich schnell genug sein, um ausweichen zu können. Glückt der Deckungsversuch, kann gekontert werden.
So stumpf die Prämisse dieses äußerst seltsamen und bereits etwas älteren Kampfspiels auch klingen mag, muss ich zugeben, dass wir es hier mit einem ziemlich gelungenen Spiel zu tun haben. Die Buttons sind perfekt platziert und bewirken in Kombination mit den Mausgesten, dass sich Rose & Camellia tatsächlich ein bisschen danach anfühlt, jemandem eine Ohrfeige zu verpassen. Der Spielfluss ist flüssig, jeder nach einem schallenden Peitschenhieb klingenden Schlag eine kleine Belohnung für Präzision.
Natürlich ist die Story vollkommen egal – die Mechanik hätte genau so gut in einem Simulator für häusliche Gewalt funktioniert – aber das aristokratische Setting und die ständig hörbare klassische Musik verleihen Rose & Camellia einen humorvollen Unterton, durch den ich mich auf eine moralisch äußerst verwerfliche Art und Weise unterhalten fühle. Nigoro Games, das Klatschen meiner Hände in den Gesichtern der Blaublütigen ist euer Applaus.
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