Teleglitch

Es ist nicht leicht, Angst und Schrecken zu verbreiten. Aber während moderne Horror-Shooter wie Dead Space 3 auf ganzer Linie versagen, kommt aus dem estländischen Untergrund Teleglitch und zeigt, wie bedrohlich Spiele sein können. Es ist eine Offenbarung für alle, die begeistert FTL-Traumata pflegen und titelgebende Ratschläge in Don’t Starve nicht befolgen.

httpvh://youtu.be/7tcxT_WxItE

Das Szenario ist generischer Spiele-Horror: In einer alternativen Zukunft werden Microchips benutzt, um billige Zombie-Arbeitskräfte zu erschaffen. In einer Forschungsanlage läuft der Zombie-Supercomputer Amok und ein Wissenschaftler muss lediglich mit Hilfe einer Brechstange einer Rohrzange einem Schweißgerät einer Pistole entkommen. Teleglitch macht aus diesem Grundszenario einen packenden Überlebenskampf.

Ressourcen sind rar und jeder verschenkte Schuss, der keinen rasenden Zombies ausschaltet, schmerzt. Wenn die Munition für klassische Waffen ausgeht und der Strom an Feinden nicht nachlässt, dann müssen Dosen, Nägel und anderer Müll auf der Forschungsstation herhalten, um behelfsmäßige Waffen und Fallen zu bauen. Die Spannung der Kämpfe lässt auch im weiteren Spielverlauf nicht nach. Es gibt nämlich keinen doppelten Boden in Teleglitch, keine Toleranz für Fehler — nur unbarmherzige Monster.

Wer stirbt, muss wieder von vorne anfangen. Es sei denn, einer der seltenen, weit voneinander entfernten Speicherpunkte wurde erreicht. Beim jedem Start werden die Räume und Korridore der Forschungsstationen per Zufall generiert, um für etwas mehr Abwechslung zu sorgen.

Ich benötigte drei Tage und mindestens vier mal so viele Wissenschaftlerleben, um den ersten Speicherpunkt des Spiels zu erreichen. Trotzdem war das ein Erlebnis, das mir noch kein anderes Spiel in diesem Jahr bescherte. Viel davon hat auch mit dem Grafikdesign zu tun. Auf Screenshots sieht das grobpixelige Teleglitch zugegben wenig einladend aus, in Bewegung ist es aber ein kleines Kunstwerk. Alles, was der Spielcharakter nicht sehen kann, ist in Schwarz getaucht und trotz der Vogelperspektive entsteht eine so dichte Atmosphäre aus dem Zusammenspiel von Licht und Schatten. Es ist nie klar, ob nicht hinter einer Säule, im Gebüsch oder irgendwo hinter ein übersehenen Ecke vielleicht doch eine Horde todbringender Mikrochip-Zombies darauf wartet, den Helden zu zerfleischen.

Was in Teleglitch übrig bleibt ist, die selbst gebaute Dosenkanone im Anschlag zu halten, sich Schritt für Schritt durch die verseuchte Forschungsstation zu arbeiten und hoffen, dass der letzte Schuss im Magazin bis zum nächsten Ausgang reichen wird. Wo andere Spiele scheitern, den Kampf ums Überleben spürbar zu machen, macht Teleglitch alles richtig.