Shütshimi: Ein Karpfen sinnt auf Rache
Gebackener Karpfen ist eine fränkische Spezialität. Der ausgenommene Fisch wird der Länge nach halbiert, dann in Bier und Mehl gewälzt und schließlich in jeder Menge Butterschmalz knusprig herausgebacken. Wahre Karpfenkenner schätzen vor allem die Backen des Fisches, die sich mit ein wenig Übung direkt unter den Augen herauspulen lassen. Sie bestehen aus besonders festem Muskelfleisch und erinnern geschmacklich beinahe an Venusmuscheln. Der Karpfen liegt indes tot auf dem Teller und lässt all das mit sich machen – das könnte nicht passieren, wenn er mehr Muskeln und eine Knarre hätte, meinen die Entwickler von Neon Deity Games. In Shütshimi machen sie den Fisch in der Hauptrolle daher zum aufgepumpten Testosteronbolzen, der souverän mit einer Shotgun umgehen kann.
Shütshimi ist im Kern ein horizontales Shoot’em-up, dessen einzelne Spielabschnitte komplett zufallsgeneriert sind. Ein Level dauert jeweils zehn Sekunden, danach werden für weitere zehn Sekunden drei Items eingeblendet, von denen der Spieler jeweils eines wählen muss. Was es bewirkt, ist dabei nicht immer sofort ersichtlich, ein Beschreibungstext hilft aber immerhin dabei, es zu ahnen. Eine neue Shotgun, ein schnelleres Ablaufen der Zeit, eine Verwandlung des Hintergrunds in Game-Boy-Grafik – die Konsequenzen können vielfältig sein. Daneben tauchen immer wieder Bossgegner auf, ein U-Boot beispielsweise, außerdem können aus unerfindlichen Gründen diverse Hüte freigespielt werden. Wer am längsten durchhält, hat den höchsten Highscore und darf sich König der Meere nennen.
Ursprünglich entstand Shütshimi für Ludum Dare 27, das Thema lautete seinerzeit 10 Seconds. Seitdem haben die Entwickler ein wenig an der Präsentation und dem Spielumfang gefeilt, im Wesentlichen ist das Spiel aber gleich geblieben. Gut so, denn wenn sich plötzlich alle Gegner in menschliche Hintern verwandeln oder meinem Fisch zwei zusätzliche Arme wachsen, ist Shütshimi anzumerken, dass die Macher bei der Entwicklung eine kindliche, anarchische Freude gehabt haben müssen. Shütshimi kommt nicht im Bierteig daher und die Backen sind auch nicht essbar – dennoch steckt in diesem blödsinnigen Ballerspiel jede Menge Herzblut.